„Ich war in einem Projektraum, der für mich aussah wie eine kleine Galerie. Jetzt bin ich hier, um herauszufinden, was der Unterschied ist“, erklärt eine Besucherin der Podiumsdiskussion „What the Fuck Is a Project Room“.
Seit die freien Kunstinitiativen im Zuge eines Senatspreises oder durch Teilnahme an der Berlin Art Week mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind, wird über die Gefahren eines plötzlichen Ruhmes in den eigenen Kreisen heftig diskutiert. Bereits mit Vergabe der ersten Auszeichnung künstlerischer Projekträume und Initiativen im Bereich Bildende Kunst durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur begann das Dilemma, sich definieren zu müssen. Seit 2011 verhandelt das vor sechs Jahren gegründete Netzwerk freier Berliner Projekträume mit der Berliner Kulturverwaltung über die Förderung freier Initiativen. So entstand das Modell der Preisvergabe – ein Anfang, findet das Netzwerk. In diesem Jahr kamen aufgrund der zusätzlich eingeräumten Mittel aus der City Tax 14 Initiativen in den Genuss des mit 30.000 Euro dotierten Projektraumpreises.
Aufmerksamkeit ist ja gewünscht. Wer Kunst macht, möchte gesehen werden. Auch das 1949 gegründete Berliner Künstlerkabarett Die Badewanne erfüllte bereits alle vom Netzwerk vertretenen Kriterien eines Projektraums: selbstbestimmt, spartenübergreifend, experimentell, nicht marktorientiert. Früher wurde gegen die Regeln der Kunstakademie agiert, heute gegen die Gesetze des Kunstmarktes.
Während sich die Gewinner des Projektraumpreises und weitere zehn Räume im Rahmen des Xchange-Festivals zur Berlin Art Week mit Ausstellungen präsentieren, wird zur diesjährigen Verleihung des Projektraumpreises sicher wieder über das Selbstverständnis der Freien Szene diskutiert, die als Seismograf für Themen und Diskurse ein unentbehrlicher Teil der Berliner Kunstszene ist.
Text: Constanze Suhr
Foto: Julien Villaret
Preis der Projekträume Bar Babette, Karl-Marx-Allee 36, Mitte, Fr 18.9., 17.30 Uhr, Party ab 21 Uhr, Ausstellung der Gewinner Di 15.–So 20.9.
Project Space xChange Festival im Rahmen der Berlin Art Week?r 18.–So 20.9., verschiedene Orte, www.berlinartweek.de