Stammen nicht aus der Wüste, sondern aus der Schweiz: One Sentence. Supervisor
Den Ursprung von Musik, die so weitschweifend klingt wie die von One Sentence. Supervisor (ja, der Punkt gehört mitten in den Namen!) vermutet man an der US-amerikanischen Westküste. Oder vielleicht in einem Wüstenstädtchen, in dem gerade die Sonne untergeht. Das beschauliche schweizerische Kleinstädtchen Baden, aus dem die junge Band um den entrückt klingende Sänger Donat Kaufmann stammt, würde man jedenfalls nicht unbedingt mit einem so flirrenden Sound zusammenbringen.
Den treibenden Groove, die hypnotischen Gitarren und tribalistisch anmutenden Verästelungen erdet ein ziemlich tanzbarer Rhythmus. Trotz ungewöhnlicher Zutaten wird so doch eingängige Popmusik daraus. Die erinnert teils an den Oriental-Pop der niederländischen Combo Altin Gün, manchmal aber auch an die frühen Tame Impala. Die nahöstliche Klangfärbung ist übrigens dem Neuzugang Bahur Ghazi zu verdanken, der die Band neuerdings als fünftes Mitglied und Oud-Spieler verstärkt, nachdem sie öfter zusammen aufgetreten sind.
Gerade erschien von OSS das dritte Album „Acedia“. Der Titel ist ein Begriff, mit dem man im frühen Mittelalter den psychischen Zustand beschrieb, der mit den Glaubenszweifeln von Mönchen einherging. Übertragen auf die Gegenwart geht es der Band um die Zweifel, die wir als Gesellschaft aktuell an unserem Lebenswandel entwickeln, an unserem ausufernden Konsum etwa. So gesehen verwundert es fast, dass ihr Sound so gar nicht nach Dystopie klingt.Stephanie Grimm
Zukunft am Ostkreuz Laskerstr. 5, Friedrichshain, Do 10.10., 20.30 Uhr, VVK 11,75 € zzgl. Gebühren