In den Nullerjahren sah es so aus, als hätten sich They Might Be Giants auf die musikalischen Bedürfnisse von Kindern verlagert. Auf Alben mit Titeln wie „Here Come The ABCs“ oder „Here Comes Science“ brachten John Flansburgh und John Linnell ihren Hörern das Alphabet, Grammatikbegriffe oder das periodische System der chemischen Elemente nahe. Das kam bei der Zielgruppe und den zugehörigen Eltern und Lehrern großartig an. Für alte Fans wirkte es aber fast erleichternd, als 2011 mit „Join Us“ endlich wieder ein Werk für ausgewachsene Hörer erschien – und das auch noch in großer Form mit bandtypischen Ohrwürmern in gloriosen Harmoniefolgen und mit freundlich absurdem Inhalt.
Davon haben die Erfinder von Indie-Klassikern wie „Birdhouse In Your Soul“ oder „Don’t Let’s Start“ auch wieder ein paar gewinnende Exemplare auf „Nanobots“ untergebracht, dem jüngsten Werk, das hierzulande fast schon unter Geheimhaltung herauskam. Die früheren Schulkameraden aus New York spielen dort auch Songs, von denen mancher keine zehn Sekunden dauert. Ein wenig erinnern diese kuriosen Schnipsel an das wunderbare „Dial a Song“-Konzept der Band aus den Neunzigern: Bei Anwahl einer New Yorker Festnetznummer sprang ein Anrufbeantworter an – damals ein hochaktuelles technisches Gadget – und spielte den neuesten Song des Duos. Einen ähnlichen Promo-Zweck erfüllt heute eine liebevoll gestaltete App. Auch die iPhone-Generation soll schließlich TMBG zur Kenntnis nehmen.
Text: Ulrike Rechel
Foto: Susan Anderson
They Might Be Giants Astra, Sa 23.11., 20 Uhr, VVK: 27 Ђ zzgl. Gebühr