Musical

Der Elvis-Imitator Grahame Patrick lässt den King auferstehen

Grahame Patrick Doyle gehört zu den besten Elvis-Imitatoren der Welt. Fast jeden Tag steht er als „King of Rock ’n‘ Roll“ auf der Bühne. Nun ist er mit „Elvis – Das Musical“ im Estrel zu sehen. Seine Show ist mehr als eine Kopie.

Grahame Patrick gehört zu den besten Elvis-Imitatoren der Welt. Foto: Stars in Concert/Andreas Friese

Ein Leben zwischen Hotelzimmer und Showbühne

tip-Büro, kurz vor Feierabend, der King ruft an.  Grahame Patrick Doyle sitzt im Innenhof eines Hamburger Hotels, trägt Basecap und Polo-Shirt – zwei Stunden hat er noch bis zur großen Show. Es ist Mitte August, sechs Wochen bleibt er in Hamburg. Jeden Tag, außer Montag, steht er zwei Stunden auf der Bühne des St. Pauli Theaters. Danach geht es nach Berlin, ins Estrel, „my second home“, wie der Musiker sagt. Sein Graceland quasi. Einmal blieb er hier elf Jahre am Stück, lebte zwischen Hotelzimmer und Showbühne. Wenn er in den goldenen Anzug, den All-White-Einteiler und all die anderen berühmten Elvis-Outfits steigt, ist er der King der Tribute-Show „Stars in Concert“.

Im „Heartbreak Hotel“ an der Sonnenallee wechseln sich seit der Uraufführung 1997 die weltbesten Imitator:innen ab, singen gemeinsam Weihnachtslieder, bringen etwas Las Vegas in die unglamouröseste Ecke von Neukölln. Louis Armstrong, Aretha Franklin, Blues Brothers, Marilyn Monroe, Michael Jackson, Cher, Robbie Williams, Madonna – starke Konkurrenz aus allen Jahrzehnten der Pop-Geschichte, doch Elvis ist nun mal Elvis.

 Grahame Patrick fühlt sich wohl in Berlin: Hier inkognito im Estrel. Foto: Imago/Maurizio Gambarini

2027 ist der echte King ein halbes Jahrhundert tot. Trotzdem erscheinen bis heute ständig neue Blockbuster, Dokumentationen, Bücher, Vinyl-Boxen, Compilations und Fan-Artikel. 2022 hat Baz Luhrmann Elvis’ Leben verfilmt, und 2024 erschien mit Sofia Coppolas „Priscilla“ eine Art Gegenstück. Sogar die Rolle des Elvis-Doubles taucht öfters in Filmen und Serien auf. In der Komödie „Elvis Has Left the Building“ werden die Imitatoren zur Bedrohung. In der Biker-Serie „Sons of Anarchy“ tritt einer der Protagonisten gelegentlich als Clubhouse-Elvis auf, unvergesslich sind auch die Elvis-Stuntmänner in „Absolute Giganten“. Das Interesse klingt nicht ab, der King of Rock’n’Roll ist allgegenwärtig.

Elvis-Imitator Grahame Patrick geht auf die Bühne wie andere ins Büro

„Ich wünschte, er würde noch leben, dann hätte ich weniger zu tun“, sagt der „best Elvis since Elvis“, wie Doyle immer wieder bezeichnet wird. „Ich gehe auf die Bühne wie andere ins Büro. Allerdings bekomme ich Applaus dafür.“ Ein Traumjob? Der Blick auf seine Biografie zeigt, dass man auf dem Weg an die Spitze ein richtiger „Hound Dog“ sein muss. Bevor der gebürtige Ire auf die Tribute-Industrie stieß, zog er mit Irish-Folk und Rock’n’Roll durch die Bars und Clubs von Toronto. Schon immer war er ein großer Elvis-Fan gewesen. „Ich kannte meinen Helden gut genug, um seine Tricks zu lernen.“ Das Zucken in der linken Oberlippe, die Rubber Legs und natürlich den Hüftschwung. Plötzlich hieß es „Viva Las Vegas“. In der Stadt der Sünde spielte er 18 Jahre lang bei „Legends in Concert“ mit, der berühmtesten Tribute-Show der Welt. Sieben Jahre davon zwei Auftritte pro Nacht. „Meine Kostüme hatten nicht mal Zeit zum Trocknen“, sagt der Power-Performer. Presleys Motto „Taking Care of Business“ gilt auch für seine Nachfolger.

„Elvis – Das Musical“: Sogar ein alter Wegbegleiter vom King ist dabei

Ed Enoch vom Stamps Quartet stand mit Elvis Presley und Grahame Patrick auf der Bühne. Foto: Imago/Karina Hessland

Seit 2004 tourt Doyle mit „Elvis – Das Musical“ um den Globus. Originalaufnahmen, Choreografien und Schauspielszenen führen durch das Leben des ersten globalen Superstars der Welt. Sogar ein alter Weggefährte des Kings ist dabei: Ed Enoch stand mit dem Stamps Quartet bei mehr als tausend Konzerten neben dem echten Elvis auf der Bühne und sang bei Hits wie „Always On My Mind“ und „Burning Love“ mit. „Es ist eine unglaubliche Ehre“, sagt sein neuer Frontsänger, „ich verstehe, warum Elvis so viel von ihm hielt.“

Doyle lernt immer noch und jagt nach der perfekten Show.  Denn sein Job ist kein Nachmachen, sondern eine Charakterstudie und Hommage: Er tanzt, singt, schwitzt, spielt Gitarre, treibt seine Band an, holt alte Stars auf die Bühne, bringt Fans zum Weinen und Lachen, und beweist sechs Tage die Woche, warum Elvis unsterblich ist. Alles live, alles echt und persönlich gefärbt. „Auch wenn ich im Kostüm stecke, bin ich doch ich selbst.“

  • Elvis – Das Musical Estrel Showtheater, Sonnenallee 225, Neukölln, bis 20.10., Premiere war 2004, seitdem regelmäßig Wiederaufnahmen im Estrel und an vielen Orten weltweit, Tickets ab 49 €, online

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08.10.2024 - 11:07 Uhr

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