Der Sommer ist da und Musik liegt in der Luft. In Parks, U-Bahnhöfen und auf großen Plätzen holen die Berliner Straßenmusiker und Musikerinnen ihre Instrumente raus und sorgen für den urbanen Soundtrack. Traurige Jungs mit Gitarre, Virtuosen mit Geige und am rollenden Klavier, ältere Herren mit Leierkasten oder gleich eine ganze Rockband. Die Vielfalt ist riesig und so ein spontanes Kurzkonzert kann Balsam für die Seele sein, eine kurze Auszeit im großstädtischen Trubel. Manchmal nervt sie zwar auch, aber so ganz ohne Straßenmusik wäre Berlin ein gutes Stück langweiliger. Hier sind 12 Fotos, die Lust auf Straßenmusik in Berlin machen!
Groove auf der Warschauer Brücke
Die Warschauer Brücke an der Grenze zwischen Kreuzberg und Friedrichshain ist zu normalen Zeiten eine Goldgrube für Straßenmusiker. Dort sind nicht nur täglich zig Menschen unterwegs, die meisten haben auch Lust auf Party. Die Clubs auf dem RAW-Gelände an der Revaler Straße sind nicht weit und auf der anderen Seite der Spree warten die Kreuzberger Bars – egal wo lang man geht, irgendetwas ist immer los. Der Sound der Straßenmusik lockt viele Passanten an, und nicht wenige bleiben gleich da und trinken ihr Wegbier beim Spontankonzert.
Klassik unter den Kolonnaden
Wer auf der Museumsinsel spaziert, etwa unter den mondänen Kolonnaden an der Alten Nationalgalerie, trifft oft auf junge Musiker, die sich an Werken von Mozart, Bach und Brahms abarbeiten. Hier passt Klassik einfach besser zur Atmosphäre als Pop, Folk oder Rock. Durchreisende Musiker oder Berliner Musikstudenten und Musikstudentinnen können sich etwas dazuverdienen und die Touristen erleben einen charmanten Moment.
Rock in Prenzlauer Berg
Gründe, als Musiker auf der Straße zu spielen, gibt es viele. Für einige ist es eine Lebensphilosophie, bei anderen geht es schlicht und ergreifend um das Geld und andere nutzen den öffentlichen Raum als Probebühne. Wie zum Beispiel die Band Dr. Phil Harmonic, ein klassisches Rock-Trio. Die Jungs haben sich weiße Kittel angezogen und mit ihrem (abgespeckten) Equipment in Prenzlauer Berg aufgebaut. Vermutlich üben sie für den nächsten Gig.
Sphärische Harfenklänge in Wilmersdorf
Ob Gitarrensoli, Jazzsaxofon oder wie hier, sphärische Harfenklänge, sobald Straßenmusik ertönt, ändert sich sofort die Stimmung. Der Klang beeinflusst den Ort und in den Köpfen der Passanten entstehen Emotionen, die kurz vorher noch nicht da waren. Das ist die Kraft der Musik. Wobei die Emotionen nicht immer positiv sein müssen, manchmal nervt Straßenmusik auch.
Klaviermusik in Kreuzkölln
Zwischen Kreuzberg und Neukölln sind viele Hipster, Musiker, Plattensammler und DJs unterwegs. Wer sich hier mit seinem Instrument auf die Straße stellt, hat es mit einem anspruchsvollen Publikum zu tun. Der Pianist Nicolas Engel, der sein abgerocktes Klavier mit dem Fahrrad auf die Bürgersteige dieser Stadt transportiert, geht im wahrsten Sinne des Wortes spielend mit den Erwartungen um. Seiner entspannt-virtuosen Klavierkunst zu lauschen, ist eine großartige Erfahrung.
Pferdemasken-Mann in Friedrichshain
Man muss nicht unbedingt Opernarien trällern oder Swing-Jazz in bester New-Orleans-Manier darbieten, um aufzufallen. Mit etwas Mut und einer guten Portion Exzentrik, verschafft sich so mancher Straßenmusiker auch ganz anders Gehör. So ist die Stadt Bühne für Freaks und Paradiesvögel. Etwa für diesen E-Gitarre-spielenden Typen mit Pferdemaske, der nur mit einer Badehose bekleidet den zufällig daherkommenden Friedrichshainern seine schrägen Songs präsentiert.
Mit dem Leierkasten in Westend
Straßenmusik hat in Berlin eine lange Tradition. Schon im Kaiserreich waren die Hinterhofsänger, Harfe-Julen und Leierkastenspieler in den Vierteln der preußischen Metropole unterwegs. Moritate und Balladen, Couplets und Gassenhauer boten die Alt-Berliner Musikanten dar. Das ist längst vorbei, doch einige Berliner Straßenmusiker treten in die Fußstapfen der Altvorderen und rollen mit ihrer Drehorgel und einem Plüschaffen durch die Stadt.
Rumänische Straßenmusik in Berlin
Ganz ehrlich, Straßenmusik kann nerven. Wenn in der U-Bahn zum dritten Mal in einer Woche irgendeiner „Angie“ von den Stones singt oder etwas zu plump die Akkorde greift, kitschige Keyboardsounds und Panflöten sind auch nicht etwas für jeden Geschmack. Auch die rumänischen Musiker, die recht penetrant mit Trompete und Akkordeon ihre Umgebung dominieren, sind durchaus gewöhnungsbedürftig. Dabei schauen eigentlich alle gerne Filme von Emir Kusturica oder gehen zu den Balkan-Partys, so ganz fremd sollten uns die Brass-Bands nicht sein. Und lässt man sich mal auf sie ein, haben die südosteuropäischen Mariachis durchaus ihren Charme.
Mittelalterliche Harmonien im Nikolaiviertel
Das Nikolaiviertel ist das Herz von Alt-Berlin. Hier begann vor bald 800 Jahren die Geschichte der Spreemetropole. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der historischen Gebäude zerstört und in DDR-Zeiten etwas eigenwillig rekonstruiert. Nichtsdestotrotz, rund um die Nikolaikirche kann man dem Mittelalter besser nachspüren als an den meisten anderen Ecken Berlins. Die entsprechende Straßenmusik mit Lauten, Trommeln und Schalmaien passt da hervorragend dazu.
Spiritual Jazz auf dem Schwedter Steg
Straßenmusik ist auch ein Lebensstil, eine Philosophie sogar. In alter Beatnik- und Hippie-Tradition reisen langhaarige Aussteiger durch die Lande und musizieren für etwas Geld. Sie leben den Moment und wenn die Zeit reif ist, brechen sie auf und ziehen weiter. Ein spiritueller Weg, oder zumindest ein musikalischer. Hin und wieder trifft man auf Straßenmusiker und spürt das Abenteuer und die Weite, die in ihnen steckt. Berlin ist für sie nur eine Zwischenstation, einige Wochen später sind sie in Italien, der Schweiz, dann in Israel oder Indien und irgendwann in Australien oder auf einer einsamen Insel im Pazifik. Wer weiß das schon?
Acoustic Reggae im U-Bahnhof Stadtmitte
Von manchen Straßenmusikern würde man gerne die Lebensgeschichte erfahren. Oft traut man sich aber nicht, sie anzusprechen, außerdem sind sie ja meist beschäftigt, wenn man sie trifft. Straßenmusik ist schließlich ihre Arbeit, da will man nicht stören. Wie dieser Reggae-Veteran nach Berlin kam bleibt (für uns) daher ein Geheimnis.
Zerbe got the Blues am Halleschen Tor
Von dem Mann kennen wir zumindest den Namen: Peter Zerbe. Ein Blues-Haudegen, der mit seiner Mundharmonika den Sound der großen Stadt einfängt und die Leute im U-Bahnhof Hallesches Tor unterhält. Zerbe got the Blues! Lustig oder traurig, geschmeidig cool oder atonal, die Straßenmusik in Berlin ist unterschiedlich, sie ist manchmal inspirierend und gelegentlich nervt sie, aber missen will man sie nicht!
Regeln für Straßenmusik in Berlin
Wer auf Berliner Straßen oder in Bahnhöfen musizieren will, braucht dafür oft eine spezielle Genehmigung. Diese gibt es bei der BVG oder der S-Bahn. Man sollte nicht in der Nähe von Kirchen und Schulen musizieren, auf besonders lautstarke Instrumente verzichten und die Ruhezeiten beachten. Grundsätzlich ist das Musizieren in Berlin aber kein Problem. Weitere Informationen rund um das Thema Straßenmusik in Berlin gibt es auf der Webseite der Initiative Berlin Street Music.
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Festivals 2021 um Berlin herum: Diesen Sommer geht noch was. Wie waren Festivals 2020? Unsere Autorin hat im vergangenen Jahr mit Mundschutz auf der Wilden Möhre getanzt. Urlaub statt Festival? Wir kennen 12 schöne Strände an der Ostsee.Lieber in Berlin feiern? Über offene Gärten und aktuelle Events der Clubs lest ihr hier mehr.