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Uraufführung 

Kriegsspielzeug in Kinderhänden: „Kriegsbeute“ am Berliner Ensemble

Martin Behnke und Burhan Qurbani machen „Kriegsbeute“

JR Berliner Ensemble

Das Problem mit politisch korrekten Parabelstücken ist, dass sie in ihrer recht übersichtlichen Figuren- und Konfliktzeichnung gelegentlich kaum von gesinnungsfestem Kabarett zu unterscheiden sind. So ein Fall der einfachen Weltsicht bei begrenztem theatralischen Reiz ist das Familienkonfliktstück „Kriegsbeute“ des Autorenduos Martin Behnke und Burhan Qurbani, das Laura Linnenbaum im Kleinen Haus des Berliner Ensembles mehr tapfer als inspiriert zur Uraufführung bringt. Dass Behnke und Qurbani es besser können, zeigten sie vor vier Jahren mit ihrem sozialrealistischen Spielfilm „Wir sind jung. Wir sind stark“ über rechte Jugendliche in Rostock. Von dieser erzählerischen Kraft und Genauigkeit der Beobachtung ist ihr Theaterstück sehr weit entfernt.

Schon der Plot wirkt ausgedacht, didaktisch: Der Rüstungsunternehmer Friedrich Bloch (Martin Rentzsch) entdeckt auf der Zielgeraden, kurz vor seinem Tod, sein Gewissen und verschenkt seine Millionen an NGOs und die Bedürftigen. Gerne lädt er mal einen Obdachlosen in die Villa ein. Die Großzügigkeit missfällt seinen Kindern, nicht nur der Karrieristin Maria (Annika Meier) und ihren Tech-Nerd-Brüdern (Owen Peter Read), die schon im Waffenkonzern des Vaters arbeiten, sondern auch dem Pazifisten, Startup-Hipster und Gratis-Moral-Schwadroneur Johannes (Gerrit Jansen), der ungern auf die monatlichen Schecks verzichten will.

Es wird viel geredet und herumgestanden. Aufführung und Stück können sich nicht zwischen Boulevard (dafür fehlt es entschieden an Tempo, Witz und Aberwitz), Familientragödie und Agitprop entscheiden, die Figuren bleiben Schablonen, die Texte plump. Die Versuche, mit dem Familienkrieg die Welt zu erklären, sind hilflos, um es höflich zu sagen. Am Ende ist der Alte tot, im Interesse der Marktwirtschaft erschossen. Eine neue Waffe aus familieneigener Produktion sucht sich ihre Ziele selbst und bringt weitere Familienangehörige zur Strecke. Das haben sie jetzt davon, dass sie Waffen verkaufen! Irgendwie beruhigend, dass wenigstens im Theater die Schurken ihrer verdienten Strafe nicht entgehen.

Berliner Ensemble Bertolt-Brecht-Platz 1, Mitte

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