Zum 20. Jubiläum veröffentlicht die Rostocker Punkband Feine Sahne Fischfilet mit „Wir kommen in Frieden“ ihr siebtes Album, das erneut politische Statements mit harten Riffs und ordentlich Krach verbindet. Doch das Album enttäuscht – zumindest teilweise. Statt frischer Impulse liefert es altbekannte Muster und nur wenig Überraschendes.
Feine Sahne Fischfilet verbinden seit 20 Jahren Punk und Politik auch auf ihrem neuesten Album „Wir kommen in Frieden“
Auch nach zwei Jahrzehnten bleibt der inhaltliche Kern der Lieder im Wesentlichen gleich. Gesellschaftskritische Themen wie Rechtsruck und Ausländerfeindlichkeit werden weiterhin in einem popmelodisch-energiegeladenen Punkrock-Gewitter inszeniert – begleitet von triumphaler Trompete und einer Prise Selbstironie. Damit bleibt die Band zwar ihrem Stil treu, zeigt jedoch weder inhaltlich noch musikalisch eine spürbare Weiterentwicklung. Die Songs ähneln sich im Aufbau und in der Melodieführung, was dem Album insgesamt an Abwechslung fehlen lässt.
Darüber hinaus blickt die Band auf dem Album mit spürbarer Nostalgie auf ihre lange Geschichte zurück – von den Anfängen als Schülerband in Mecklenburg-Vorpommern bis hin zu einem festen Bestandteil der linken Punkrock-Szene Deutschlands. In den vielen Jahren hat Feine Sahne Fischfilet einiges erlebt – im positiven wie im negativen Sinne. So wurde die Band vom Verfassungsschutz zeitweise als „linksextremistisch“ eingestuft und mehrere Jahre lang beobachtet. Seit 2016 organisiert die Band das Festival Wasted in Jarmen, das jedes Jahr mehrere Tausend Besucher in die 3.000-Einwohner-Gemeinde zieht.
„Wir kommen in Frieden“ – Was euch erwartet
Mit dem Intro „Wir kommen in Frieden“ machen Feine Sahne Fischfilet deutlich: Es wäre heute nicht so, wie es ist, wenn es damals nicht so gewesen wäre, wie es war. Die Band vergisst ihre Wurzeln nicht – trotz ihres Erfolgs. Sie wissen, woher sie kommen und was sie ausmacht.
Ein besonderes Highlight des Albums ist der Song „Haut an Haut“, den Frontmann Jan „Monchi“ Gorkow seiner Tochter gewidmet hat. Hier zeigt er sich von seiner sensiblen Seite – in einer berührenden Ballade über das Vatersein, eingebettet in ein ansonsten von Power-Akkorden getriebenes Album. Ein ruhiger Moment, der zum Innehalten einlädt.
Insgesamt ist „Wir kommen in Frieden“ ein solides Album, das – wie gewohnt – mit guten Absichten daherkommt, letztlich jedoch an seiner eigenen Vorhersehbarkeit scheitert. Aktuelle Themen wie Rechtsradikalismus und Rassismus sind zweifellos so relevant wie nie zuvor. Für treue Fans mag das Album ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Band darstellen – für alle anderen jedoch bleibt es ein weitgehend uninspirierendes Hörerlebnis.
- Feine Sahne Fischfilet Wir kommen in Frieden (Plattenweg Tonträger/Warner)
- Feine Sahne Fischfilet live in der Parkbühne Wuhlheide An der Wuhlheide 187, Oberschöneweide, Sa 19.7., 19 Uhr, Infos und Tickets hier
Mehr Musik
Zum Jubiläum treten sie in der Philharmonie auf: Ein Interview mit der Band Erdmöbel, die es seit 30 Jahren gibt. Sie spricht über Freundschafts-Heartbreak und Vogelbeobachtung. Wir haben Albertine Sarges zum Interview getroffen. Feiert die lesbische Liebe: Die Berliner Rapperin Ebow im Porträt. Männlich dominierte Festival-Line-ups: „Dass keine Frau dabei ist, fällt oft nicht mal auf“, sagt Rike van Kleef, die die erste Studie zur Repräsentanz auf deutschen Festivalbühnen durchgeführt hat. Die mächtigste Frau in der deutschsprachigen Musikbranche ist Berlinerin: Wir haben Spotify-Chefin Conny Zhang zum Interview getroffen. „Das Album ist eine Liebeserklärung an Berlin, vielleicht noch mehr als das erste“, sagt Paula Hartmann. Wir trafen sie kurz vor der Veröffentlichung von „kleine Feuer“ zum Interview. Bloß nicht verpassen: Unsere Konzerte der Woche und die schönsten Festivals in und um Berlin.