Musikprojekt

Pisitakun Kuantalaeng bringt Thailands Protest-Sound nach Berlin

Der thailändische Künstler Pisitakun Kuantalaeng arbeitet derzeit in Berlin und wird im Rahmen der „Common Ground“-Reihe sein Projekt „The Three Sounds Of Revolution“ vorstellen, in dem er sich mit Protestkultur und revolutionären Liedern auseinandersetzt. Bei dem Event wird er von der DJ und Produzentin Wanton Witch und dem Künstler Ariel William Orah unterstützt. Kuantalaeng stellt grundlegende und zunehmend globale Werte in Frage, beklagt aber nicht nur die Korruption in seinem Heimatland und verzichtet auf die Thailand-typischen Klischees vom idyllischen Urlaubsparadies.

Der thailändische Künstler Pisitakun Kuantalaeng. Foto: Leonor Prada
Der thailändische Künstler Pisitakun Kuantalaeng. Foto: Leonor Prada

Pisitakun Kuantalaeng: „Zu dieser Zeit war Berlin für mich eine düstere Stadt“

tipBerlin Pisitakun Kuantalaeng, Dein Projekt ist Teil der „Common Ground“-Reihe in der daadgalerie, bevor wir über darüber sprechen, kurz etwas anderes. Du wurdest in Thailand geboren, hast aber immer wieder in Berlin gearbeitet, wie ist dein Verhältnis zu der Stadt?

Pisitakun Kuantalaeng Ich kam 2015 zum ersten Mal hierher. Damals kam mir Berlin als interessante Stadt vor. Ich verbrachte die meiste Zeit in verschiedenen Veranstaltungsorten und hörte Musik. Man könnte sagen, dass Berlin eine große Rolle in meiner musikalischen Entwicklung spielte und auch mit meiner Herangehensweise, mit verschiedenen künstlerischen Formaten zu experimentieren.

tipBerlin Was machst du in Berlin, wenn du nicht an deinem Projekt arbeitest?

Pisitakun Kuantalaeng Während des Projekts versuche ich, freie Zeit zu finden. Ich habe im Januar angefangen, hier zu arbeiten. Zu dieser Zeit war Berlin für mich eine düstere Stadt, mit einem harten Klima und einer nicht so lustigen Atmosphäre. Ich blieb meist in meinem Zimmer und recherchierte. Nur am Wochenende ging ich mit Freunden auf Partys oder fuhr Fahrrad. Seit der Winter vorbei ist und die Sonne rauskommt, gehe ich oft zum Tempelhofer Feld.

tipBerlin Dein Projekt ist komplex, vielleicht kannst du das Thema erläutern und wie du es künstlerisch angehst?

Pisitakun Kuantalaeng Ich interessiere mich für politische und gesellschaftliche Veränderungen. Mein aktuelles Interesse gilt allgemein Protest- und Revolutionsliedern aus verschiedenen Regionen der Welt und im Speziellen der Kultur von Protestliedern in Thailand. Das Projekt heißt „The Three Sounds Of Revolution“. Konkret werden die revolutionären Lieder in drei Unterprojekten präsentiert. Das Konzept folgt den drei Prinzipien oder drei Fingern, die die Proteste in Thailand und in vielen anderen Ländern symbolisieren.

„Aspekte der Solidarität in Protest- und Revolutionsliedern“

tipBerlin Welche drei Prinzipien sind das?

Pisitakun Kuantalaeng In „Index Sound“ geht es darum, die Aspekte der Solidarität in Protest- und Revolutionsliedern zu finden, indem eine KI hinzugenommen wird, die für die Erstellung von Protestliedern verwendet werden kann. Damit kann jeder revolutionäre Lieder komponieren. Bei „Middle Sound“ geht es um die Verbindung von Protestliedern mit der Gesellschaft. Dafür habe ich internationale Künstler eingeladen, Protestlieder aus ihren Ländern zu remixen. So werden die Lieder in soziale Bereiche hineingetragen, in denen sie zuvor nicht stattfanden, beispielsweise in Clubs oder auf Partys. In „Ring Sound“ erforsche ich schließlich Protestlieder, die in Thailand ab den 1970er-Jahren entstanden sind.

tipBerlin Ich denke, dass die meisten Menschen in Berlin nicht gut über die aktuelle politische Situation in Thailand informiert sind. Kannst du uns etwas Kontext geben?

Pisitakun Kuantalaeng Wenn man sich die politischen Standards vieler Länder ansieht, kann man sehen, dass die thailändische Politik wichtige Variablen hat, die speziell sind, nämlich die Monarchie und das Militär. Als Gegner der Demokratie dringen sie in den politischen Raum ein, um das parlamentarische System zu kontrollieren – durch Staatsstreiche, Eingriffe in das Rechtssystem und Verfassungsänderungen. Den Menschen werden daher ihre Rechte und Freiheiten im eigenen Land entzogen.

tipBerlin Am 10. Juni findet in der daad Galerie das Projekt „Do you Hear the People’s Sound“ statt. Was erwartet dort das Publikum?

Pisitakun Kuantalaeng Ich stelle dort das Projekt vor und bin daran interessiert, dass das Publikum an der Präsentation teilnimmt. Ich habe Wanton Witch und Ariel William Orah zu der Veranstaltung eingeladen. Ariel ist ein Künstler, der mich interessiert, und er kann auch gut Karaoke singen, was für diese Veranstaltung gut geeignet ist. Wanton Witch ist DJ und Produzentin mit einer hypersensiblen Herangehensweise an Klang und Performance. Das gefällt mir, deshalb habe ich sie eingeladen.

  • Do you hear the people’s sound Pisitakun Kuantalaeng mit DJ Wanton Witch und Ariel William Orah, daadgalerie, Oranienstraße 161, Kreuzberg, Sa 10.6., 18 Uhr, mehr Informationen hier
CHINABOT · Pisitakun – MoMoNarNarChy

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