Es wird wieder Zeit für Igelfrisuren, Neonkleidung und Gitterbrillen: Die Techno-Parade „Rave The Planet“ steigt am 9. Juli 2022 in Berlin. Es ist der Nachfolger der Loveparade, der größten Veranstaltung ihrer Art. Vom Breitscheidplatz bis Brandenburger Tor ziehen Menschen in lustigen Kostümen und mitunter auf ebenso lustigen Tabletten durch die Hauptstadt. Sie werden tanzen, sie werden feiern, sie werden trinken. Loveparade-Veteran:innen trippen also unter gewohnten Bedingungen, nur der Name ist anders. Was ihr über „Rave the Planet“ 2022 wissen müsst, lest ihr hier im Überblick.
„Rave the Planet“ 2022 hat hehre Ziele
Ohne etwas Pathos geht es natürlich nicht. Die Veranstalter:innen schreiben auf ihrer Website, dass „Rave the Planet“ den Ur-Gedanken der Loveparade aufgreifen soll, dass irgendwann auf dem gesamten Planeten Paraden stattfinden und alle Menschen in Frieden tanzen. Ganz so gewaltig wird es diesmal nicht, aber mit einer Tour durch Berlins Innenstadt eben auch nicht klein. Die Marschroute:
- Uhlandstraße
- Breitscheidplatz
- Wittenbergplatz
- Nollendorfplatz
- Potsdamer Straße
- Schöneberger Ufer
- Potsdamer Platz
- Brandenburger Tor
- Großer Stern
An allen Eckpunkten soll es auch politisch werden, die Parade versteht sich auch als Demonstration. Hauptanliegen ist die Anerkennung der Berliner Technokultur als immatrielles Kulturerbe der UNESCO. Bisschen „kleiner“ werden die anderen Anliegen, zum Beispiel die Gleichstellung der elektronischen Musikkultur mit allen anderen Kulturformen (okay!), ein Feiertag für die elektronische Tanzmusikkultur (was sonst?) und ein Recht auf kulturelle und non-verbale Tanz- und Musikdemonstrationen (logisch!). Es geht also um einen altbekannten Konflikt: die gesamtgesellschaftliche Anerkennung von Popkultur, in dem Fall Technokultur, ohne feuilletonistisches Geschnatter ewiggestriger Kulturconnaisseur:innen. Doch selbst die dürften sich eventuell über einen zusätzlichen Feiertag freuen.
Rave the Planet: Neuer Name, neues Glück
1989 hat die Multimediakünstlerin Danielle de Picciotto zusammen mit dem DJ Dr. Motte (Matthias Roeingh) erstmals die Loveparade in Berlin initiiert. Ihr Motto: „Friede, Freude, Eierkuchen“. Das erste Mal war nicht ganz so politisch. Mit den Jahren stieg der Bekanntheitsgrad, die Strahlkraft des Events zog viele Menschen aus Bundesrepublik und darüber hinaus an. Die Loveparade entwickelte sich zum Millionenspektakel. 2006 trat Dr. Motte die Namensrechte an Rainer Schaller und seine Firma Lopavent ab. Ein Schritt, den er noch lange bereute. Die Parade zog kurz darauf ins Ruhrgebiet.
- Legendäre Jahre: Fotos der Berliner Loveparade im Wandel der Zeit
Die letzte Loveparade fand 2010 in Duisburg statt. Sie entwickelte sich zur Katastrophe, es gab eine Massenpanik auf dem Gelände des alten Duisburger Güterbahnhofs, genauer im Tunnel auf der Rampe zum Festivalgelände. 21 Menschen starben dabei, mehrere hundert wurden verletzt. Wie ein Gutachten ergab, war das Gelände nicht für die Loveparade geeignet. Eigentlich etwas, das bei der Planung hätte auffallen sollen. War nicht der Fall. 2020 stellte das Landgericht Duisburg das Strafverfahren ein. Ein Urteil gab es nicht.
Der Name Loveparade dürfte auch Jahre später noch einen extrem bitteren Beigeschmack haben. Dass die Veranstaltung nun „Rave the Planet“ heißt, hängt offiziell jedoch mit den Namensrechten zusammen. Die liegen noch bei Schaller. Das Comeback der großen Technoveranstaltung von und mit Dr. Motte könnte jedoch auch unter anderem Namen gelingen.
- Rave the Planet U-Bahnhof Uhlandstraße (Start), Charlottenburg, 9.7, 14-22 Uhr, weitere Infos hier
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