„Für die linke Spur zu langsam, für die rechte Spur zu schnell“, mit dieser metaphorischen Selbsteinschätzung – zu finden auf Liwas offiziellem Solodebüt „St. Amour“ von 2000 – sollte der Kopf der Duisburger Kultband Flowerpornoes bisher leider recht behalten. Denn obwohl besagtes Album in der Selbstverständlichkeit, wie es deutsche Umgangssprache mit Folkrock-Elementen der Neil-Young-Schule verknüpfte, neue Maßstäbe setzte, erfuhren auch die folgenden Liwa-Werke stets weniger Aufmerksamkeit als etwa jede Blumfeld-Veröffentlichung. Doch dem hiesigen Marketing-Gesetz zu gehorchen, die einmal gefundene Formel immer nur minimal zu modifizieren, kam für Tom Liwa nicht in Frage. Stattdessen ließ er dem HiFi-Folk von „St. Amour“ ungeschliffenen Acoustic-Blues mit Free-Jazz-Bläsern folgen, um dann mit dem Hardcore von „No Existe“ alle zartbesaiteten Fans zu verschrecken. Diese waren vom Van-Morrison-esk sanften „Dudajim“-Album zwar wieder bezaubert, dafür störten sich andere plötzlich an Liwas spiritueller Poesie. Oft die gleichen Hörer, die sonst für jede Gefühligkeit aus der Tocotronic-Ecke zu haben sind. Davon unbeeindruckt reformierte Liwa 2006 die Flowerpornoes, rief mit Die Blauen Flecken eine weitere Experimentalband ins Leben und gibt seit geraumer Zeit Songwriter-Workshops. Ein Schritt, der nahe lag, denn Liwas Konzerte gelten beim ambitionierten Nachwuchs (u.a. Leute wie Gisbert zu Knyphausen) schon seit über zehn Jahren als Lehrstunden abendfüllender Intensität. Das jüngste Album des 48-Jährigen kommt in der Reduktion auf Gesang und Gitarre der Intimität seiner Soloauftritte so nah wie bisher nur die per Mailorder erhältliche Akustik-Trilogie „Voeding“/“Stäfa“/“Glauberg“. Es heißt „Eine Liebe ausschließlich“ und beweist dank stilistischer Vielfalt prompt das Gegenteil.
Text: Markus von Schwerin
Tom Liwa + Gäste, Arena/Glashaus, Do 21.1., 21 Uhr, VVK: 12 Euro
Tickets www.tip-berlin.de/tickets