Stolen geben mit ihren sinistren Klängen einem neuen China ein Gesicht
Im Land der Morgenröte sind sie schon lange keine Unbekannten mehr. Nun wollen Stolen den Sprung auf die internationale Bühne schaffen. Dass die chinesische Band breit aufgestellt ist, hat sie mit ihrem Album „Fragment“ aus dem Jahr 2018 bewiesen. Geht es in manchen ihrer Songs ruhig und bedächtig zu, präsentiert sich in anderen ein treibender Bass, der einem militärisch-preußisch auf die Ohren prasselt, begleitet von düsteren Synth-Sounds und dem englischsprachigen Gesang von Liang Yi.
Dass viele der Songs ohne Probleme auch aus den Boxen eines Berliner Clubs tönen könnten, ist allerdings kein Zufall. Erst vor kurzem nahm der seit 1978 in Berlin lebende Produzent und Technoliebhaber Mark Reeder die Band unter seine Fittiche. Bei einem Musikfestival am Stadtrand der chinesischen Millionenmetropole Chengdu sah er die Band das erste Mal live. Die Atmosphäre und Energie seien unglaublich gewesen, so positiv und aufregend, schwärmt Reeder. Der Anfang der Zusammenarbeit.
Nun beweisen Stolen, dass Musik aus dem Fernen Osten entgegen der Klischees keineswegs immer nur stromlinienförmiger K-Pop, J-Pop oder C-Pop sein muss. Denn diese Band hat durchaus das Potenzial, das riesige China endlich auf die musikalische Weltkarte zu rücken. New Order, das Post-Punk-Schwergewicht aus Manchester, sind jedenfalls schon einmal auf Stolen aufmerksam geworden und haben sie als Vorband für ihre aktuelle Europatournee ausgewählt. Das Sprungbrett ist den sechs Chinesen zu gönnen.
Tempodrom Möckernstr. 10, Kreuzberg, Mo 7.10., 20 Uhr, im Vorprogramm von New Order