Zuletzt konnte so der verblüffte Besucher in der Alten Nationalgalerie Gerhard Richters „RAF“-Zyklus erblicken – ausgerechnet zwischen C.D. Friedrichs „Mönch am Meer“ und romantischen Klosterruinen. In den gleichen Sälen wird nun den produktiven Spuren von Schinkels Architekturmalerei nachgegangen, die das Universalgenie meist in aufwändige Naturkulissen einbettet. Erstaunlich, welchen Einfluss Schinkels relativ kurze malerische Periode, die dem architektonischen Stillstand während der napoleonischen Besatzung geschuldet war, auf Kollegen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte. Gotische Architektur wird zu der Zeit identifiziert mit dem national-patriotischen Gedanken. Für das Revival hat die englische Schauerromantik die Initialzündung geliefert. Schinkels Schüler Karl Friedrich Lessing greift in seiner „Ritterburg“ auf derlei Stimmungswerte zurück. Unheilvoll kreidig lässt Carl Blechen seine Klosterruine Oybin vor violett verhangenem Himmel aufleuchten. Erinnerungsorte wie das Heidelberger Schloss werden patriotisch aufgeladen. Doch schon 1876, wenn Oswald Achenbach das Markttreiben in Amalfi darstellt, geht es vornehmlich ums Pittoreske. Architektur wie Natur haben ihre Symbolkraft sichtlich eingebüßt.
Text: Martina Jammers
Foto: Andres Kilger / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Architektur und Natur in der Malerei nach Schinkel Alte Nationalgalerie, 14.9.–6.1.