Er moderiert seine eigene Radioshow auf Apple Music, legte bereits als DJ beim Splash! Festival und bei Rave The Planet auf, lief über die Berlin Fashion Week, trat in einem ausverkauften Jazzkonzert mit Robert Glasper auf und veranstaltet als Co-Founder die Partyreihe „Swim Good“. Außerdem gehörte er zu den ersten zehn Künstlern, die für den Launch der international bekannten Performance-Plattform COLORS ausgewählt wurden. Ach ja – und er rappt: Sein Album „Here“ erscheint im Herbst 2025.
Stimulus: „New York hat mich abgehärtet“
Stimulus stammt ursprünglich aus Brooklyn, New York. Vor zwölf Jahren entschied er sich, nach Berlin zu ziehen. Klar, viele kommen in die Hauptstadt – mit großen Hoffnungen und noch größeren Träumen. Doch wo lässt sich Stimulus einordnen? Wir haben mit ihm über seine Wurzeln in New York, den Vergleich mit Berlin, seinen einzigartigen Sound und die wildeste Partynacht seines Lebens gesprochen.
„Am meisten vermisse ich das Essen aus New York“, schwärmt er, „dort gibt es wirklich alles – und zu jeder Zeit. New York bedeutet unendlicher Zugang.” Stimulus vergleicht Berlin mit einer 24-Stunden-Party, aber man richte sich dennoch häufig nach Öffnungszeiten, wohingegen in New York alles jederzeit und gleichzeitig stattfindet. Die Dichte und Anonymität von New York vermisse er allerdings, sagt der Rapper.
Viele würden Berlin schon als durchaus anonym beschreiben, doch Stimulus sagt: „Es ist kein Vergleich zu New York! Allein Brooklyn hat fast so viele Menschen wie ganz Berlin – bei einer viel kleineren Fläche. Das ist einfach eine ganz andere Energie, ein anderer Puls – wenn man an einem Ort ist, an dem so viele Menschen gleichzeitig vom Großen träumen und beschäftigt sind. Diese Energie berührt dich – ob du willst oder nicht.“ Zudem komme, betont er, dass die New Yorker mit einem Ehrgeiz an die Dinge rangehen, der den Berlinern manchmal fehle. „Ich verstehe jetzt, warum dieser kitschige Spruch existiert: If you can make it here, you can make it anywhere.“
Stimulus über Brooklyn: „Wir machen Rapper – so ist das“
Man merkt es Stimulus an, dass er stolz ist, aus Brooklyn zu kommen – aus dem wahrscheinlich bekanntesten Stadtteil einer der berühmtesten Städte der Welt. Wenn man einen Blick in die Old-School-Hip-Hop-Szene wirft: Big Daddy, Kane, Biggie, Jay-Z – alle aus Brooklyn. Der Vibe und das Image, das die Stadt verkörpert, fließt auch in seine Kunst ein. „Wir machen Rapper – so ist das“, sagt er lachend. Diese Art von Stolz macht auch etwas mit meiner Kunst. Er selbst bezeichnet sich als sensible Person und sagt, dass New York ihn abgehärtet und ihm eine Art Rüstung gegeben habe. Das Tempo in Berlin sei für ihn einfacher zu bewältigen. Nichtsdestotrotz ist er ein sehr beschäftigter Mann, und gleichzeitig versucht er, genügend Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Seine Antwort auf die Frage, woher er seine Inspiration nimmt: „Im Moment sind es meine Kinder. Ich habe Zwillingssöhne. Sie sind sechs Jahre alt. Sie sind mit Abstand meine größte Inspiration und meine Glücksquelle. Ich denke am meisten an sie. Ich lerne viel von ihnen, wenn ich sehe, wie sie auf die Welt reagieren und was sie für schöne Dinge sagen.”
Auf seinem ersten Album „Soon” ging es um die Gründe für seinen Wegzug aus den USA und den Vergleich zwischen New York City und Berlin. Das zweite Album ist eine Fortsetzung dessen, handelt davon, wer er jetzt ist wo er nun steht. Der Sound dieses Albums ist wie ein Spiegelbild seines Lebens in Deutschland, wo er zum Beispiel erst ein Hip-Hop-DJ-Set beim Splash!-Festival spielt, dann bei Rave the Planet, wo treibender Techno angesagt ist, und am nächsten Tag mit Robert Glasper für ein Jazz-Konzert auf der Bühne steht
Dieser Spagat zwischen den Genres prägt auch das Album: Man findet Elemente aus Jazz, Hip-Hop und Techno. „Ich liebe Musik – viele verschiedene Arten von Musik – und ich bin bereit, zu all diesen Genres etwas beizutragen. Musik ist für mich eher Stimmung als Genre. Mehr Bedeutung als Genre. Und ich will sehen, ob ich diese Sounds im Album vereinen kann.”
Stimulus bringt nicht nur Musik zusammen, sondern auch Menschen
Er ist Gründer der „Black Future Week“, sie bringt Menschen aus der schwarzen Community zusammen, um Chancengleichheit, Wachstum und nachhaltigen Wohlstand zu fördern. Ziel sei eine gerechtere Zukunft, in der Vielfalt gelebt, Innovation gestärkt und die Leistungen schwarzer Menschen anerkannt werden. Wir haben ihn gefragt, ob er sich bewusst zwischen Kunst, Aktivismus und Clubkultur bewegt oder ob er diese Bereiche voneinander trennt. Er kommt auf einen der größten Reggae-Künstler und Aktivisten der 1970er-Jahre zu sprechen: „Ich liebe Bob Marley, der seine Musik komplett einer politischen Sache gewidmet hat, aber das ist nicht mein Weg“.
In seiner Musik geht es eher um persönliche, emotionale Themen. Er glaubt, politische Diskussionen funktionieren besser in direkter Kommunikation. Es sei nicht sein Ziel, eine politische Nachricht mit seiner Musik an Millionen Menschen zu senden, eher darum, im Hier und Jetzt Menschen in persönlichen Kontakt zu bringen und zum Nachdenken zu bewegen.
Mehr Musik
Wilde Hühner, böse Hasen – Zsá Zsá geht mit „bad bunnies“ viral. Herzlichen Glückwunsch: Berlins coolstes Underground-Pop-Label Mansions and Millions feiert Geburtstag. Sie hingegen feiert die lesbische Liebe: Die Berliner Rapperin Ebow im Porträt. Männlich dominierte Festival-Line-ups: „Dass keine Frau dabei ist, fällt oft nicht mal auf“, sagt Rike van Kleef, die die erste Studie zur Repräsentanz auf deutschen Festivalbühnen durchgeführt hat. Die mächtigste Frau in der deutschsprachigen Musikbranche ist Berlinerin: Wir haben Spotify-Chefin Conny Zhang zum Interview getroffen. „Das Album ist eine Liebeserklärung an Berlin, vielleicht noch mehr als das erste“, sagt Paula Hartmann. Wir trafen sie kurz vor der Veröffentlichung von „kleine Feuer“ zum Interview. Bloß nicht verpassen: Unsere Konzerte der Woche und die schönsten Festivals in und um Berlin.