Wollte man Bands danach beurteilen, wo sie Pressegespräche führen, zählen Super700 fraglos zu den unkonventionelleren. Um Ibadet Ramadani und Michael Haves zu ihrem neuen Album zu befragen, führt der Weg in die Tiefen des Naturkundemuseums vor ausgestopfte Eisbären. Die präparierte Polarregion erweist sich als stimmige Kulisse für die frostigen Klänge des zweiten Albums „Lovebites“. Verhallte Gitarren, New-Wave-Zackigkeit und klingelnde Keyboards lassen an Synthpop von Alphaville oder A-ha denken. Von einer „angenehmen Künstlichkeit“, spricht Sängerin Ramadani. „Manchmal muss auch eine kalte Brise wehen.“
Dabei ist das Instrumentarium eigentlich ganz einfach. Ideen, etwa Streicher einzusetzen, verwarf das Sextett. „Davon kamen wir im Lauf der Proben wieder ab, weil wir das Künstliche der Keyboardklänge toll fanden“, sagt die Frau mit Familienwurzeln in Albanien. Im hochglänzenden Setting der Songs gibt sie die eisige Lady mit müdem Augenaufschlag; flankiert wird sie von ihren Geschwistern Albana und Ilirjana, die hauchzarte Chöre beisteuern. Die schönen Schwestern verleihen der Band eine Aura von Verführung und Unnahbarkeit. Eine gewünschte Wirkung. „Wir wollen keine Band sein, die einen am Arm packt und sagt: ‚Hey, ich bin dein Freund‘. Das empfinden wir ein bisschen anbiedernd. Es ist ja auch nur pseudo-natürlich“, findet Bassist und Kosongschreiber Michael Haves und fügt an: „Natürlich steckt darin genauso viel Herz wie bei einer Platte, die nur mit einer Akustikgitarre am Meer aufgenommen wurde.“
Passend für den großen Pop-Entwurf von Super700 erscheint die breite Bühne, wo auch die chartreisenden Label-Kollegen Polarkreis18 angekommen sind. Nun wünscht man Super700 noch einen Song im Abspann eines Kino-Blockbusters. Genügend große Melodien haben sie.
Text: Ulrike Rechel
Super700 Record-Release-Party
Lido, Cuvrystr. 7, Berlin-Kreuzberg, Do 8.1., 21 Uhr, VVK: 13,30 Euro.
Tickets unter www.tip-berlin.de/tickets