Skurriles Museum

Berliner Katzenmuseum: Ein Leben für die Katz

Dass es in Berlin ein Katzenmuseum gibt, muss man wissen. Sonst findet man es nicht. Helmut Glantz sammelt seit 70 Jahren Katzenfiguren und Dinge mit Katzenmuster. Tausende Exponate hat er geschenkt bekommen oder erworben. Sein skurriles, liebenswertes Museum befindet sich in einer umfunktionierten Drei-Zimmer-Wohnung in Lichterfelde.


Helmut Glantz in seinem Katzenmuseum.
Helmut Glantz in seinem Katzenmuseum. Foto: Simone Jacobius

Katzen sind verschmust, können trösten oder zickig sein, sind Kumpel oder Diva, man liebt sie oder kann sie nicht ausstehen. In einer gutbürgerlichen Wohngegend in Lichterfelde-Ost befindet sich ein Eldorado für Katzenliebhaber. An der Luisenstraße 38 hat sich Helmut Glantz einen Traum erfüllt: sein Katzenmuseum. Man muss von dessen Existenz wissen, denn es gibt keine Hinweise darauf. Die Ausstellung ist in einer Drei-Zimmer-Wohnung in einem Mietshaus untergebracht – bereits seit 15 Jahren. Während Katzenfans aus aller Welt dorthin pilgern, ist das private Museum in Berlin weitgehend unbekannt.

Gezeigt wird dort alles rund um die Katze – Porzellanfiguren genauso wie Spieluhren, Marionetten oder Puppen. „Ich habe die Exponate nie gezählt, aber es sind Tausende“, versichert der 84-Jährige. Es ist seine persönliche Sammlung, deren Grundstock er vor 70 Jahren legte. Über die Jahre hat er alles gesammelt und dann die Gelegenheit ergriffen, als eine Wohnung über seiner frei wurde. „Meine Frau hatte mir schon gedroht: ‚Die Katzen oder ich‘, es wurde einfach zu voll in unseren vier Wänden“, erinnert sich Glantz.

Das Katzenmuseum stellt Flohmarktfunde und Antiquitäten aus

Im Katzenmuseum in Lichterfelde reiht sich Kurioses an Kitsch. Foto: Simone Jacobius
Im Katzenmuseum in Lichterfelde reiht sich Kurioses an Kitsch. Foto: Simone Jacobius

Kurioses und Kitsch sind in seiner Sammlung vereint. Vieles hat er geschenkt bekommen, anderes erworben. „Wir sind viel gereist. Das Erste, was ich immer tat, war die örtlichen Zeitungen nach Antiquitätenläden und Flohmärkten zu durchforsten. Dort verbrachte ich viel Zeit“, sagt Glantz. Die Vitrinen und Regale der drei Räume sind voll mit Sammlerstücken. Wohin der Blick schweift – überall starrende Katzenaugen.

Das Porzellan ist sortiert nach den Manufakturen – edle Stücke von Meißen, Rosenthal oder Hutschenreuther. Das Wertvollste ist eine grüne Porzellanfigur der Königlichen Porzellanmanufaktur KPM in Berlin. In einer Vitrine sind bemalte Eier arrangiert – natürlich mit Katzenmotiven. Es gibt Schatullen und Federkiele, Salz- und Pfefferstreuer, Tee- und Schnapsservice, nach deren Gebrauch man auch schon mal einen Kater bekommt. Das älteste Exponat stammt von 1880, ein altes Tintenfass. Auf das Jahr 1910 datiert eine silberne Kinderrassel in Katzenform. Die Wände werden von Katzenbildern geziert, beispielsweise von der für ihre Tier- und Pflanzenbilder bekannten Malerin Meta Plückebaum (1876–1945).

Ins Auge fällt Eleonore von Brabant, eine etwa anderthalb Meter große, prachtvolle Katzendame, die für eine Schmuckpräsentation in Großbritannien genutzt wurde. Komplett bekleidet in Stoff und Tüll, mit Strümpfen und Höschen, guckt sie graziös unter dem breitkrempigen Hut hervor.

23 Katzen hatten sie als Haustiere

„Meine Liebe zu Katzen war immer groß, schon als Kind. Daraus ist diese Leidenschaft geworden. Glücklicherweise liebt auch meine Frau Katzen, sodass wir meist vier von ihnen zu Hause hatten. Nachdem zwei gestorben sind, haben wir uns keine neuen mehr angeschafft. Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten“, erzählt Helmut Glantz, der auch Mitglied im Berliner Katzenschutzverein ist. 23 leibhaftige Katzen hatten die Eheleute Glantz im Laufe ihres Lebens. Alle wurden von der Porzellanmalerin Melanie Foster auf einem Mokkaservice verewigt.

Katzenfans gibt es immer mehr

Besonders stolz ist Glantz auf seine Flohmarkt-Entdeckungen. So etwa auf den Lippenstift aus den 30er-Jahren. Und auf eine wahre Rarität: die handbemalten Wiener Bronzekatzen. Seine Sammelstücke kommen aus vielen Ländern der Welt, ebenso wie seine Besucher. Einige bringen ihm auch Katzen-Souveniers mit, denn seine Besucher sind alle eingefleischte Katzenfans.

Im „rustikalen Zimmer“ sind Exponate aus Holz, Kinderspielzeug, Blechdosen und Spieluhren aufbewahrt. Auch eine Therapie-Katzenmarionette gehört dazu, die er geliehen bekommen hat. Und in der gemütlichen Küche hängen passend zum Raum Handtücher und Topflappen mit Katzendesign, Hakenleisten und anderes zur Katzen-Thematik Passendes.

Einmal pro Jahr gibt es an einem Februar-Wochenende die „Tage der offenen Tür“ im Lichterfelder Katzenmuseum. „Dann haben wir mehr als 100 Besucher. Mit denen trinken wir in der Küche Kaffee, unterhalten uns und erzählen die Geschichten zu den Ausstellungsstücken“, sagt Helmut Glantz. Katzenfans gibt es immer mehr, stellt der einstige Bankkaufmann fest. Und manche von denen feiern sogar ihren Geburtstag in der Museums-Wohnung – inmitten von Tausenden Katzen.

Text: Simone Jacobius

  • Katzenmuseum, Luisenstraße 38, (nahe Kranoldplatz), Lichterfelde-Ost, Tel. 030 772 51 49, Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten. Keine festen Öffnungszeiten, Besuch des Museums nur nach Terminvereinbarung möglich, Tel. 030/772 51 49, www.berliner-katzenschutz.de

Kuriose Museen gibt es in Berlin einige. Hier findet ihr 12 Museen speziell für Kinder. Kunst- und geschichtsinteressierte Museumsfreunde sollten einen Blick auf die aktuellen Ausstellungen in Berlin werfen. Wer doch lieber Zeit an der frischen Luft verbingen möchte, sollte sich das Programm der Freiluftkinos anschauen oder einen der vielen Badeseen in Berlin besuchen.

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