Musikgeschäft

Synthesizer-Fachgeschäft SchneidersLaden zieht in die Räume von Musik Bading

Mit SchneidersLaden führt Andreas Schneider das vielleicht weltweit beste Fachgeschäft für Synthesizer, Modularsysteme und alles, was Elektronik-Tüftler begehren. Jetzt ist er von Kreuzberg nach Neukölln gezogen, in die Räume der legendären Musikalienhandlung Musik-Bading.

Lässt die Synthie-Musik in Rixdorf spielen: Andreas Schneider, Chef von SchneidersLaden. Foto: Angela Kröll
Lässt die Synthie-Musik in Rixdorf spielen: Andreas Schneider, Chef von SchneidersLaden, der nun die Räume von Musik-Bading bezogen hat. Foto: Angela Kröll

Plötzlich war da wieder Leben im Gebäude: Musik-Bading ist wieder da!

Plötzlich war da wieder Leben im Gebäude: Musik-Bading ist wieder da! Nach dem Brand in der Silvesternacht 2018 war die Trauer groß: 99 Jahre nicht nur Neuköllner, sondern Berliner Musikgeschichte schienen ein tragisches Ende gefunden zu haben. Und obwohl die Betreiberfamilie Bading – der auch das Haus auf der Karl-Marx-Straße gehört, in dem das legendäre Musikfachgeschäft beheimatet war – wieder aufbauen wollte, schien wenig zu passieren. Seit einigen Wochen kann man wieder hineingucken in die Fenster des Musikhauses. Nur statt Gitarren und Geigen stehen heute Synthesizer und Modularsysteme im Verkaufsraum. Ein Zeichen der Zeit? Ja – und nein. Denn wo „Musik-Bading“ noch draußen dransteht, ist eine andere, etwas jüngere Berliner Legende eingezogen: SchneidersLaden. 

„Ein Musikfachgeschäft hat eine tiefere gesellschaftliche Funktion, als nur ein Musikfachgeschäft zu sein“, sagt Andreas Schneider, der aus einem kleinen Fachhandel eine weltweit anerkannte Adresse für Synthesizer aus dem Boden gestampft hat. Ein Musikfachgeschäft, das sei auch ein Begegnungsort für die Kreativen – und so einen Ort zu schaffen, das sieht Schneider als seine Aufgabe. 

Der Showroom am Kottbusser Tor ist zu einem Pilgerort geworden

Sein Showroom am Kottbusser Tor ist zu einem Pilgerort für all jene geworden, die handgemachte elektronische Musik lieben. Auch wenn das nach einem Widerspruch klingt: Statt Sounds aus dem Computer kommen die Geräusche hier aus Synthesizern und Sequenzern, die elektronische Impulse manipulieren. Wer sich darunter noch nichts vorzustellen vermag, kann alle zwei Wochen Einsteigerworkshops im Kreuzberger Stammladen besuchen, und vielleicht bald auch im Musikhaus Bading oder in der anderen neu entstehenden Adresse, einer alten Apotheke am Alfred-Scholz-Platz, ebenfalls in Neukölln. 

Standort Karl-Marx-Straße, Neukölln: Musikalienhandlung Bading im Jahr 2022, bevor das Synthesizer-Fachgeschäft SchneidersLaden die traditionsreichen Räumlichkeiten bezog. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Standort Karl-Marx-Straße, Neukölln: Musikalienhandlung Bading im Jahr 2022, bevor das Synthesizer-Fachgeschäft SchneidersLaden die traditionsreichen Räumlichkeiten bezog. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Wenn Andreas Schneider so erzählt, während er durch Neukölln von Apotheke zum Musik­haus-Bading läuft, ist seine Begeisterung ansteckend. „Hier, kennst du die schon?“, sagt er und steigt in einen neuen Kellerladen in der Richardstraße hinab, wo vor wenigen Monate eine Werkstatt für Lauten- und Holzblasinstrumente eingezogen ist. „Hier gibt es mehr Musiker als Sand auf der Straße“, sagt er und lacht.

Neukölln blickt auf eine lange musikalische Geschichte zurück, gerade Musik-Bading stände dafür. Der Gründer des alten Musikhauses, Erich Otto Bading, wollte eigentlich Opernsänger werden – aber für die ganz großen Bühnen ­reichte die Stimme nicht. Also brachte er das Kulturleben ins damalige Rixdorf, etwa mit der Neuköllner Oper. Die Opernstars der Ära gehörten zu seinem Freundeskreis, im Lager von SchneidersLaden in den frisch renovierten Kellern des Gebäudes hängen historische Fotos und Dankeskarten an Bading. 

Nirgendwo in Berlin ist die Dichte an Labels, Künstler:innen und kleinen Auftrittsorten dieser Tage wohl dichter

Zu renovieren gab es einiges, und es steht noch einiges vor dem 30-köpfigen Team, denn nicht alle Räumlichkeiten sind nach dem Brand wieder nutzbar. Aber was irgendwie zu retten war, wie etwa die handgeschreinerten Holztheken, wird wieder eingesetzt. Irgendwie passt das gut zu der Philosophie von SchneidersLaden: Es geht darum, zu informieren, zu reparieren und nicht nur darum, um jeden Preis zu verkaufen. Je länger Andreas Schneider redet, desto klarer wird: Es geht ihm auch um eine Verantwortung für nachfolgende Generationen, darum, Ressourcen einzusparen. Und das Feld der modularen Musik inklusiver zu machen. 

In Rixdorf spielt also wieder Musike! Wobei – es hat eigentlich nie aufgehört. Nirgendwo in Berlin ist die Dichte an Labels, Künstler:innen und kleinen Auftrittsorten dieser Tage wohl dichter. Nur die Hardware, die hat noch gefehlt und mit Schneiders­Laden ist auch sie wieder nach Neukölln zurückgekehrt. Erich Bading hätte neugierig auf dem neuesten Synthesizer geklimpert.

  • SchneidersLaden Skalitzer Str. 135A, Kreuzberg (Showroom) + Karl-Marx-Straße 186, Neukölln, Mo-Fr 14-18 Uhr (Shop), online

Mehr zum Thema

Mal wieder schön Vinyl shoppen? Das sind die besten Plattenläden von Berlin. Ende einer Ära: JustMusic schließt, das Musikfachgeschäft am Moritzplatz muss aufhören. Damals auf der anderen Seite der Mauer, heute Stammkunden bei Moon Dance: Metaller aus der DDR. Ganz was anderes? Die Berliner Hip-Hop-Geschichte in Bildern. Immer gut über das Leben in Berlin informiert: Abonniert jetzt unseren wöchentlichen tipBerlin-Newsletter. Was ist noch los? Hier sind die besten Veranstaltungen heute in Berlin. Bisschen vorplanen: Alle Konzert-Tipps fürs Wochenende in Berlin findet ihr hier. Zurück zu den Wurzeln: Die Infos zur Fête de la Musique in Berlin. Kann losgehen: Alles über den Musikfestivalsommer in Berlin und Brandenburg lest ihr hier.

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin