Musik

Musikerin Yosa Peit: „Etwas Anarchie kann man im Leben gebrauchen“

In eine einzige Schublade lässt sich Yosa Peit nicht stecken. Zu vielseitig ist ihre Musik, die sich wohl am griffigsten als Mischung aus Soul, Psychedelic und Electro beschreiben lässt. Ihre erste EP „Constellation“ veröffentlichte sie 2015, ihr Debütalbum „Phyton“ 2020. Letzteres erscheint als Neuauflage mit unveröffentlichten Songs in einer White-Vinyl-Edition. Doch Yosa Peit sitzt nicht nur im Studio, sie hilft auch Kindern, sich selbst musikalisch auszudrücken. Wir haben sie getroffen. Heraus kam ein Gespräch über künftige Projekte, die Macht der Musik und Anarchie.

Yosa Peits Sound ist so vielseitig wie die Künstlerin selbst: eine wilde Mischung aus Soul, Psychedelic und elektronischer Musik. Foto: Marija Baksa

Yosa Peit: „Meine Musik ist ein suchender Sound, sie ist ein Experiment des Wachstums“

tipBerlin Dein Album Phyton erscheint jetzt im November. Es ist eine Mischung aus allen möglichen Genres. Wie kommst du darauf, so gegensätzliche Genren miteinerander zu verbinden? 

Yosa Peit Wenn ich Musik produziere, mache ich einfach das, was ich in dem Moment fühle. Als Kind habe ich mir Musik wie ein Haus vorgestellt, das ich selbst bauen und in dem ich jederzeit zu Hause sein konnte. Heute denke ich eher an einen Garten nebendran, durch den der Mainstream wie ein Fluss fliest. Neben dem Fluss ist dieser ganze Platz, auf dem man machen kann was man will. Da gibt es gar keine Genres. 

tipBerlin Das Album heißt Phyton. Es ist altgriechisch und kann mehrere Bedeutungen haben – Kind, Pflanze, Baum, Geschöpf. Warum ausgerechnet dieser Name? 

Yosa Peit Phyton ist ein Experiment. Es steht symbolisch dafür, wie wir zusammen auf und mit dem Planeten wachsen und zusammengehören. Ich glaube, es lässt sich auf vieles unserer Zeit übertragen: das soziale, politische und natürliche Klima verändert sich momentan extrem und niemand weiß so richtig, wohin es sich entwickeln wird. Und das spiegelt sich auch in meiner Musik wieder – es ist quasi ein suchender Sound, ein Experiment des Wachstums.

„Ich habe das Gefühl, dass man etwas Anarchie im Leben gut gebrauchen kann“

tipBerlin Man könnte fast schon sagen, dass du eine Regelbrecherin bist, da du so unterschiedliche Genren miteinander vermischt. Kann man deine musikalische experimentierfreudig auch auf andere Lebensbereiche bei dir übertragen? 

Yosa Peit Ich habe das Gefühl, dass man etwas Anarchie im Leben gut gebrauchen kann. Für mich ist es Teil meiner künstlerischen Praxis, denn wenn mir etwas zufällig beim Produzieren passiert und ich es cool finde, baue ich es in meine Musik ein und entwickle daraus auch neue Ideen. Auch bei meinem Error Music-Projekt mit Mädchen* und nicht binären Kindern ist da Regeln brechen und eigene Regeln machen ein großer Teil, der den Kids auch hilft ihr Selbstbewusstsein zu stärken. 

tipBerlin Kannst du mir mehr über das Error Music-Projekt erzählen?

Yosa Peit Error Music ist ein experimentelles Sound und Tech Format hier in Berlin. Ich arbeite mit Mädchen* und nicht binären Kindern daran, Musik zu produzieren und Berührungsängste im Umgang mit Tech abzubauen. Ich zeige ihnen, welche Möglichkeiten und Freiheiten dadurch enstehen. Das mache ich zusammen mit dem Kunsthaus ACUD MACHT NEU und einer Bildungsorganisation. Wir arbeiten in Berliner Randbezirken, wo die Kids Synthesizer oder Theremine bauen können. Da schnuppern sie dann auch ins Programmieren hinein und nehmen in ihrem Kiez Sounds auf. Danach gestalten und performen sie in einem richtigen Club, im ACUD in Mitte, ihre eigene Show. Das sind meist Kinder, die einen schwierigen Background haben und so versuche ich ihnen eine Alternative aufzuzeigen. Ich hätte mir das als Kind auch gewünscht, da ich erst relativ spät angefangen habe, selbst Musik zu produzieren und sie anderen zu zeigen. 

Yosa Peit im Studio nach dem Interview. Foto: Jana Vollmer

tipBerlin Und was sind deine nächsten musikalischen Ziele nach Release deines Albums? 

Yosa Peit Ich fange trotz Pandemie endlich wieder an, live zu performen und spiele demnächst ein paar Gigs in London. Und ich produziere derzeit meine neue Platte, die auf Fire Records rauskommen wird. Außerdem spiele ich Bass in meiner Studio Crew Band, mit der wir im November eine kleine Tax Free Records UK Tour machen.


  • Yosa Peit Phyton

Mehr über Musik

Welche Konzerte in Berlin stattfinden erfahrt ihr hier. Immer informiert über die Nächte: In unserer Club-Rubrik erfahrt ihr mehr zum Nachtleben. Hintergründe, Ankündigungen, Tipps: In unserer Musik-Rubrik erfahrt ihr noch mehr über Berliner Musiker:innen. Noch nichts vor am Wochenende in Berlin? Unsere Tipps für Veranstaltungen und Events

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad