Kann man so etwas malen, ohne es vorher gesehen zu haben? Nein, den Bildern „Tanz RGBCMYK“ von Antje Majewski geht, wie so vielen in der Malerei heute, die Inszenierung voraus. Die Berliner Malerin, geboren 1968, beschäftigt sich auf der einen Seite mit der Lehre von den Farben und ihren historischen Darstellungsformen durch Phillip Otto Runge, Johann Wolfgang Goethe und Johannes Itten Jahrhunderte später. Was die als wissenschaftliches Anschauungsmaterial begriffen, wie die Farbkugel, nimmt bei Majewski das Ansehen abstrakter Kunstwerke an, denen sie auf der anderen Seite eine figürliche und äußerst körperbetonende Malerei an die Seite stellt. Sie zeigt nämlich, in einer sehr realistischen Malweise, Tänzer, die in den Kostümen der Grundfarben Rot, Grün, Blau, Cyan, Gelb, Magenta und Schwarz ein sehr dichtes und verschlungenes Gewirre der Körper bilden und die zuvor kühle und abstrakte Ordnung in eine erhitzte Unordnung bringen.
Dem Malen ging das Arrangement voraus, die Performance, die dann im Bild durch das dramatische Licht, die leichte Aufsicht in der Perspektive und das runde Bildformat noch einmal inszeniert wird: wieder als eine Versuchsanordnung, diesmal von großer Bewegung. Es könnte dabei eigentlich um Emotionen gehen, die Heftigkeit, mit der die Körper agieren, legt das nahe, und das Pathos einer vergangenen Historienmalerei ist diesem Energieeinsatz gar nicht so fern. Dennoch erkennt man, dass die Malerin auf etwas anderes hinauswill, beschreibt sie die Situation doch als farbtheoretische Versuchsanordnung. Dieses Schillern zwischen Theatralik und einem analytischen Interesse begegnet man oft in den Werken Antje Majewskis, die in Berlin auch schon im Theaterkontext der Volksbühne und des Ballhaus Ost gearbeitet hat.
Text: Katrin Bettina Müller
Fotos: Jens Ziehe
(Sehenswert)
Antje Majewski „Tanz RGBCMYK“,
Neugerriemschneider, Linienstraße 155, Mitte,
Di-Sa 11-18 Uhr, bis 31.1.2009