Reifes Werk
Nach politischer Mahnung („Trampin'“) und Coverversionen („12 Songs“) schlägt Patti Smith nun einen lyrischeren Ton an. In impressionistischen Epen wie „Constantine’s Dream“ verweben sich gesprochene Passagen mit dem improvisiert wirkenden Bandklang um Lenny Kayes Gitarren; in „Amerigo“ gehen Erzählung und orchestraler Folkrock eine ähnlich natürliche Verbindung ein, während durch die Ausbruchsfantasie „April Fool“ eine leichte Westcoast-Rock-Brise weht. Bei aller Vielfalt wirkt dieses reife Werk auf mühelose Weise konzentriert.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Herausragend
Patt Smith, Banga (Columbia / Sony Music)
Soul-Legende mit neuem Sound
Er hätte jetzt auch ein Retro-Soul-Album machen können. Das würde ihm bei seiner Geschichte jeder abnehmen. Aber Womack vertraute lieber auf Damon Albarn und Richard Russell und ließ sich von ihnen einen Sound produzieren, der die heutige Zeit repräsentiert. Sparsame Pianotupfer und elektronische Atmo-Beats sind meist schon alles, was man hört. Das ist gut so. Man kauft eine Womack-Platte schließlich wegen diesem Naturereignis von Stimme und wegen der rauen Ehrlichkeit, die in ihr steckt.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Hörenswert
Bobby Womack, The Bravest Man In The Universe (XL / Indigo)
Düsterer Trip
Ein heftiger Trommelwirbel setzt ein und übertönt alles. Da muss Sängerin Eleanore Everdell ganz schön gegenhalten, was dazu führt, dass sie einer Siouxsie plötzlich sehr nahekommt. Dieser Einstieg ist ein Hinweis. Konnte man das Debüt noch unter Electro-Pop verbuchen, geht das Duo jetzt auf Tuchfühlung zur düsteren Nachtmusik einer Grimes. So ein Stilwechsel ist immer riskant, aber die beiden New Yorker finden für ihre zehn Songs genügend Variationsmöglichkeiten, übertreiben es nicht und wirken dadurch weiter einladend.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Annehmbar
The Hundred In The Hands, Red Night (Warp / Rough Trade)