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Rosalía veröffentlicht „Berghain“-Song: Was steckt dahinter?

Der neue Song von Rosalía heißt „Berghain“. Das kryptische Video und der deutschsprachige Text werfen viele Fragen auf. Konkrete Bezüge zu Berlins berühmtestem Club lässt der spanische Superstar aus. Trotzdem dürfte die Nachtleben-Operette die spannendste Hommage sein, die die Feierkultur der Hauptstadt je erhalten hat.

Schnelle Brille und schwarzes Kopftuch: Rosalías Berghain-Look? Foto: Imago/Guerin Charles ABACA

Die erste Single-Auskopplung des neuen Rosalía-Albums „Lux“ heißt „Berghain“. Für den orchestralen, fast schon arienhaften Song arbeite die katalanische Musikerin mit der isländischen Künstlerin Björk und dem US-Produzenten Yves Tumor zusammen. Eine tanzbare Nachtleben-Hymne hat das schräge Trio, anders als der Titel vermuten lässt, nicht geschaffen. Statt Reggaeton-Beats und Flamenco-Geklatsche gibt es dramatische Streicher und Paukenschläge vom London Symphony Orchestra.

Über dem wütenden Staccato singt ein bombastischer Chor. Auf deutsch! „Seine Angst ist meine Angst. Seine Wut ist meine Wut. Seine Liebe ist meine Liebe. Sein Blut ist mein Blut“. Wie man es aus klassischen Operetten kennt, übernimmt die Hauptfigur im Anschluss selbst. Rosalía trillert fast wie in Mozarts „Zauberflöte“. „Die Flamme dringt in mein Gehirn. Wie ein Blei-Teddybär. Ich bewahre Dinge in meinem Herzen auf. Deshalb ist mein Herz so schwer“, singt sie.

Rosalías „Berghain“: Rausch ohne Tanzen

Im Musikvideo sieht man die in Barcelona geborene Musikerin beim Wäschebügeln und Bettenmachen. Nicht auf dem Dancefloor. Aus der Altbauwohnung geht es zum Arzt, hier wird das schwere Herz untersucht. Mit dem Bus fährt die Sängerin von Station zu Station. Das Orchester weicht ihr nicht von der Seite. Beim Juwelier legt die Sängerin ihren Kopf auf den Tresen. Tauscht sie nach einer gescheiterten Liebe in Berlin ihren Verlobungsring ein, oder hat sie einfach nur einen höllischen Kater von einer langen Nacht im Berghain?

Gerüchten zufolge soll Rosalía tatsächlich mit dem Berliner Schauspieler Emilio Sakraya zusammen sein. Vielleicht ist ihre neue Single nicht nur eine Hommage an den berühmten Club, sondern auch an die Heimatstadt ihres Geliebten? Die Beziehung ist nicht bestätigt, genau so wenig wie die Frage, ob Rosalía tatsächlich mal im Berghain gewesen ist.

Erkenntnis oder Horrortrip?

Im zweiten Teil des monumentalen Musikvideos kehrt sie alleine in ihre Wohnung zurück. Das Orchester muss zum ersten Mal draußen bleiben. Zuhause ist plötzlich alles düster. Kein Licht fällt durch die Fenster, die weißen Wände sind mit Bäumen bemalt. Reh, Fuchs, Waschbär, Kauz und andere Tiere des Waldes gesellen sich zu Rosalía, die plötzlich ein weißes Kleid und ein rotes Schleifchen trägt. Eine weitere Anspielung auf Deutschland? Neben Mozarts Opern taucht sie nun scheinbar auch in die Grimmsche Märchenwelt ein. Oder sie hat einen hammerharten LSD-Trip im Berghain. Das Rotkehlchen singt mit Björks Stimme. Ein kleiner Trost. Ein schöner Rausch? Oder völlige Reizüberflutung?

Zum großen Finale erklingt immer wieder Yves Tumors verzweifelte Stimme. „I fuck you, till you love me, I fuck you, till you love me, I fuck you, till you love me“. Die Augen des Rehs werden schwarz und schmelzen. Setzt der Horrortrip ein? Oder folgt die harte Erkenntnis, dass der Hedonismus doch nicht alles ist? Rosalía liegt im Bett, alleine, zugedeckt. Durch ihren Kopf rauschen die Tiere. Schlafen wird sie sicherlich nicht können. Am Ende steigt eine Taube aus dem Schlafzimmer in den Himmel. War das am Ende alles doch zu viel? Das Herz wiegt ja schwer.

Viele Fragen und eine Antwort: Dieses Musikvideo ist ein Meisterwerk! Auch wenn kein einziger klarer Bezug zum Berghain hergestellt wird, ist dieses kleine Opus die vielleicht spannendste, sicherlich aber rätselhafteste Hommage, die der berühmte Club und das Berliner Nachtleben je erhalten hat. Ob sich Rosalía in einem der restlichen 17 Songs ihres neuen Albums „Lux“ erneut im Rausch der Hauptstadt verirrt, bleibt abzuwarten.

  • „Lux“ von Rosalía erscheint am 7. November auf Columbia Records

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