Musik

Berliner Pop-Hoffnung: CATTs neues Album „Change“

Gefühlvolle Klavierballaden und zum Tanzen animierende Popsongs: Die in Berlin lebende Musikerin CATT deckt eine ganze Spannweite von Genres ab. Schon seit 2018 produziert sie eigene Songs, am 24. März erscheint ihr zweites Studioalbum. So klingt der neue Sound von CATT.

Die Musikern CATT. Foto: Tran Chau
Die Musikern CATT. Foto: Tran Chau

CATT sehnt sich Wandel, Change herbei

„I’m dreaming / That it’s gonna change“, singt CATT in „Change“ auf dem gleichnamigen Album, das Ende März erscheint, „I’m still dreaming / that you gonna change.“ Andere Menschen ändern zu wollen, ist ein müßiges Unterfangen. Gleichzeitig ist das Leben in ständiger Bewegung und der Wandel eine Naturkraft, das wird hier klar. „Change / Change in the sky“, singt sie weiter und sehnt sich die Wandlung herbei. 

Dies ist das Thema, das die Musikerin aus dem niedersächsischen Wendland, die eigentlich Catharina Schorling heißt, umtreibt: „Das Leben bedeutet konstante Veränderung, vor allem in diesen unsicheren Zeiten ist das die Konstante, auf die wir uns verlassen können“, sagt CATT im Gespräch mit tipBerlin. Bewegung, nichts anderes ist auch Musik. In sechs Minuten macht auch der Song eine Wandlung durch, sanfter Indie-Pop wird durch ein E-Gitarren-Solo unterbrochen und wieder durch CATTs Stimme gefangen.

Tiefe Melancholie in drei Minuten

In ihrer selbst produzierten Debütsingle „Moon“ von 2018 sticht das Thema der Veränderung bereits hervor. „See the moon / Changing it’s position / Like you / Going through transition / So don’t you worry, worry, my dear“, singt sie in der soulig angehauchten Klavierballade. Die ständige Bewegung als Trost, diese Botschaft richtete sich an einen Freund, den sie in schwierigen Zeiten unterstützen wollte. 

Dass der Song sich verselbstständigt und auch andere Menschen erreichen würde, ahnte CATT anfangs nicht: „Zu Beginn einer Songidee steht eine Geschichte. Dann geht es irgendwann aber nicht mehr um meine Geschichte oder diesen einen Freund, sondern um das Gefühl, eine universelle Geschichte. Ich denke, so funktioniert Musik. Der Song bekommt ein Eigenleben.“

In den Jahren nach „Moon“ sind es weiterhin vor allem die ruhigen Töne, die CATT auszeichnen. Songs wie „Sea“, „Curiosity“ und „Again“ – die erste Single von ihrem ersten Album „Why, Why“ – konzentrieren sich auf CATTs sanfte und dabei doch starke Stimme, Klavierbegleitung, ruhige Percussion und jazzig anmutende Bläser-Einlagen.

Der Indie-Folk-Charakter ist in dieser Anfangsphase zentral. Eine Stärke, auf die CATT setzt: Im Rahmen des Roger-Willemsen-Stipendiums zog sie sich 2020 ins mare-Künstlerhaus außerhalb Hamburgs zurück und nahm auf eigene Faust das erste Album auf. Das sei wichtig gewesen, „um meine eigene musikalische Sprache zu finden“, sagt CATT. Auch die Instrumente spielte sie selbst ein und experimentierte hier und da mit ungewöhnlichen Geräuschen. Die Songs zeugen von tiefer Melancholie. „But have you ever seen someone stop the time?“, fragt CATT einmal, paradoxerweise in Pandemiezeiten.

Gitarren und Lust, zu tanzen

Nun jedoch hat CATT auf ihrem zweiten Album „Change“ Lust zu tanzen. Dies ist schon auf den bereits veröffentlichten Singles „Wild Heart“ und „No One Ever Tells You“ zu spüren. Sie findet zu einem Pop-Sound, der voller, gereifter und energiegeladener daherkommt. Das mag an der Erfahrung liegen, die CATT über die Jahre gesammelt hat, aber auch an der Tatsache, dass CATT das Album nicht allein produzierte, Gitarrist Felix Anton Remm und der Von-Wegen-Lisbeth-Produzent Aaron Ahrends waren mit im Studio. Zudem holte sie ihre Band dazu und so ist zum ersten Mal bei CATT eine Gitarre zu hören: ein Sound des Aufbruchs und des Frühlings. „Ich bin froh, mit der Band meiner Musik eine neue Farbe hinzufügen zu können. Plötzlich entstand bei der Produktion eine musikalische Konversation, die es so vorher nicht gab“, sagt CATT.

Das heißt aber nicht, dass die verträumte Stimmung, die CATT ausgezeichnet hat, verschwunden ist. Schon das Instrumental-Intro läutet den Eintritt in die Traumwelt ein und auch die gewohnt ruhigen Töne schlägt CATT mit Songs wie „Honesty Lies“, „I’m The Wind“ und „Slow Motion Harmony“ an, hier mit Indie-Country-Gitarren-Gezupfe als Begleitung.

So spielt CATT mehrere Genres durch, ohne sich auf eines festzulegen. CATT rangiert mit ihrer Band leichtfüßig zwischen Pop, Folk, Country, Klavierballaden und Jazz und ist somit – wie sollte es anders sein – ständig in Bewegung. „Letztlich geht es mir darum, ein Spektrum von Gefühlen abzubilden, und die sind vielfältig“, sagt CATT, „dazu gehören Traurigkeit und Schmerz, aber auch Liebe und Freude.“

Der Rückzug in die Natur

Produziert hat sie das Album in einer Potsdamer Villa. Wie schon bei ihrem ersten Album trat CATT den Rückzug an, um sich ganz der Musik zu widmen. Der Künstler, der in der Natur seine Inspiration findet, ist ein altbekanntes Thema. CATT geht es dabei vor allem um den Fokus auf die Musik: „Wenn ich an neuer Musik arbeite, schaffe ich mir einen Raum. Der entsteht, indem ich aus meinem Alltag austrete, raus aus Berlin. Dort gibt es dann nur mich und meine Instrumente.“

Dieses Jahr ist zunächst Schluss mit dem Rückzug: Gemeinsam mit ihrer Band tourt sie durch die Schweiz, Österreich sowie Deutschland und macht selbstverständlich auch in Berlin Halt: Am 16. Dezember tritt sie im Columbia Theater auf. Am 17. Oktober wiederum ist sie Teil des tip-Events „tracks & talk“: Ab 19 Uhr spricht CATT via Livestream über ihre Musik und wird auch live Songs aus ihrem Repertoire spielen.

Konzert

  • CATT im Columbia Theater, Columbiadamm 9-11, Kreuzberg, Sa 16.12., 20 Uhr, VVK: 30,10 €, catt-music.com/de

  • CATT Change (Listen Records)

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