Oasis sind zurück und kündigen die ersten Live-Shows in UK und Irland seit 16 Jahren an. Jetzt mal ganz ehrlich, wollt Ihr euch das wirklich antun? Wollt ihr grölende und halbnackte Männer mit Bierbäuchen, die sich in den Armen liegen, lauthals mitsingen und knapp anliegende Band- und Fußball-Shirts tragen? Männer, die schon um 15 Uhr im Pub abhängen, obwohl das Konzert erst abends stattfindet? Schaut man sich die Dokumentation zur Oasis-Live-DVD „Familiar To Millions“ an, kann man schnell den Glauben an die Menschheit verlieren. Enthemmte Briten, sich prügelnd und bierselig taumelnd auf dem Weg zum Stadion, das soll das „Cool Britannia“ sein, das 1995 mit der Platte „(What’s The Story) Morning Glory“ so gefeiert wurde und Noel Gallagher zwei Jahre später zu einem Handschlag mit dem damaligen britischen Premierminister Tony Blair in der Downing Street No. 10 führte?
Oasis Reunion 2025 – Bier trinken, Songs mitsingen und die Menschheit umarmen
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Doch genau das wollte ich, als die Meldung von der Reunion von Oasis viral ging. Ein Bier exen, einen Gin Tonic trinken, einen sinnlosen Text mitsingen und die Menschheit umarmen. Als weltweit die Online-Portale den guten Ausgang des öffentlich vorgetragenen Bruderzwists verkündeten – auch wenn er mit Millionen Pfund fürstlich entlohnt wird – war mir erstmal alles andere egal. Egal, dass Reunions oft peinlich sein können, dass sicherlich wieder gestichelt wird, über die dummen Lads aus Manchester, dass wieder der Blur-vs-Oasis-Streit hervorgekramt wird. Also, ehrlich, wen interessiert das?
„Roll With It“, „Supersonic“, „Champagne Supernova” oder „Whatever” … soll ich die Liste wirklich fortführen? Hymnen für eine ganze Generation, so breit wie der genölte Gesang von Liam, so hymnisch wie die Soli von Noel, Hits auf den Schultern von Giganten. Er habe nicht schneller spielen können, hat er mal fast entschuldigend über die naserümpfende Konkurrenz gesagt, und eigentlich war es ihm auch egal, denn er schrieb die Hits, er zog die Asse nur aus dem Ärmel „Don’t Look Back in Anger“, „Wonderwall“ oder „Live Forever“. Selbst die B-Seiten waren so genial, da hätten andere Bands ihre Seele für verkauft.
Ich war dabei 1994 im Loft am Nollendorfplatz, als Liam übel gelaunt über das „Shithole“ Berlin herzog
Ich war dabei 1994 im Loft am Nollendorfplatz, als Liam übel gelaunt über das „Shithole“ Berlin herzog und warum sie hier noch immer in so kleinen Clubs spielen mussten, als der Verstärker von Noel so laut war, dass er schon im Ruhemodus gefährlich dröhnte, als selten ein Feedback so glücklich machen konnte. Dann Huxleys, dann Deutschlandhalle, die Klimax mit dem Koks-Album „Be Here Now“, und wieder zurück.
Die Band hatte sich überhoben, der Ruhm (die Drogen) deckte den Leerlauf auf, das Brudergeplänkel wirkten auf einmal albern, die Platten wurden schwächer. So groß die Bühnen wurden, so weit entfernten sich nicht nur die Mitglieder voneinander. Als 2009 endlich Schluss, die Gitarren endlich zerdroschen und der Riss unübersehbar war – da hatte die toxische Beziehung ein Ende.
Jetzt also wieder Konzerte in England, in Cardiff, natürlich In Manchester, natürlich in Wembley. Was der Auslöser für die Reunion war, wir werden es in den nächsten Wochen oft genug zu hören bekommen? 30 Jahre „Definitely Maybe?“ oder 30 Jahre „What’s The Story (Morning Glory)”. Oder liefen die Soloplatten von Liam und Noel doch nicht so gut? Ist Bonehead dabei? Oder Guigs? Wird es eher rauer wie auf dem Debüt (mein Favorit) klingen oder doch eher beatlesker wie auf der „Morning Glory“?
Ich rufe jetzt meinen Kumpel Sascha an, der war mal der Sänger von Jackethive, die Band aus Berlin, die in den 1990er-Jahren mal so einen Hauch von Madchester-Feeling in Berlin fabrizierte und der Liams vokale Eigenheiten doch recht nahekam. Der Späti hat ja immer auf. Und ich gehe am nächsten Samstag (31. August) ins Bohnengold, um mit Spencer vom Karrera Klub 30 Jahre ebenjenes Debüt abzufeiern. Und natürlich die Reunion? Oder ich höre am Sonntag Radioeins und die Britpop-Top-100.
Und ich hatte doch mal irgendwo ein Oasis-Shirt. Passt das noch?
Oasis live 2025
Juli 2025
4. – Cardiff, Principality Stadium
5. – Cardiff, Principality Stadium
11. – Manchester, Heaton Park
12. – Manchester, Heaton Park
19. – Manchester, Heaton Park
20. – Manchester, Heaton Park
25. – London, Wembley Stadium
26.- London, Wembley Stadium
August 2025
2. – London, Wembley Stadium
3. – London, Wembley Stadium
8. – Edinburgh, Scottish Gas Murrayfield Stadium
9. – Edinburgh, Scottish Gas Murrayfield Stadium
16. – Dublin, Croke Park
17. – Dublin, Croke Park
- Tickets für die Konzerte werden am Samstag, 31. August, ab 9 Uhr unter www.ticketmaster.co.uk, www.gigsandtours.com und www.seetickets.com verkauft.
- Tickets für Dublin sind am selben Tag ab 8 Uhr unter www.ticketmaster.ie erhältlich.
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