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Kreuzberg: Die schönsten Kieze und spannendsten Ecken

Die Kieze in Kreuzberg gehören zu den beliebtesten in Berlin – und zu den umkämpftesten. Hier findet ihr viele spannende Ecken und ebenso spannende Geschichten, denn Kreuzberg hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt: von der Arbeitsmigration der 1960er-Jahre über die Hausbesetzungen in den 1980er-Jahren bis zur fortschreitenden Gentrifizierung. Von Bergmann- bis Wrangelkiez stellen wir euch Kreuzbergs Kieze und ihre Geschichten vor.


Kieze in Kreuzberg: 61 oder 36?

Ein Graffiti in Kreuzberg auf dem protestierende Menschen zu sehen sind.
Graffiti am Kottbusser Tor. Die Gentrifizierung ist in Kreuzberg ein großes Thema. Foto: Imago/Steinach

Wer sich mit Kreuzberg auseinandersetzt kommt an diesem friedlichen Konflikt zwischen Kreuzberg 36 und 61 nicht herum. Die Ziffern waren seit den 1930er-Jahren die Bezeichnung des jeweils zuständigen Postzustellbezirks. Kreuzberg 61 wurde unter Nordwest 61 zusammengefasst und umfasste den westlich gelegenen Ortsteil. Kreuzberg 36 lief unter den Namen Südost 36 und umfasste dagegen den östlich gelegenen Ortsteil des Bezirks. Daher stammt auch die bekannte Abkürzung SO 36. Etwas überspitzt gesagt, waren die Anwohner:innen der jeweiligen Zustellbezirke von ihrem Kreuzberg so überzeugt, dass sie sich weigerten, in den jeweils anderen Teil Kreuzbergs zu fahren. Während die Kieze in Kreuzberg 61 eher als bürgerlich gelten, eilt Kreuzberg 36 ein multikulturellerer und politischer Ruf voraus. Wir mögen beide Teile: Tipps für Kreuzberg 36 gibt es hier, und was wir am liebsten in Kreuzberg 61 unternehmen, erfahrt ihr hier.


Der Viktoriapark: Panoramablick und ein verwunschener Wasserfall

Der verwunschene Wasserfall am Kreuzberg. Foto: Imago/ Schöning
Der verwunschene Wasserfall am Kreuzberg lädt zum Füße abkühlen im Sommer ein. Foto: Imago/Schöning

Der Viktoriapark fußt auf einem 66 Meter hohen Hügel, dem Kreuzberg – der zugleich auch Namensgeber des Stadtteils ist. Damit ist er zwar nicht der höchste Berg Berlins (das sind die Arkenberge in Blankenfelde mit 120,7 Metern Höhe), doch wer den Aufstieg wagt, wird mit einem einzigartigen Panoramablick über Berlin belohnt. Dort oben steht auch das von Friedrich Schinkel im Jahre 1818 geschaffene Nationaldenkmal, das von König Friedrich Wilhelm III. nach dem Ende der napoleanischen Kriege in Auftrag gegeben wurde. Die Grünanlage wurde zu Ehren seiner Frau Viktoria benannt. Der verwunschene Wasserfall am Viktoriapark wurde 1898 erbaut und wird traditionell am 1. Mai für die Sommermonate angestellt. Er lädt im Sommer dazu ein, sich die Füße abzukühlen. Am Fuße der Grünanlage entlang der Kreuzbergstraße finden sich einige Restaurants und Cafés. Im Kreuzberger Klassiker, der Bar Vereinszimmer Lo Spazio, bekommt ihr gutes italienisches Frühstück – als Stärkung für den Aufstieg oder zur anschließenden Belohnung.


Kieze in Kreuzberg: Gründerzeitbauten im Bergmannkiez und am Chamissoplatz

Kieze in Kreuzberg: Der Bergmannkiez mit seinen prächtigen Gründerzeitbauten.  Foto: Imago / Jürgen Ritter
Schöne Kieze in Kreuzberg: Der Bergmannkiez mit seinen prächtigen Gründerzeitbauten. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Bergmannkiez gilt als ruhiger und gediegener als die anderen Kieze in Kreuzberg. Gelegen zwischen Gneisenaustraße, Mehringdamm, Südstern und Fidicinstraße lassen sich hier prächtig restaurierte Altbauten bewundern. Das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaute Viertel wurde weitgehend von den Bomben des Zweite Weltkriegs verschont. Wer früher noch Trödelläden und politisches Leben in der Bergmannstraße entdecken konnte, findet heute eine Flaniermeile mit einer Vielzahl an Restaurants, Cafés und kleinen Läden vor. Viele junge akademische Kleinfamilien haben ihr Zuhause in dem Kiez gefunden. Der Kern des Bergmannkiez ist der Marheinekeplatz. Im Sommer ist der Platz mit kleinem Springbrunnen und Spielplatz ein beliebter Treffpunkt der Anwohner:innen. Fast das ganze Jahr über findet dort am Wochenende ein kleiner Flohmarkt statt – mehr Trödel-Tipps gibt’s hier. Die Passionskirche, die neben Gottesdiensten auch für eine Vielzahl an Konzerten und kulturellen Veranstaltungen genutzt wird, liegt nördlich des Platzes. In der Marheineke-Markthalle werden frische Lebensmittel und Spezialitäten aus aller Welt verkauft.

Parallel zur Bergmannstraße verläuft die Gneisenaustraße, eine das Jahr über eher unspannende Ecke Kreuzbergs, außer im Mai oder September, wenn hier die Route des Karnevals der Kulturen verläuft oder die Sportler:innen des Berlin Marathon entlang rennen.

Prächtige Gründerzeitbauten am Chamissoplatz in Kreuzberg 61. Foto: Imago/Ritter
Prächtige Gründerzeitbauten am Chamissoplatz in Kreuzberg 61. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Südlich der Bergmannstraße liegt der Chamissoplatz, benannt nach dem Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso. Der Platz besticht durch wunderschön sanierte Gründerzeitbauten und Kopfsteinpflaster. In der Mitte gibt es einen Spielplatz. Hier finden sich einige Restaurants und Cafés, samstags findet ein Ökomarkt mit regionalen Produkten aus Berlin und Brandenburg statt. Berlin bietet übrigens einige Wochenmärkte unter freiem Himmel.


Die Admiralbrücke und Baller-Häuser

Die Admiralbrücke am Landwehrkanal lädt zum Verweilen ein. Foto: Imago/ Schöning
Die Admiralbrücke am Landwehrkanal lädt zum Verweilen ein. Foto: Imago/ Schöning

Die Admiralbrücke, unter Berliner:innen auch gerne nur „Admi“ genannt, ist wohl eine der bekanntesten Brücken Berlins. Sie ist in jedem Reiseführer gelistet und steht wie kein anderer Ort für das typische Kreuzberger Leben. Die jungen Leute tummeln sich den Tag über auf der Brücke, lauschen Straßenmusiker:innen, die hier regelmäßig ihre Konzerte spielen, und essen Steinofen-Pizza vom gegenüberliegenden Restaurant Il Casolare. Von der Brücke aus schaut man auf auffällige Gebäude, die vom Architekten Hinrich Baller zur Internationalen Bauausstellung 1987 erbaut worden sind.


Ein Spaziergang entlang des Landwehrkanals

Schlauchboote in der Abendsonne auf dem Dreiländer-Dreieck zwischen Treptow, Neukölln und Kreuzberg auf dem Landwehrkanal Berlin. Foto: F. Anthea Schaap
Schlauchboote in der Abendsonne auf dem Dreiländer-Dreieck zwischen Treptow, Neukölln und Kreuzberg auf dem Landwehrkanal. Foto: F. Anthea Schaap

Es ist ein Klassiker für die Menschen in Berlin, bei dem sich viele spannende Ecken und Kieze in Kreuzberg entdecken lassen: ein Spaziergang entlang des Landwehrkanals. Die Wasserstraße fließt von Kreuzberg nach Charlottenburg und erstreckt sich über eine Länge von elf Kilometern – unser Autor hat auf dem Landwehrkanal eine Kanutour unternommen. Entlang der Strecke finden sich zahlreiche schöne Ecken und Grünflächen zum Verweilen. Vorbei am Technikmuseum geht es südöstlich weiter zum Urbanhafen, ein beliebter Treffpunkt in den Sommermonaten. Auf der großen Wiese vor dem Urbankrankenhaus wird mit Blick auf den Kanal und die Schwäne gepicknickt, das Feierabendbier genossen oder gefeiert. Folgt man dem Kanal weiter, spaziert man an der Admiralbrücke, am Maybachufer und am Bouleplatz am Paul-Lincke-Ufer vorbei, um dann am Dreiländereck in Richtung Görlitzer Park abzubiegen, bis man die Lohmühleninsel erreicht und Kreuzberg verlässt.


Pommes rot-weiß im Prinzenbad

Bei den Anwohner:innen der umliegenden Kreuzbeger Kieze sehr beliebt: Das Prinzenbad. Foto: Imago/ Emmanuele Contini
Bei den Menschen in den Kreuzberger Kiezen sehr beliebt: das Prinzenbad. Foto: Imago/Emmanuele Contini

Wer am Landwehrkanal entlang spaziert, kommt auch am Prinzenbad nicht vorbei. 1956 erbaut, galt das Freibad lange Zeit als Brennpunkt und machte Schlagzeilen mit Prügeleien und ständigen Auseinandersetzungen. Mittlerweile hat sich das Image gewandelt: Es gehört quasi zum guten Ton, sich als Kreuzberger:in in den Sommermonaten im Prinzenbad abzukühlen oder in der Mittagspause ein paar Bahnen zu schwimmen. Die große Liegewiese lädt zum Lesen und Sonnen ein. Pommes rot-weiß dürfen natürlich nicht fehlen und werden am Kiosk verkauft.


Kottbusser Tor

Blick von oben auf das Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg. Foto: Imago/ Joko
Das Kottbusser Tor: Entweder man die Gegend oder hasst sie. Foto: Imago/ Joko

Wer Kreuzberg und seine spannenden Ecken kennen lernen möchte, darf den Kotti nicht verpassen: Das Kottbusser Tor ist ein zentraler Ort in Kreuzberg. Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn. Der Platz beeindruckt sicherlich nicht mit seinem lärmenden Kreisverkehr oder den ihn umliegenden Neubauten. Doch wer das pure Kreuzberg erleben möchte, ist hier richtig. Die feierwütige Jugend, Berliner Hipster, langjährige Anwohner:innen und neureiche Besitzer:innen sanierter Eigentumswohnungen tummeln sich neben den vom Leben gezeichneten Menschen. Wer es gemütlich mag, sollte einen Abstecher ins Café Kotti machen. Eine Institution, die einen bunten Mix an Generationen und Menschen im Café zusammenbringt. Vom Südblock aus, ein Restaurant und politischer Treffpunkt, der auf der südlichen Seite des Kottbusser Tors liegt, lässt sich das Treiben am Platz besonders gut beobachten. Und mit der Bar Möbel Olfe findet sich hier ein wichtiger Ort des queeren Kreuzbergs. Um das Kottbusser Tor herum, an der Reichenberger Straße beispielweise, finden sich noch mehr Bars, kleine Clubs, Cafés und Restaurants. Der Kotti ist nur einen Katzensprung von der Oranienstraße und der Admiralbrücke entfernt.


Kieze in Kreuzberg: Der Graefekiez

Ein weiterer Kiez in Kreuzberg: Die Dieffenbachstraße mit ihren Straßencafés und kleinen Geschäften führt durch den Graefekiez. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer
Ein weiterer schöner Kiez in Kreuzberg: Die Dieffenbachstraße mit ihren Straßencafés und kleinen Geschäften führt durch den Graefekiez. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer


Der Graefekiez ist ein gründerzeitliches Altbaugebiet in Kreuzberg. Er liegt zwischen Landwehrkanal und Volkspark Hasenheide sowie dem Kottbusser Damm und dem Urbankrankenhaus. Hier reiht sich ein schöner Altbau neben den anderen. Der lebendige Kiez zählt zu den gepflegteren Kiezen in Kreuzberg. Es gibt eine Reihe an kleinen Geschäften, Cafés, Bars und Restaurants, wunderbare Kreuzberger Bäckereien und stilvolle Bars. Wer den Kiez gerne etwas ruhiger und authentischer erleben möchte, der kann am Zickenplatz bei einem leckeren Kaffe im Café Zazza das Treiben beobachten. Der offizielle Name des Platzes lautet Hohenstaufenplatz, da hier aber mal Ziegen weideten, ist er im Berliner Volksmund unter Zickenplatz bekannt.



Das Herzstück von Kreuzberg 36: Oranienplatz und Oranienstraße

Oranienstraße Ecke Adalbertstraße. Foto: Imago / Hoch Zwei Stock/Angerer
Die Oranienstraße, das Herzstück Kreuzberg 36s. Foto: Imago / Hoch Zwei Stock/Angerer

Die Geschichte der Oranienstraße erzählen wir hier, sie ist das Herzstück von Kreuzberg 36 und eine der belebtesten Straßen Kreuzbergs. Neben ständigem Autolärm drängen sich auf dem Bürgersteig die Anwohner:innen, Touristen und Nachtschwärmer:innen – und sind gerne auch mal genervt voneinander. Hier reihen sich Galerien, Yogastudios und Buchläden aneinander, Shopping-Tipps für Adalbert- und Oranienstraße geben wir euch hier. So divers die Bevölkerungsstruktur Kreuzbergs, so divers sind auch die Restaurants und Bars im Kiez: Vom Falafel-Imbiss bis zum hippen koreanischen Barbecue-Lokal ist alles vertreten. Am Heinrichplatz liegt auch der Club SO36, einer der wichtigsten Orte des Kreuzberger Nachtlebens. Hier traten schon Bands wie die Ärzte, Die Toten Hosen und Einstürzende Neubauten auf. Neben der bekannten revolutionären 1. Mai Demo, die traditionell durch Kreuzberg führt, findet das Straßenfest MyFest jährlich in der Oranienstraße und in den umliegenden Straßenzügen statt.

Heute kaum mehr vorstellbar, umgab der Oranienplatz 1852 samt Oranienbrücke ursprünglich den Luisenstädtischen Kanal, der als Verbindung zwischen Spree und Landwehrkanal fungierte. Erst 1928 wurde der Kanal zugeschüttet. Zwischen 1961 und 1990 lief hier die Berliner Mauer entlang und teilte die Stadt in Ost und West. Heute findet sich dort das Engelbecken und der Engelbeckenpark. Der Oranienplatz ist nach mehreren Umbauten wieder in Anlehnung an seinen historischen Grundriss gestaltet.

Der Oranienplatz in Berlin um 1835. Damals floß durch Berlin noch der Luisenstädtische Kanal.
Der Oranienplatz mitsamt Oranienbrücke in Kreuzberg um 1835. Damals floß durch Berlin noch der Luisenstädtische Kanal. Foto: Imago/ Arkivi

An dem Platz finden sich geschichtsträchtige Gebäude, wie das ehemalige Kaufhaus Brenninkmeyer. Das Warenhaus verdankt seinen Namen der holländischen Familie Brenninkmeyer, die Gründer der Modekette C&A. Das Familienunternehmen war lange Eigentümerin des Hauses und eröffnete eine ihrer ersten Filialen in Berlin dort. Nach längerem Leerstand und einer Zwischennutzung für kulturelle und künstlerische Einrichtungen wie die Ostkreuzschule für Fotografie ist in das Gebäude 2017 eins der schönsten Designhotels in Berlin gezogen.

In Richtung Erkelzdamm gelegen, lässt sich eine der ältesten erhaltenen Apotheken Berlins bestaunen. Von den Bomben des Zweiten Weltkriegs verschont, existiert die Apotheke seit 1860. Seit 2015 gibt es in den Räumlichkeiten allerdings Kuchen anstatt Arzneien. Das Ora ist Café und Bar. Die dunklen Schränke und das Holzmobiliar sind erhalten worden und die Verkaufstheke wurde zum Bartresen umgewandelt.

Der Oranienplatz ist auch immer wieder Ausgangspunkt für Demonstrationen und Kundgebungen. Deutschlandweite mediale Aufmerksamkeit erregte der Platz durch ein Geflüchteten-Camp, welches dort von 2012 bis 2014 stand, um auf die prekäre Situation von Geflüchteten in Deutschland aufmerksam zu machen.


Mariannenplatz und das Bethanien

Die St.-Thomas-Kirche am Mariannenplatz. Foto: Imago/ Schöning
Die St.-Thomas-Kirche am Mariannenplatz. Die Grünstreifen am Platz laden zum Entspannen ein. Foto: Imago/ Schöning

Der Platz ist benannt nach Prinzessin Marianne von Preußen und wurde zwischen 1841 und 1846 auf dem ehemaligen Köpenicker Feld neu angelegt. In Berlin haben einige preußische Architekten ihre Spuren hinterlassen.

Westlich des Mariannenplatz befindet sich der Kunstraum Kreuzberg, auch Bethanien genannt. Das ehemalige Diakonissen-Krankenhaus, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Vermächtnis des Königs Friedrich Wilhelm IV. gebaut. 1970 wurde das Krankenhaus stillgelegt und Bürgerinitiativen verhinderten einen Abriss. Daraufhin stellte das Land Berlin das Bethanien unter Denkmalschutz und kaufte es. Heute dient das ehemalige Krankenhaus als Ort für kulturelle und künstlerische Einrichtungen und Initiativen. In den Sommermonaten wird im Innenhof des Bethanien die Leinwand für das Freiluftkino Kreuzberg aufgebaut.

Das Bethanien am Mariannenplatz. Foto: Imago/ Pop-Eye
Ein ehemaliges Krankenhaus mitten in Berlin: Das Bethanien am Mariannenplatz. Foto: Imago/ Pop-Eye

An der Nord-West-Seite des Mariannenplatzes, im ehemalig besetzten Schwesternwohnheim des Bethanien-Krankenhauses, steht das Georg-von-Rauch-Haus. Im Dezember 1971 wurde das Haus von seinen Besetzern nach dem Berliner Stadtguerillero Georg von Rauch benannt, der wenige Tage zuvor nach einem Schusswechsel mit der Polizei gestorben war. Seitdem fungiert das Rauch-Haus als selbstverwaltetes Wohnkollektiv. Es war mehrere Jahre vom Berliner Senat als Anlaufstelle für obdachlose Jugendliche anerkannt. Rio Reiser wohnte zeitweise dort und seine Band Ton Steine Scherben widmete ihren Song „Rauch-Haus“ dem Gebäude. Pilgerstätten für Musikfans gibt es in Berlin reichlich.


Görlitzer Park: Streichelzoo und Drogenrazzien

Der Görlitzer Park: Foto: Imago/ F. Anthea Schaap
So ruhig und menschenleer erlebt man den Görlitzer Park eher selten: Foto: Imago/ F. Anthea Schaap

Eine weitere spannende Ecke Kreuzbergs, denn es wird wohl kaum über einen anderen Park Berlins so viel diskutiert wie über den Görlitzer Park. Er liegt zwischen Emmauskirche und Landwehrkanal und bietet weitläufige Liegewiesen und verschiedene Sport- und Spielplätze sowie einen beliebten Kinderbauernhof mit Streichelzoo. Einerseits Naherholungsgebiet des Kiezes, birgt der Park mit dem weit verbreiteten Drogenhandel viel Konfliktpotential. Berliner Politiker:innen streiten seit Jahren, wie am besten umzugehen ist mit dem Problem. Seit 2018 gibt es einen offiziell gewählten Parkrat, der die Interessen aller Parknutzer:innen vertreten soll. Noch machen weiterhin Drogenrazzien Schlagzeilen in den Medien. Mehr Parks in Kreuzberg lernt ihr hier kennen.


Lausitzer Platz: Revolutionäre Geschichte und Spielstraße

Spielende Kinder am Lausitzer Platz. Foto: Imago/ Jürgen Held
Die Spielstraße am Lausitzer Platz. Die Punkerkneipen sind aus dem Kiez in Kreuzberg verschwunden. Foto: Imago/ Jürgen Held

Einst war der Lausitzer Platz bekannt für die Krawalle am 1. Mai 1987, die gewalttätig von der Polizei beendet wurden, und den zahlreichen 1.-Mai-Demos, die dort seitdem ihren Anfang nahmen. Mittlerweile merkt man dem Kiez in Kreuzberg wenig von seiner revolutionären Geschichte an. Die Punkerkneipen aus den 1990er-Jahren sind verschwunden. Einer, der sie noch kennt, ist Bernd Feuerhelm, ein Archivar der Berliner Kneipenkultur.

Die Gentrifizierung hat ihre Spuren im Kiez hinterlassen, die Bevölkerungsstruktur hat sich grundlegend gewandelt. Heute sieht man auf dem Platz spielende Kinder und junge Eltern, ein Teil wurde zur Fußgängerzone und Spielstraße umgewandelt, eine Erweiterung soll folgen. Am Wochenende gibt es einen Ökomarkt. Anstatt der Punkerkneipen reihen sich kleine Läden, eine Eisdiele, Straßencafés und Restaurants um den Platz, in dessen Mitte sich die Emmaus-Kirche befindet. Südlich des Platzes verläuft die Hochbahntrasse der U1 und U3, dahinter befindet sich der Eingang zum Görlitzer Park. Im Norden grenzen die Waldemar- und die Eisenbahnstraße an den Platz.


Kieze in Kreuzberg: Auf gute Nachbarschaft im Wrangelkiez

Fahrradfahrer in der Falckensteinstrße Ecke Wrangelstraße in Berlin Kreuzberg. Foto: F. Anthea Schaap
Ein Spaziergang durch den Kreuzberger Wrangelkiez lohnt sich immer. Foto: F. Anthea Schaap

Der Wrangelkiez bildet das östliche Ende Kreuzbergs und liegt zwischen dem Schlesischen Tor, der Spree und dem Görlitzer Park. Das Altbauquartier ist bekannt für sein friedliches Mit- und Nebeneinander unterschiedlicher Nationalitäten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Nachbarschaftsinitiative zur Rettung des Gemüsegeschäft Bizim Bakkal, das trotz der Bemühungen seiner Unterstützer:innen 2016 schließen musste. Entlang der Görlitzer Straße am Görlitzer Park gibt es einige Cafés und Restaurants. Auch Daniel Brühls bekannte Tapasbar Bar Ravel ist in dem Kreuzbeger Kiez zu Hause. Hier gibt’s weitere Adressen für gute Tapas in Berlin.


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