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Robert Stadlober vertont Texte von Kurt Tucholsky und spielt im Renaissance-Theater

Als Schauspieler ist Robert Stadlober gut bekannt, dass er schon lange auch Musik macht und ein Label betreibt, wissen eher die Fans. Jetzt hat sich der Österreicher, der in Berlin aufgewachsen ist und mittlerweile in Wien lebt, dem legendären Satiriker, Publizisten und Schriftsteller Kurt Tucholsky angenommen, und aus dessen Texten ein wunderbares Album mit dem Titel „Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut“ gemacht, dass im August bei Staatsakt erschienen ist. Aktuell ist Stadlober mit den Tucholsky-Songs auf Tour und wird im ehrwürdigen Renaissance-Theater auftreten.

Der Country-Gentleman Robert Stadlober verton Texte von Kurt Tucholsky. Foto: Privat
Der Country-Gentleman Robert Stadlober verton Texte von Kurt Tucholsky. Foto: Privat

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Robert Stadlober: „Berlin ist ein einziger, riesiger Melting Pot.“

tipBerlin Herr Stadlober, zu Tucholsky kommen wir gleich. Man kennt Sie ja in erster Linie als Schauspieler, dabei begleitet Musik Sie eigentlich schon immer. Sie lernten als Kind Geige, spielen in Bands, betreiben ein Label. Wollten Sie mal Musiker werden?

Robert Stadlober Ich würde behaupten, dass ich immer Musiker war. Musiker ist man ja ab dem Moment, wo man ein Instrument in die Hand nimmt und irgendwelche Klänge da rausholt. Mein größter Traum war als Teenager, weltweit mit meiner Grunge-Band die Menschen zum Weinen zu bringen. Aber dann ist die Musikindustrie kollabiert und es wurde klar, dass ich zum Brötchenverdienen noch was anderes machen muss.

tipBerlin Sind Sie im Nachhinein froh, dass es nicht so richtig hingehauen hat mit der Musik?

Robert Stadlober Ja, ich bin sehr zufrieden. Dadurch konnte ich halt auch die Musik machen, die ich machen wollte und hatte da keine großen kommerziellen Ansprüche von irgendwelchen Instanzen von außen. 

Stadlober sing Tucholsky: „Mein John Cale ist acht Jahre alt und ein Mädchen. “

tipBerlin Jetzt also Tucholsky, Vertonungen von den Gedichten des großen Berliner Publizisten, kritischen Autors und Dichters. Aber warum er, warum jetzt?

Robert Stadlober Vor zwei Jahren habe ich einen Kinofilm gemacht, in dem ich Joseph Goebbels gespielt habe („Führer und Verführer“, Kinostart war am 11. Juli, Anm. d. Red.) und danach war ich ganz schön voll mit Nazi-Dreck, mit dem ich natürlich da arbeiten musste. Und dann bekam ich von einem Festival in Stuttgart das Angebot, ein Tucholsky-Programm zu machen. 

tipBerlin Daraus entstand die Platte „Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut“?

Robert Stadlober Nicht sofort, zuerst habe ich gedacht, ich mache eine Zusammenstellung meiner liebsten Prosatexte und vielleicht schaffe ich noch ein, zwei Lieder. Doch da hatte ich mir gerade eine neue Gitarre gekauft, und in der neuen Gitarre waren viel mehr Lieder drin, und so wurde es aus Versehen eine Platte.

tipBerlin Wie sind Sie bei den Arrangements vorgegangen? Ich höre Bob Dylan und Element of Crime heraus und auch eine Velvet-Underground-Geige.

Robert Stadlober – Zuckerbrot & Peitsche (Official Video)

Robert Stadlober Ja, die Geige hat meine Tochter gespielt. Mein John Cale ist acht Jahre alt und ein Mädchen. Das stimmt alles, und ich würde noch Tom Petty dazunehmen. Tucholsky ist dieser Ur-Berliner, aber es gibt in seinen Gedichten relativ viele Anglizismen, der hat sich sehr für die USA interessiert und für die aufkommende Jugendkulturen, Swing und Jazz und so, er war nicht so eng eingezäunt in einem deutschen Jägerzaun wie andere in der Zeit.

tipBerlin Was hat Tucholsky uns heute zu sagen?

Robert Stadlober Viele Texte beschäftigen sich mit Berlin, zumindest oberflächlich. Aber eigentlich sind die Gedichte immer auch eine Metapher fürs große Ganze. Für die Stadt, in die aus allen Gegenden der Welt damals schon die Leute hingereist sind und dort für kurze oder längere Zeit gelebt haben. Berlin ist ein einziger, riesiger Melting Pot. Mit all den Vor- und Nachteilen. Das ist eine Metapher für Energie, für Freiheit, für Kunst, für dieses Durcheinanders und das Nebeneinander von verschiedenen Lebensentwürfen.  

  • Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut Robert Stadlober vertont Texte von Kurt Tucholsky, die Platte erschien am 30.8. auf Staatsakt
  • Renaissance-Theater Knesebeckstr. 100, Charlottenburg, Mi 11.9., 19.30 Uhr, weitere Informationen hier

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