Nach der Arbeit einfach einmal nichts tun? Unmöglich! Unsere Freizeit ist längst zu einem durchgetakteten Massenphänomen geworden. Die Ausstellung „A day off“ im f³ – Freiraum für Fotografie setzt genau an diesem Punkt an und zeigt bis zum 2. Juni Fotografien, die sich dem süßen Nichtstun widmen. Neben vielen anderen sind Fotografien von Diane Arbus, Katharina Bosse, Henri Cartier-Bresson, Elliott Erwitt oder Barbara Klemm mit dabei. Alle Werke visualisieren die unterschiedlichsten Erscheinungsformen unserer Freizeitgestaltung der letzten 100 Jahre. Und der Kontrast könnte nicht größer sein: Neben modernen Laserkopien von Martin Parr hängen Handabzüge aus den 1930er- Jahren von Martin Munkácsi.
„A day off“ im Freiraum für Kunst: „Fish and Chips with the Queen“
Wenn man durch die Eingangstür des Freiraums für Fotografie tritt, steht man sofort vor einem echten Hingucker: Auf einem Foto ist eine junge Frau in blauem Glitzeranzug und türkiser Sonnenbrille abgelichtet. In der einen Hand hält sie eine volle Tüte Fish and Chips, mit der anderen schiebt sie sich eine Pommes in den Mund. Aber Moment, ist da wirklich die Queen mit einem ihrer Corgis im Hintergrund?
„Fish and Chips with the Queen“ wurde 2018 von der Modefotografin Esther Haase in London geschossen. Es ist ein freches, wenn auch inszeniertes Motiv, das in der Ausstellung „A day off“ einen schönen Kontrast zu den vielen historischen Motiven bildet. Wenn auch die meisten Fotos sehr unterschiedliche Momente festhalten, haben alle doch eines gemeinsam: Sie zeigen, wie wir permanent mit unserer Freizeitgestaltung beschäftigt sind. Ganz egal ob schlemmend beim Pommes essen, schwitzend im Fitnessstudio oder beim Sonnenbaden am Strand – Erholungszeit soll Abstand vom Alltag bringen.
Die Ausstellung „A day off“ zeigt Fotos aus der Sammlung von Franz Christian Gundlach
Alle ausgestellten Werke bei „A day off“ stammen aus der Fotografiesammlung von F.C. Gundlach (1926–2021). Er selbst war einer der bedeutendsten Modefotografen Deutschlands und hat seit 1992 eine der eindrucksvollsten Fotografiesammlungen des Landes zusammengestellt. Titel und Thema der Sammlung: „Das Bild des Menschen in der Fotografie“. Der Modefotograf hat dabei besonders auf Posen, Mode, Mimik und Gestik geachtet. Acht Jahre später überführte Gundlach die rund 15.000 Aufnahmen an seine Stiftung F.C. Gundlach.
Für die Ausstellung „A day off“ wurden von Natalja Aljasova 69 Fotos aus der Sammlung kuratiert, sie selbst ist bei der Stiftung F.C. Gundlach tätig. Die ausgewählten Werke stammen zum Teil von weltweit renommierten Fotograf:innen und geben einen Einblick in den Wandel unserer Freizeitkultur der vergangenen 100 Jahre.
„Wir haben geschaut, welche Fotos eine Emotion transportieren, die bekannten Namen der Fotograf:innen waren dabei erstmal zweitrangig“, sagt Katharina Mouratidi, Künstlerische Leiterin des Freiraums für Fotografie. Eine historische oder stilistische Chronologie wurde dabei nicht verfolgt, alle Fotos wurden letztendlich nach Stimmung sortiert. Läuft man durch die in Altrosa gestrichenen Ausstellungsräume, findet man eine Wand, die sich sonnenverwöhnten FKK-Badenden widmet, eine andere wiederum setzt einen starken Akzent auf den Körper.
„A day off“ im Freiraum für Fotografie: Es wird geschlemmt, gebrutzelt, geraucht und geschwitzt, was das Zeug hält
Neben Fotos von Diane Arbus, Katharina Bosse, Henri Cartier-Bresson, Elliott Erwitt und Franz Christian Gundlach findet man auch ein Werk von Joel Sternfeld. Zu sehen ist ein Bikiniwettbewerb in Florida aus dem Jahr 1983. Unzählige Männer reihen sich um ein Bikini-Model und versuchen die beste Sicht zu ergattern. Eine Fotografie von Barbara Klemm wiederum zeigt fünf Frauen, die an einem sonnigen Tag gemütlich im Gras Karten spielen. Tim Wood hat 1985 ein Foto geschossen, das die Augen groß werden lässt. Zu sehen sind zwei schwangere Frauen, die beim Sonnenbaden lässig eine Zigarette qualmen. „A day off“ macht klar: Unsere Freizeitgestaltung hat sich geändert, manche Szenen sind heute nicht mehr denkbar. Andere aber schon – damals wie heute wurde ausgiebigst Sonne getankt, der neueste Film im Kino angesehen, Bier getrunken oder Bingo gespielt. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man durch ein Wohnzimmer laufen, um sich Fotos aus vergangenen Tagen anzuschauen. Es ist der private Charakter der Sammlung, welcher der Ausstellung „A day off“ im Freiraum für Kunst seinen besonderen Charme gibt.
- A day off im f³ – Freiraum für Fotografie Waldemarstraße 17, Kreuzberg, 15.3.-2.6., Mi-So 13-19 Uhr, Tickets 6 €, Ermäßigt 4 €, mehr Infos hier
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