Corona und Musik

12 Corona-Songs von irre bis Ärzte: So klingt Krise in der Popkultur

Krisen befeuern immer auch die Kunst, im Fall von Corona derzeit am schnellsten und direktesten die Musik – in Form von Corona-Songs. Von den Ärzten bis zu den Vengaboys sahen sich bereits die verschiedensten Künstler genötigt, ihren Beitrag zur Krisen-Playlist beizusteuern. Das gelingt teilweise gut, teilweise fantastisch – und teilweise gruselig. Unsere zwölf Fundstücke von Sting bis Sarah Connor, vom Song für Dumme bis zum Hass-Lied gegen Jogger.


Jimmy Fallon, Sting & The Roots – Don’t Stand So Close To Me

Der Police-Song „Don’t Stand So Close To Me“ kommt aus einer Zeit lange vor Corona. Aber manch ein Titel bekommt eben ganz neue Interpretationsmöglichkeiten mit der Zeit. So war sich Sänger Sting auch nicht zu schade, eine Neufassung angesichts der Abstandsregeln mit TV-Talker Jimmy Fallon und seiner Hausband The Roots aufzunehmen. Dass das Motto ernst genommen wird, zeigt die Art, wie: Die Musiker und der Sänger kamen brav per Videocall zusammen.


Franky Fuzz – Worüber reden Männer

Kommt das Grundeinkommen oder der Überwachungsstaat? Und müssen wir uns die Haare weiter selbst schneiden? Der Berliner Sänger Franky Fuzz hat ein charmantes Songwriter-Stück gezaubert, „Worüber Männer reden“. Denn Fußball fällt ja flach, wie spüren sie nun Nähe? Vielleicht ja darüber, dass zumindest die Friseur laut neuer Corona-Verordnung nun doch wieder öffnen? Schöner, latent bissiger Text, so oder so.


Luisa Martinez – Dumme

Wie verrückt ist die Welt eigentlich gerade? Luisa Martinez hat einen Song an alle geschrieben (und an „Mad World“ angelehnt vertont), die so tun, als wäre gerade gar nicht los. „Dumm, dumm“ seien all die Menschen, die gerade trotzdem in die Parks und rücksichtslos durch die Welt rennen. Dabei erklärt sie kurz, wie der Virus so aus dem Park zu Oma kommt – und Oma dann direkt unter die Erde: „Das Problem der Welt sind Dumme, die voll Selbstbewusstsein sind.“ Finster, und irgendwie unangenehm wahr.


Fog and Lasers – Piece Of Shit Joggers

Ein Kollege schimpfte erst kürzlich über die Radfahrer, denen spätestens an Ampeln sämtliche Abstandsregeln völlig Wurst sind. Wer öfter mal einen Spaziergang macht, kennt aber noch eine andere liebenswerte Bevölkerungsgruppe, die in Sachen Mitmenschen ziemlich rücksichtslos ist. Und nein, nicht alle Jogger sind „Pieces of shit“, wie „Fog and Lasers“ die rücksichtslosen unter den Läufern nennen. Aber einige sind eben doch viel zu sehr im Laufrausch. Und damit tatsächlich einfach: Idioten.


Vengaboys – Zoom Zoom Zoom Zoom

Dass die 90er-Trash-Stars aus den Niederlanden, die Vengaboys noch immer durchaus gut im Geschäft sind – der Nostalgiewelle sei Dank – ist ja schon bemerkenswert genug. Den modernen Zeitgeist treffen sie nun mit einer Neuauflage ihres Klassikers „Boom Boom Boom Boom“. Der heißt nun „Zoom Zoom Zoom Zoom“ und besingt weiterhin, wie gern man jemanden bei sich zuhause hätte – was aber eben im Moment nur noch über das Videokonferenz-Tool geht. „Du brauchst einen Freund, um den Virus zu vergessen? Geh online, wir Zoomen tonight.“ Da isser wieder, der Ohrwurm von damals.


Sarah Connor – Sind wir bereit?

Nun kann man ja von Sarah Connors Neuerfindung als Deutschpop-Sängerin halten, was man will. Und auch den Song zur Krise, den sie geschrieben hat, „Sind wir bereit?“, wird der Welt nicht bei der Genesung helfen. Aber sicher einigen ihrer vielen Fans. Dazu hat die Wahlberlinerin, die auf ihren Konzerten gern gegen die AfD tritt (toll!) vor, sämtliche Einnahmen zu spenden (toll!) – und zusätzlich schon knapp 80.000 Euro bei Better Place gesammelt für Menschen, die Hilfe brauchen in der Krise (toll!).


iMarkkeyz ft. Cardi B. – Coronavirus Remix

Eins der meist beachteten Corona-Liedchen ist eher ein Zufallsprodukt. Die ohnehin gern laute Rapperin Cardi B brüllte in irgendeiner ihrer Instagram-Storys „CoroOona ViIIIirus“. Daraus wurde dann zuerst ein Meme, später machten iMarkkeyz einen Song aus dem Video, was wiederum die Rapperin auf ihrem Instagram-Account (63 Millionen Follower!) feierte. So entstand der Web-Hit der Krise.


Die Ärzte – Ein Lied für Jetzt

„Ich sitze zuhause und langweile mich.“ Die Ärzte fassen in diesem akustischem und einsam in Quarantäne aufgenommenen Song die Situation charmant zusammen. Lagerfeuer-Gitarren-Punk! Aus lauter Langeweile ist nun dieses Lied also entstanden, denn auf Tour gehen dürfen die Ärzte nicht, also kündigen sie hier auch gleich ein paar neue Songs an, die sie bald einspielen werden. So hat Corona doch noch einen positiven Seiteneffekt, nämlich neue Musik von den Ärzten. Schön auch die Widmung, u.a. ist „Ein Lied für Jetzt“ auch für Johns Hopkins. Für Robert Koch. Für Christian Drosten. Für Max Planck.


Danger Dan – Nudeln und Klopapier

Ein Liebeslied für alle Hamsterkäufer. Danger Dan, der normalerweise als Rapper bei der Antilopen Gang gegen die Welt und den ganzen Rest textet, besingt hier einen Frühlingsspaziergang durch den Berliner Zoo. Das geht nicht mehr. Alles würde er geben für ein Ende der Quarantäne. Aber dass es keine Nudeln und kein Klopapier mehr gibt und dass man sich die Frage stellen darf, was die Leute mit soviel Spagetti machen wollen, auch das fragt er sich. Etwas Besinnlichkeit in diesen harten Zeiten, in denen Klopapier plötzlich zum Internet-Thema mit allerlei Memes wird.


Moll – Daheimbleib-Blues

Auch in Österreich wütet das Corona-Virus und auch in Wien steht das öffentliche Leben still. Dort lebt der Schriftsteller Lukas Meschik, von dem zuletzt das „Vaterbuch“ im vergangenen Jahr erschienen ist. Musik ist sein zweites kreatives Standbein. Früher musizierte er mit der Band Filou, als Singer-Songwriter wirkt er unter dem Pseudonym Moll. In diesen Tagen soll das Debüt von Moll erscheinen, mit dem schlichten Titel „Musik“. Vorab veröffentlichte Meschik aus seiner Wohnung den „Daheim Blues“. Krisen wirkten schon immer inspirierend: „Aber haut’s uns wo hinunter, stehen wir stärker wieder auf.“


Bob Dylan – Murder Most Foul

Zugegeben, Bob Dylan hat dieses mehr als 16 Minuten lange Stück nicht anlässlich der Corona-Krise geschrieben. Die Zeiten, dass Dylan sich aktuelle Ereignisse vornimmt und tagesaktuell dazu Songs schmiedet, sind lange vorbei. Doch veröffentlichte der Nobelpreisträger, der nun auch seine „Never Ending Tour“ unterbrechen musste, diesen Song anlässlich der Pandemie im Internet. Eine nie zuvor gehörte Elegie auf John F. Kennedy, in der er von den Sixties die amerikanische Geschichte und die poltischen und gesellschaftlichen Zustände reflektiert. Von Woodstock und den Beatles und immer wieder zurück zu JFK. Dylan selbst ließ folgendes verlautbaren: „Greetings to my fans and followers with gratitude for all your support and loyalty across the years. This is an unreleased song we recorded a while back that you might find interesting. Stay safe, stay observant and may God be with you. – Bob Dylan“


Das Niveau – Corona

Abgründig, ziemlich versaut und mit schwarzem Humor spielt das Berliner Comedy-Folk-Projekt Das Niveau seinen zeitpolitischen Song: „Corona“. Und das geht so: „Wir machen uns vom Acker, heuern an auf einem Schoner… Fuck, der fährt nach China. Corona.“ Martin Spieß und Sören Vogelsang haben immer wieder auch mittelalterliche Themen besungen. Wer sich mit Pest und Cholera auskennt, der kann auch zu Corona was sagen.


Mehr zur Corona-Krise in Berlin

Das Coronavirus ist eine echte Bedrohung für die Gesundheit, aber auch für die finanzielle Existenz der Berliner*innen. Ihr wollt helfen? tip Berlin hat ein Portal eröffnet, auf dem sich Hilfesuchende und die, die helfen wollen, vernetzen können: https://www.tip-berlin.de/tip-hilft/

Alle News und Entwicklungen zur Pandemie findet ihr in unserem Corona-Blog. Speziell um die Situation der Berliner Gastronomen geht es in unserem Corona-Foodblog. Gut geht es ihnen nämlich nicht: Hier geht es zum Offenen Brief der Berliner Gastronomie an den Regierenden Bürgermeister.

Spazieren gehen ist ja schön und gut, aber die meiste Zeit muss man doch zu Hause bleiben. Wir empfehlen 100 Berlin-Romane, die jeder kennen sollte.  Keine Lust auf lesen? Hier gibts unsere Podcast-Tipps – und was sich auf Streaming-Services lohnt. Trotzdem nicht fündig geworden? Wir listen 15 Dinge, die man zu Hause machen kann. Updates zur Lage in Berlin auf der Seite des Senats.

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