Wissende Hipster dürften ihren Spaß gehabt haben, als sie den ironischen Begriff „Yacht Rock“ prägten und die wohl uncoolste Musik aller Zeiten, der seichte Mittelwellen-Rock der amerikanischen Westküste, plötzlich als neuer heißer Scheiß galt. Sonnengereifte Gitarren-Arrangements, perlende Synthie-Tupfer, geschmackvolle Saxofon-Soli – so klang eigentlich die Plattensammlung der Eltern.
In seiner kurzweiligen Oral-History „Hotel California: Singer-Songwriter und Kokain-Cowboys in den Canyons von L. A.“ zeichnet der Musikjournalist Barney Hoskyns die Exzesse von Gram Parsons, David Crosby, Jackson Browne und den Eagles nach, die dem kokaingepuderten Hochglanz-Pop/Rock der 1970er-Jahre den Weg ebneten. Ned Doheny blieb in dem Buch unerwähnt, obwohl er damals mit Jackson Browne im Laurel Canyon abhing und sein erstes Album auf dem Eagles-Label Asylum veröffentlichte. Wiederentdeckt wurde er 40 Jahre später von einem Insider-Label aus Chicago. Die Compilation „Seperate Oceans“ ist ein Best-of-Album ohne Hits, aber jeder einzelne Song belegt eindrucksvoll, dass sich Doheny hinter keinem seiner Zeitgenossen verstecken musste. Er war der Blue-Eyed-Soulboy unter den kalifornischen Kokain-Cowboys. Dohenys Maritim-Pop war stärker von Funk und Disco beeinflusst und seine Stimme klang frisch wie eine Brise Meeresluft. Auf seiner Berlin-Premiere wird Doheny seine Qualitäten als Songwriter unter Beweis stellen: Angekündigt ist ein reines Akustikset mit alten und neuen Songs.
Text: Andreas Busche
Ned Doheny + DJ Supermarkt + Rob Butler, Roter Salon, Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte, So 29.3., 21 Uhr, AK: 19 Euro