Das bisschen Ruhm: The Sisters of Mercy haben immer noch die dem Genre angemessene miese Laune
Eines ist mal sicher: Andrew Eldritch ist immer noch ziemlich schlecht gelaunt. Das ist, wenn man der womöglich bedeutendsten Düsterrockband aller Zeiten vorsteht, natürlich Eingangsvoraussetzung. Und wird bestätigt, wenn man die Homepage der Sisters of Mercy besucht. Denn dort herrscht ein eher rüder Ton in der Fanansprache. So wird in den FAQs (mit Untertitel: „von der langweiligen Sorte“) unter anderem klargestellt: Entgegen eines weit verbreiteten Vorurteils trage die Band mitnichten immer nur schwarze Klamotten, und überhaupt sei der „mickrige Ruhm“ der Sisters bloß eine „mühselige Selbsterniedrigung“.
Okay, das wäre also geklärt. Ansonsten die Fakten: Die Anhänger der ursprünglich einmal in Leeds gegründeten Band warten jetzt seit 29 Jahren auf ein neues Studioalbum, aber die alten Hits wie „Temple of Love“ oder „This Corrosion“ dürfen weiter auf keiner zünftigen Schwarzkittel-Party fehlen. Dass Eldritch seine Kapelle nie als Gothic-Rockband gesehen hat und tatsächlich eher vom Post-Punk und Industrial Rock kommt, hat die Liebhaber düsterer Klänge allerdings nie davon abgehalten, ihn in ihr Herz zu schließen.
Deswegen lebt Eldritch, auch ohne neues Material herauszubrigen, ganz gut vom Live-Geschäft, denn die mittelgroßen Hallen füllt das bisschen Ruhm immer noch problemlos. So gesehen war der mittlerweile 60-Jährige seiner Zeit weit voraus: Im Streaming-Zeitalter müssen Musiker ihr Geld eh vor allem auf der Bühne verdienen. Also: kein Grund für schlechte Laune, Andrew!
Columbiahalle Columbiadamm 13-21, Tempelhof, Fr 4.10., 20 Uhr, ausverkauft