Zwischen 1977 bis 1984 gab es mit Crass jedoch auch ein englisches Punk-Kollektiv, das sich weder von umtriebigen Managern noch von transatlantischen Verkaufszahlen beeindrucken ließ, sondern soziales und politisches Bewusstsein zum Kern seiner Aktivitäten machte. Als Anarcho- oder auch Hippiepunks entweder diffamiert oder innig geliebt, agierten die neun von einer Landkommune im Londoner Umland aus. Dort wurde neben dem eigenen Gemüseanbau diskutiert, gestritten und an sich gezweifelt, was – neben dem Druck der Staatsgewalt – schließlich auch zum Split der Band führte. Mit seinem Buch „Die Crass Story“ ist Autor George Berger in seiner Schilderung dieser Vorgänge ebenso mitteilungsbedürftig und sperrig wie sein Sujet. Zwischen Pamphleten und persönlichen Befindlichkeiten wird eine Bandkarriere abgebildet, die vor allem aber auch daran erinnert, dass Musiker sich nicht zwangsläufig als Event-Hanseln bei Modeschauen und Handy-Präsentationen verdingen müssen, um über die Runden zu kommen.
Text: Hagen Liebing
George Berger „Subversive Zeiten. Die Crass Story“, Bosworth, 330 Seiten, 24,95 Euro.