Neuer Anlauf der Lo-Fi-Legenden
Es gab zuerst Zweifel, ob diese Reunion funktionieren kann. Aber Robert Pollard packte die Sache richtig an. Er hat die Leute zusammengerufen, mit denen GBV-Klassiker wie „Bee Thousand“ entstanden sind. Und er hat sich mit ihnen nicht im Studio, sondern in Wohnzimmern oder Garagen verabredet. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass man überall beseeltem Dilettantismus begegnet und nicht etwa dem verkrampften Major-Label-Wohlklang der späten GBV-Jahre. Primitiver psychedelischer Rock wird in „Cyclone Utilities“ aufbereitet, die von schwermütigen Streichern begleitete Ballade „Hang Mr. Kite“ ist eine Grußadresse an R.E.M. und den brillanten Song mit Single-Qualitäten kriegt Pollard auch noch hin. 42 Minuten braucht die Band nur für ihre 21 neuen Titel. Weniger ist mehr.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Hörenswert
Guided By Voices, Let’s Go Eat The Factory (Fire Records / Cargo)
Gute Freunde
Auf ihrem ersten neuen Album seit drei Jahren ist Ani Di Franco nicht allein. Alte Helden wirken mit, darunter Ivan und Cyril Neville sowie Pete Seeger. Vom Agitprop-Altmeister stammt die Grundidee des amerika-kritischen Titelsongs, er zupft auch gleich selbst das Banjo. Von Aufbegehren erzählen auch Songs wie der Groover „Unworry“ mit seinem Appell, der Staatsmacht die Stirn zu bieten. Von hier aus ist es ein weiter, wie immer intensiv zu verfolgender Weg bis zu persönlicheren Tönen. In „Albacore“ etwa klingt die rhythmusvernarrte Sängerin ganz weich und leise, und schlicht verliebt. Wie so oft sind es Di Francos einfachsten Songs, mit denen sie am unmittelbarsten berührt.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Annehmbar
Ani Di Franco, Which Side Are You On? (Righteous Babe / Tonpool)
Gut gereift
Nada Surf bahnen sich konstant ihren Weg in fein schattierten Indiepop mit klugen, zunehmend tiefer blickenden Texten. Das sechste Album der New Yorker um Chorknabenkehle Matthew Caws schlägt dabei aber einen vergnügungsfreudigeren Takt an als zuletzt das introspektive, zarte „Lucky“. Diesmal gehen Caws’ Überlegungen – etwa zum klammen Gefühl, von der „Zukunft eingeholt“ zu werden („The Future“) – mit strahlendem Powerpop einher. Die Sensibilität überträgt sich wie von selbst auf die schlichte Instrumentierung. Darin wirken Nada Surf ähnlich unangestrengt wie andere gut alternde Schrammelrocker, etwa The Weakerthans.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Hörenswert
Nada Surf, The Stars Are Indifferent To Astronomy (City Slang)