Der Musikjournalist Wolfgang Doebeling („Rolling Stone“, „Radioeins“) hat gute wie schlechte Erinnerungen an den tip. Die schlechten sind in wenigen Sätzen abgehandelt: Eine Redakteurin wollte ihn einst aus banalen Gründen zensieren, Doebeling blieb konsequent und ging. Die guten Erinnerungen indes füllen nun beinahe ein ganzes Buch. Seit Ende der 1970er bis zum Beginn der 1990er prägte der gebürtige Stuttgarter den Musikteil des tip und bekam dabei Gelegenheit, aufschlussreiche, oft mitreißende und niemals protokollhafte Interviews mit prägenden Musik-Persönlichkeiten zu führen, wie sie die heutigen Verwertungsprozesse im Musik- und Mediengeschäft kaum noch zulassen. In „Pleased To Meet You“, dessen Titel natürlich weniger Höflichkeitsformel ist, als vielmehr Referenz an die Rolling Stones und ihr „Sympathy For The Devil“, sind viele der tip- und auch spätere „Rolling Stone“-Interviews erstmals ungekürzt abgedruckt. Jedes einzelne bestritt Doebeling mit einer lesenswerten Mischung aus Fantum, Intelligenz, Wissen und Unnachgiebigkeit.
Text: Hagen Liebing
Wolfgang Doebeling: „Pleased To Meet You – Interviews mit Musikern“, Fink Verlag, Paderborn, 255 Seiten, 24,80 Euro