Berlin und das Radio. In jeder Generation prägen bestimmte Sender die Stimmung in der Stadt, sie geben den sprichwörtlichen Ton an und das Radio wird zum Spiegel der Befindlichkeit. In der Mauerzeit waren es SFB und RIAS im Westen und DT64 im Osten, in den Wirren der Wendezeit kamen Rockradio B und dann Fritz und 1997 nahm schließlich radioeins das Programm auf.
„Nur für Erwachsene“, lautet der Slogan und mit dem „schönen“ Morgen, den Sondersendungen, den Radiodays, den Top-100-Listen, den Literaturagenten, Knut Elstermanns „12 Uhr Mittags“, der „Hörbar Rust“ und den „Sonntagsfahrern“ sendete sich das Team um Senderchef Robert Skuppin und Musikchefin Anja Caspary tief in die Herzen der Hörer und Hörerinnen. Seit 25 Jahren gehört radioeins zu Berlin und ist ein Glücksfall für die Stadt. Wir gratulieren zum Geburtstag und erinnern mit 12 Fotos an die Geschichte!
Die Intendanten vom ORB und SFB geben den Startschuss
1997 gab es den rbb noch gar nicht – noch existierte die in Mauerzeiten entstandene Teilung der Sendeanstalten. Spätestens nach dem Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 wurde klar, dass West-Berlin neben dem im amerikanischen Sektor angesiedelten RIAS eine eigene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt braucht. Am 1. Juni 1954 nahm der SFB das Programm auf und existierte bis zur Fusion mit dem ORB im Jahre 2003, aus der der rbb hervorging. Schon sechs Jahre zuvor wurde radioeins gegründet. Den Start gaben am 27. August 1997 die damaligen Intendanten bekannt.
Das Dreamteam Skuppin und Lehnert
Wer für den Jugendsender Fritz zu alt wurde, aber immer noch an einer heterogenen Musik interessiert war, fand schnell zu radioeins. Ungewöhnlich waren schon damals der relativ hohe Wortanteil und die vielen eigenständigen Formate, die teilweise in ihrer Form bahnbrechend waren. Helmut Lehnert war Gründungschefredakteur, auf dem Foto sieht man ihn neben dem Moderator und heutigem Programmchef Robert Skuppin.
Superstar des Radios – Jürgen Kuttner
Die Stars des Radios gehörten zu radioeins dazu, so gab es etwa eine Sendung mit dem legendären BBC-DJ John Peel und auch Jürgen Kuttner prägte lange das Programm. Der Sender holte ihn 2013 kurzzeitig zurück ans Mikrofon. Aktuell ist Kuttners „Sprechfunk“ als Podcast zu hören.
Das Dreamteam Skuppin und Wieprecht
Robert Skuppin und Volker Wieprecht: ein stilprägendes Doppel für radioeins. Gemeinsam moderierten sie zunächst das Wochenend-Format „Die schöne Sendung“, später die werktägliche Frühstrecke „Der schöne Morgen“ (bis 2011). 2011 wurde Robert Skuppin Programmchef von radioeins.
radioeins-Institution: Hörbar Rust
Iris Berben zu Gast an der „Hörbar Rust“ von radioeins. Kurz vor ihrem 70. Geburtstag sprach die Schauspielerin mit der Moderatorin Bettina Rust über ihr Leben. Sie erzählte von ihrer Erziehung im Kloster, von harten Strafen, Eitelkeit, Filmküssen und ihrem Sohn als Rettungsanker. Bettina Rust lädt seit mehr als 20 Jahren prominente Gäste ein, die sich in der Sendung vorstellen und ihre Lieblingssongs mitbringen.
Das radioeins Parkfest
Umsonst und draußen: Seit 2012 geht radioeins auch in die Stadt. Im Park am Gleisdreieck gibt es ein wechselndes Programm aus Livesendungen, Konzerten, Comedy und Kino auf der Wiese. Der Park verwandelt sich in so in jedem Sommer zum radioeins-Außenstudio mit Biergarten-Atmosphäre. Rückengymnastik gehört auch dazu. Auch 2022 findet das radioeins-Parkfest statt.
Die radioeins Radioshow
Warum muss es immer das anonyme Studio sein? Bei der radioeins „Radioshow“ wird alles was zu einem Radioprogramm gehört von Hand gemacht und zwar live auf der Bühne des Heimathafen Neukölln. Die Jingles, Nachrichten, Wetter, Verkehr, Werbung, Musik, Hörspiele, einfach alles. Das Publikum schaut den Akteuren und Akteurinnen beim Radiomachen zu. Durch die Abende führen Britta Steffenhagen und Herr von Keil.
„Der schöne Morgen“
Primetime bei radioeins: Seit 2018 sind Julia Menger (li.) und Kerstin Hermes das neue Moderatorinnen-Team vom „Schöne Morgen“. Im Wechsel mit dem Team Tom Böttcher und Marco Seiffert läuft die Sendung von Montag bis Freitag von fünf bis zehn Uhr morgens und ist das Flaggschiff von radioeins.
T.C. Boyle mit Marion Brasch und Jörg Thadeusz
Die Literatur spielt bei radioeins neben der Musik und dem Film – hier tut sich vor allem der „Kino King“ Knut Elstermann hervor, der stets zur Berlinale ein opulentes Filmfest-Radioprogramm moderiert – eine wichtige Rolle. Büchertipps, die „Literaturagenten“, Live-Lesungen und Sondersendungen, etwa mit T. C. Boyle (Foto), stehen für den literarischen Anspruch des Senders.
Musikchefin Anja Caspary
Bis 2014 war der radioeins-Mitbegründer Peter Radszuhn der musikverantwortliche Redakteur des Senders. Er positionierte die Musikauswahl jenseits der kommerziellen Charts und etablierte ein eigenständiges und wiedererkennbares radioeins-Programm. Dazu gehörten die Abendsendungen wie die „Elektro Beats“ mit Olaf Zimmermann, „HappySad“ mit Christine Heise oder „Roots“ mit Wolfgang Doebeling. Radszuhns Motto lautete: „Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik“. Als er 2014 plötzlich verstarb übernahm die radioeins-Moderatorin Anja Caspary (Foto) den Job und brachte Innovationen wie die sehr erfolgreichen „Sommersonntage“ ein, bei denen eine diverse Jury 100 Songs zu einem bestimmten Thema auswählt.
Martin „Gotti“ Gottschild
Humor und Radio, das passt auch im Zeitalter von Podcasts. Auch Jan Böhmermann hatte mal eine Sendung auf radioeins, bis heute ist der Komiker und Moderator Martin „Gotti“ Gottschild auf der Welle zu hören. Für „Gottis Corona-Tagebuch“ – eine satirische Kolumne über den Pandemie-Alltag im Lockdown-Modus, wurde er 2021 mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Da „Gotti“ bei der Preisverleihung nicht anwesend sein konnte (Corona?), nahmen Robert Skuppin und Rolf Kunz von radioeins (mit „Gotti“-Bart) den Preis entgegen.
25 Jahre Radio „Nur für Erwachsene“
25 Jahre radioeins! Im Jubiläumsjahr kann man mit dem Sender in der ganzen Stadt feiern, ob beim Fest im Park am Gleisdreieck oder in der Waldbühne, wo unter anderem Danger Dan, Beatsteaks und Bilderbuch dem Radio „Nur für Erwachsene“ ein Ständchen spielen werden. Wir gratulieren auch!
Dokumentarfilm über radioeins
Eine Erfolgsstory, an die in den Anfängen keiner geglaubt hätte. Der Film „Das schöne Radio – 25 Jahre nur für Erwachsene“ schaut zurück auf kleine Katastrophen, große Erfolge und die Liebe zum Radio. Die Dokumentation Das schöne Radio – 25 Jahre nur für Erwachsene ist in der ARD Mediathek zu sehen.
Mehr Berlin verstehen
So sah Berlin in der Anfangszeit des Radios aus: 12 Farbfotos aus Berlin in den 1940er-Jahren. 12 Fotos aus einer anderen Zeit: So sah Prenzlauer Berg in den 1980er-Jahren aus. Wie war es, in der DDR jung zu sein? Wir zeigen euch die Jugend in Ost-Berlin in 12 Fotos von FDJ über Punks zu Gruftis. Noch mehr Nostalgie? Wer in den 1980er-Jahren in Ost-Berlin gelebt hat, kennt diese 12 Dinge. Ihr lebt schon immer oder zumindest seit einer halben Ewigkeit im anderen Teil der Stadt? Diese 12 Dinge kennt jeder, der in West-Berlin der 1980er gelebt hat.