Die Zeiten, in denen 3D-Druck in Berlin nur in sympathisch vollgerümpelten Hackerbuden stattfand, sind vorbei. Die Technologie erreicht gerade in Berlin immer mehr Menschen an immer unterschiedlicheren Orten, von den Hipster-Spots in Kreuzberg über Jugendvereine in Grünau bin hin zu Repair-Cafйs in Tempelhof. Ende März kommt außerdem das Messe-Event 3D-Printshow in die Station am Gleisdreieck.
Mit der unaufhaltsamen Weiterentwicklung der Drucktechnik, die auch für technisch begabte Laien immer beherrschbarer wird, erweitern sich gerade neben den Nutzerkreisen auch die Anwendungsbereiche. Egal, ob im kreativen Bereich, in der Medizintechnik oder in der Ersatzteilproduktion. Das freut besonders Verbraucherschützer wie Stefan Schridde, der sich mit dem Ersatzteilproblem, Stichwort „geplante Obsoleszenz“, also dem eingeplanten Verschleiß von Produktteilen, auskennt wie kein Zweiter. Für seinen Treffpunkt Murks-Center und das dazugehörige Repair-Cafй will er jetzt einen 3D-Drucker anschaffen, „weil man damit zwar immer noch nicht alles machen kann, aber im Ersatzteilbereich doch schon einiges. Und je mehr Menschen sich mit neuer Technik beschäftigen, desto besser für alle.“ Nutzten zum Beispiel Designer ihre Druck-Ergebnisse früher fast ausschließlich zum Prototyping, also für Versuchsreihen, bevor ein Produkt tatsächlich in Serie ging, sind es heute auch die Druckerzeugnisse selbst, die bereits das eigentliche Schmuckstück sind. Oder die Drucke finden direkt im und am menschlichen Körper als Prothese oder Implantat Verwendung. Ganz aktuell beschäftigt sich die Forschung mit sogenanntem Bio-Material, also der Möglichkeit, aus zuvor gezüchteten Zellen tatsächlich Organe auszudrucken.
Bis es so weit ist, werden aber gerade angehende Mediziner mit 3D-Druckern weiterhin eher OP-Abläufe üben. Wie das genau funktioniert, können sich Interessierte auf der 3D-Printshow in der Station am Gleisdreieck anschauen. Dort werden neben allgemeinen Informationen zum Stand der Technik auch Druckverfahren für die Bereiche Medizintechnik, Designverfahren, Kunstproduktion oder auch Fahrzeugtechnik vorgestellt. Ein Thema in den Messehallen wird sicher auch die neueste 3D-Nachricht sein, wonach es einer US-Firma gelungen sein soll, das bisher doch recht meditative Druckverfahren, in dem flüssiger Kunststoff langsam Schicht für Schicht Objekte aufbaut, extrem zu beschleunigen.
Innovation kommt aber auch aus Berlin selber: Die Firma Botspot hat einen der ersten Serien-3D-Ganzkörperscanner der Welt entwickelt, mit dem sich alles, also Mensch, oder Maschine, auf Knopfdruck in ein digitales, bis zu 35 Zentimeter hohes 3D-Abbild verwandelt. Eingescannt werden kann von Menschen über Möpse bis zu Pferden und Yachten eigentlich alles – da ist die Scantechnik mittlerweile genauso grenzenlos, wie es die Möglichkeiten der 3D-Technik insgesamt zu sein scheinen.
Wo auch immer gerade Innovationen in Forschung und Entwicklung in Medizin oder Design passieren – 3D-Verfahren sind ziemlich oft das Mittel der Wahl.
Text: Iris Braun
Foto: Bethany Weeks
Termine
3D-PRINTShow Station, Gleisdreieck Luckenwalder Straße 4-6, Do 26.–Sa 28.3., 9.30–18 Uhr. Weitere Informationen unter www.3dprintshow.com
3D-Werkstatt für Schüler Grünau im TJP e.?V., Walchenseestraße 40, Mo 30.3.–Do 2.4., Di 7.4.–Fr 10.4., 10–14 Uhr, Anmeldung unter [email protected]