Understatement
Calexico sollte man nicht unterschätzen. Mariachi-Seligkeit, Lagerfeuerromantik, Americana für Weltmusikfreaks – auf ihrem sechsten Studioalbum zeigen sie, wie wenig sie selber darauf herumreiten und doch ihren typischen Sound behalten. Aufgenommen im New-Orleans-Stadtteil Algiers verschmelzen sie Texmex und Louisiana Jazz mit kubanischem Flair, besinnen sich auf die Wurzeln ihres Könnens, die geprägt von Weltschmerz und Sehnsucht entspannt und zugleich virtuos sind. Auch wenn Songs wie „Splitter“ und „Fortune Teller“ für ausgelassene Spiel- und Lebensfreude stehen, liegt über dem Album große Melancholie. Wie so oft entstanden die Songs, produziert von Craig Schumacher, quasi im Studio, die Signifikanz des Ortes und der Geschichte ist allgegenwärtig.
Text: Christine Heise
tip-Bewertung: Hörenswert
Calexico, Algiers (City Slang)
Eine Pop-Klasse für sich
Die Party-Atmosphäre auf „Yes“ gehört wieder der Vergangenheit an, an ihrer Stelle kommt der von „Behaviour“ bekannte nachdenkliche und reife Sound zum Vorschein. Daran muss man sich erst einen Moment gewöhnen. Aber dann fährt Neil Tennant in „Ego Music“ plötzlich die Pranken aus. Irgendetwas muss ihn an seinen früheren Job als Musikjournalist erinnert haben, er ätzt mit allen ihm zur Verfügung stehenden zynischen Mitteln. Der Sänger ist ohnehin in bestechender Form, spricht dem Hörer aus der Seele, findet aufmunternde Worte. Dass die Pet Shop Boys erneut ein Album kreiert haben, das sich wie ein klug konzipiertes Pop-Kunstwerk anfühlt, merkt man spätestens an den festlichen Streichern in „Requiem For Denim And Leopardskin“. So setzt man einen meisterlichen Schlusspunkt.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Herausragend
Pet Shop Boys, Elysium (Parlophone / EMI)
Temperamentvoller Indie-Pop
Dieses Londoner Quartett wurde im letzten Jahr mit viel Vorschusslorbeer ins Rennen geschickt, schaffte dann aber nicht den erhofften Blitzstart. Sänger Justin Young ist es recht, für ihn hat ohnehin alles seine Grenzen. „I’m no teenage icon, I’m no Frankie Avalon, I’m nobody’s hero“, stellt er klar. Dass er kein Teenieschwarm sein will, merkt man auch musikalisch. The Vaccines klingen hier aufgedrehter und bissiger als auf ihrem Debüt. Young singt von unangenehmen Dingen, von Geisterstädten, schrägen Vögeln, Hoffnungslosigkeit und ganz allgemein schlechter Stimmung. Jederzeit steht ihm der aktiver werdende Gitarrist Freddie Cowan mit kratzigem Spiel zur Seite. Nie geht es jedoch so weit, dass irgendetwas abstoßend wirkt. Gelegenheit zum Mitsingen gibt es immer noch genug.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Hörenswert
The Vaccines, Come Of Age (Columbia / Sony Music)