Frieder Butzmann ist zumindest in Berlin kein Unbekannter. Der 54-Jährige baut seit Jahrzehnten eigene Musikinstrumente, bespielt diese und anderer Leute Gerätschaften und spricht auch vor Studenten darüber. Seine Verortung bei den Genialen Dilletanten wie Neubauten oder Die tödliche Doris mag zwar historisch zutreffen, ist aber vor Butzmanns Bildungshorizont eher irreführend. Was ihn am allermeisten von Musik-Anarchisten als auch -Akademikern unterscheidet: Er ist kompetent und witzig. Das zeigt nun auch wieder sein kleines Lexikon „Musik im Großen und Ganzen“, das der Verlag augenzwinkernd als Ergänzung des Standardwerks „Musik in Geschichte und Gegenwart“ bewirbt. Butzmann packt hier einfach mal alles rein, was aus seiner Sicht in der offiziellen Kulturgeschichtsschreibung zu kurz kommt. In erster Linie sind das er selbst, seine musikalischen Hilfsmittel (Multivibrator-Simultan-Hickhack) und die Musiker, die ihn beflügen (Cage, Stockhausen) oder ihm auf die Nerven gehen (Nina Hagen). Ungeachtet des lexikalischen Aufbaus: ein kurzweiliges Lesebuch des amüsant Abartigen.
Text: Hagen Liebing
Frieder Butzmann „Musik im Großen und Ganzen“, Martin Schmitz Verlag Berlin, 272 Seiten, 18,80 Ђ