Edelmann blüht auf
Nicht nur Kate Moss auf dem Cover erinnert an frühere Zeiten. Nach einer Odyssee, die über Jazz-Standards und Dylan-Songs führte, kehrt der Dandy des Rock wieder in seinen natürlichen Lebensraum zurück. Wegen der Beteiligung von Eno, Manzanera und Mackay hat man vorab schon von einer Roxy Music-Reunion gesprochen, aber das ist zu einfach gedacht. Man ist gut beraten, bei „Flesh + Blood“ und „Boys & Girls“ anzusetzen, in den Achtzigern. Ferry möchte noch einmal mit Lust und Laune das urbane Nachtleben unsicher machen und hat das Dance-Duo Groove Armada gebeten, ihn dabei zu begleiten. Ihre Zusammenarbeit in „Shameless“ ist genauso gelungen wie Tim Buckleys „Song To The Siren“, das diesmal die einzige Coverversion bleibt.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Hörenswert
Bryan Ferry, Olympia (Virgin / EMI)
Novemberpop
Dass man als „Next Big Thing“ des Indie-Pops nicht zwangsläufig von der britischen Insel kommen muss, beweisen die Schweizer mit dem langen Bandnamen. Ihr Debüt klingt mal nach Arcade Fire („Lights Out“), mal nach Interpol („Skeleton Bride“) und im Opener „Eighteen“ sogar fast ein wenig nach Kings Of Leon. Dennoch verlassen sich die beiden Jungs mit ihrer Bassistin keineswegs aufs Nachmachen, sondern haben ihre eigenen, eingängigen Melodien irgendwo zwischen melancholischer Euphorie und euphorischer Melancholie. Wohltuend auch die Produktion des Albums, die so richtig schön handgemacht klingt.
Text: Martin Zeising
tip-Bewertung: Hörenswert
My Heart Belongs To Cecilia Winter, Our Love Wull Cut Through Everything (Chop Records / H’ART)
Frankophiles Heimspiel
Ein viertes Mal verlassen sich Olivier Libaux und Marc Collin auf die gute Idee ihres Debüts: Postpunk-Songs ins zart besaitete Gewand des Nouvelle Chansons zu hüllen. Diesmal nehmen sie sich Titel des französischen New Wave vor wie Mano Negra, Indochine, Lio oder Les Rita Mitsouko: sehr lohnendes Gebiet, hierzulande nur Insidern genau bekannt. Es gibt also viele Entdeckungen zu machen, was auch für viele der Sängerinnen (und einzelner Sänger) gilt, darunter Olivia Luiz, Yelle oder Adrienne Pauly. Der stilsicheren Jukebox fehlt zwar die atmosphärische Dichte eines originären Songschreiber-Albums. Doch das ist Teil des Spiels.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Annehmbar
Nouvelle Vague, Couleurs Sur Paris (Universal)