Konzertreihe

Sonic Morgue – die neue Konzertreihe des Pop-Kultur-Machers Christian Morin

Als Co-Kurator des Pop-Kultur-Festivals, Konzertverantwortlicher in der Volksbühne und Betreiber der Bookingagentur Headquarter setzt Christian Morin seit Jahren musikalische Schwerpunkte und gehört zu den spannendsten Veranstaltern der Stadt. Nun startet mit Sonic Morgue sein neues Projekt, eine Konzertreihe in der Betonhalle des Silent Green. In der ersten Woche spielen unter anderem Arab Strap, Bohren & der Club of Gore und das Hamburger Dream-Pop-Trio Roller Derby.

Das Hamburger Dream-Pop-Trio Roller Derby. Foto: Martha Wurmus
Bei Sonic Morgue tritt unter das Hamburger Dream-Pop-Trio Roller Derby auf. Foto: Martha Wurmus

Sonic Morgue – Klang und Leichenhalle

Sonic Morgue, Klang und Leichenhalle also. Der Name ist Programm, schließlich treten die von Christian Morin eingeladenen Bands und Soloacts in der alten Leichenhalle des Weddinger Krematoriums statt, im Silent Green. Damit nimmt der Berliner Musikkurator Bezug auf den Ort des Geschehens, den er für seine neue Konzertreihe auserkoren hat. Morbide ist das Programm aber ganz und gar nicht, zum Auftakt am 23. März versammeln sich sehr lebendige Bandprojekte, die sich teilweise erst während der Corona-Pandemie formiert haben.

Sometimes with others etwa ist das Pop-Noir-Projekt der Sängerin Mika Bajinsk, die gemeinsam mit dem Berliner Avantgarderock-Urgestein Kristof Hahn (Swans, Les Hommes Sauvages), der Cellistin Marie-Caire Schlameus und Yoyo Röhm, dem Bassisten des langjährigen Nick-Cave-Weggefährten Mick Harvey, ein düster-elegantes Sounduniversum erschafft. Die 2020 gegründete Hamburger Band Roller Derby (Foto) verwebt Synthie- und Gitarrenklänge zu einem leichtherzigen Dream-Pop und das ebenfalls neu gegründete Projekt Plaisir der in Berlin lebenden Schwedin KC Dahlehan vereint Shoegaze mit Postpunk. Als vierte Band spielt am ersten Abend der Reihe noch Apex Anima & Frznte, dahinter verbirgt sich die isländischen Multi-Media Künstlerin Unnur Andrea Einarsdottir und die Pole-Performerin Frznte. Future-Elektro-Pop trifft hier auf Performance.

Mit der musikalischen Auswahl macht Morin deutlich, dass er keine Genregrenzen kennt und das klassische Format eines Konzertabends aufbrechen will. So gehören Videoinstallationen, Performances und Kunstprojekte zum Konzept von Sonic Morgue dazu und erschaffen eine eigene Erlebniswelt, die unter dem Motto „Leave all your things behind“ steht. Es ist Morins Aufforderung, den ganzen Ballast unserer Alltagsidentität hinter uns zu lassen – jedoch ohne in die Falle der Realitätsflucht zu tappen.

Der Mann hinter der Konzertreihe: Christian Morin veranstaltet Sonic Morgue in der Betonhalle im Silent Green. Foto: Promo
Der Mann hinter der Konzertreihe: Christian Morin veranstaltet Sonic Morgue in der Betonhalle im Silent Green. Foto: Promo

Eine der stilistisch aufregendsten Konzertreihen der Stadt

Sonic Morgue dürfte aus dem Stand heraus eine der stilistisch aufregendsten Konzertreihen der Stadt werden. Neben Newcomern und Neugründungen hat Morin auch Veteranen ins Programm gebucht. Etwa die Mühlheimer Band Bohren & der Club of Gore. Am 24. März driftet die Formation zu dunklen Gefilden zwischen Jazz und Ambient. Am 28. März präsentiert das Berliner Duo hackedepicciotte, bestehend aus der Künstlerin und Musikerin Danielle de Picciotto und dem Einstürzende-Neubauten-Bassisten Alexander Hacke, ihr neues Album „The silver Threshhold“. An dem Abend treffen sie auf die legendäre schottische Band Arab Strap, deren Sonic Morgue-Auftritt das einzige Deutschlandkonzert in diesem Jahr sein könnte.

Die musikalische Vielfalt, die Christian Morin in weniger als einer Woche im Silent Green vorstellt, ist beeindruckend und lässt hoffen, dass nach den langen und entbehrungsreichen Corona-Jahren, Berlin wieder zur jener Musik- und Konzertstadt wird, die sie mal war.


Mehr Musik aus Berlin

Lust bekommen, noch mehr Berliner Komponistinnen zu entdecken? Dem orchestralen Pomp frönt Zustra in ihrem Arthouse-Pop. Befreienden 70s-Highway-Pop aus Marzahn gibt’s von der Schwedin Emma Elisabeth. Achtsamkeit mit gerecktem Feminismus-Mittelfinger bietet hingegen bietet die ehemalige Prada-Meinhoff-Sängerin Christin Nichols in ihrem Solo-Debüt.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad