Der 26-jährige Engländer ist mittlerweile zu einer Künstlerpersönlichkeit gereift, die scheinbar mühelos zwischen scheuer Sensibilität und großen Gesten umschaltet. Ein romantischer Dandy, dessen Wurzeln in der Singer/Songwriter-Kultur liegen, stürzt sich mutig in die androgyne Künstlichkeit, die man von 80er-Bands wie Human League und Soft Cell kennt. Er baut seine Songs zu mystischen, märchenhaften Traumwelten und lädt sie mit ungezählten musikalischen Verweisen auf. Da trifft sich kammermusikalische Klassizität mit esoterischer Verklärtheit, und eine Twang-Gitarre begegnet elektronischen Beats. Alles scheint möglich, und doch ist diese Vielfältigkeit nicht bloßer eklektizistischer Spielfreude geschuldet, vielmehr fließt die Musik zu einem virtuosen Popverständnis zusammen, zu jener glanzvollen Unbestimmtheit und überwältigender Opulenz, die einem Künstler Magie verleiht. Und nicht nur als Musiker ist Patrick Wolf Erneuerer und Bewahrer des großen Popgefühls. Mit seinem eigenen Label Bloody Chamber und TWIN, einem Netzwerk, das Fans mit dem Künstler in direkte Verbindung setzt, macht er sich derzeit auch noch um den Erhalt der siechenden Popbranche verdient.
Text: Jacek Slaski
Patrick Wolf, Astra Kulturhaus, Do 01.10., 21 Uhr, VVK: 19,50 Euro
Tickets unter www.tip-berlin.de/tickets