Werkschau

Der Gropius Bau zeigt das Werk von Bani Abidi

Ironie und Witz als Strategien gegen die Handlungsunfähigkeit: Der Gropius Bau zeigt nun unter dem Titel „They Died Laughing“ einen umfangreichen Überblick über das Werk von Bani Abidi. Neben filmischen Arbeiten sind auch Drucke und Malerei zu sehen

Bani Abidi, Foto: Schokofeh Kamiz

Zur Person: Bani Abidi, geboren 1971 in Karatschi, hat zuerst am National College of Arts in Lahore in Pakistan und später am Art Institute of Chicago studiert. Sie lebt seit 2011, als sie als DAAD-Stipendiatin nach Deutschland kam, in Berlin. 2012 war sie bei der Documenta vertreten. Abidi hat auch in Delhi gelebt. Die Konflikte zwischen Pakistan und Indien sind immer wieder Thema in ihren Arbeiten.

Von der Berlin Biennale 2014 konnte man ein kleines Video in Erinnerung behalten, das damals in Dahlem zu sehen war: ein paar Holzkisten, die an einem Strand zu einem fragilen „Gebäude“ aufgestapelt wurden, im Hintergrund sind richtige Hochhäuser zu sehen, und eine zerrissene, rote Fahne flackert im Wind. Dazu aus dem Off Stimmen, die man – als deutschsprachiger Besucher – nicht versteht. Stimmen aus Pakistan.
Die Künstlerin Bani Abidi hat mit der „Karachi Series“, zu der das beschriebene Video „Beach 2 – Funland“ gehört, ihrer Geburtsstadt ein melancholisches Denkmal gesetzt. Karatschi ist eine Millionenstadt am Meer, eine Stadt mit einer lebendigen Kultur, die aber zunehmend durch religiösen Fanatismus und eine korrupte Politik bedroht ist. Das zweite unvergessliche Bild aus den „Karachi Series“ prägte sich denn auch wegen seiner Ambivalenz ein: eine Ansammlung von Stühlen, wieder am Strand, dem Meer zugewandt. Ein einzelner Mann ist hier das Publikum, er blickt hinaus ins Ungewisse. Das Kino, das muslimische Fromme schließen ließen, ist nun ein Naturtheater, ein improvisiertes Spektakel.

Die Arbeiten von Bani Abidi wirken häufig, als wären sie ganz simpel, sie sind aber immer reich an möglichen Bedeutungen. Das konnte man schon an dem Video „Mangoes“ (1999) sehen, bis heute eine ihrer bekanntesten Arbeiten: Zwei Frauen essen Mango und erinnern sich dabei an den Geschmack ihrer Kindheit. Die eine ist aus Indien, die andere aus Pakistan, beide leben nicht mehr in der Heimat. Sie geraten in Streit darüber, wo die Mangos besser waren. Die Pointe: Beide Frauen werden von Bani Abidi gespielt.

Bani Abidi: Karachi Series I, 2009 Leuchtkästen 50,8 x 76,2 cm Courtesy: die Künstlerin & Experimenter, Kolkata Bani Abidi

Der Gropius Bau zeigt nun unter dem Titel „They Died Laughing“ einen umfangreichen Überblick über das Werk von Bani Abidi. Neben filmischen Arbeiten sind auch Drucke und Malerei zu sehen. Der Titel der Schau ist zum Beispiel einer Serie von Wasserfarbenbildern entnommen, in denen Menschen zu sehen sind, die sich gerade über etwas sehr amüsieren. Da man den Grund dafür nicht kennt, wird die gute Laune sofort abgründig. Immer wieder interessiert Bani Abidi sich für die Mechanismen der Repräsentation: Wer zeigt was von wem mit welchem Interesse und mit welchem Recht? Die Zwei-Kanal-Installation „Death at a 30 Degree Angle“ beschäftigt sich mit einem Bildhauer aus Indien, der Auftragskunst macht – und mit einem Politiker, der sich möglichst effektvoll verewigt sehen möchte.

Fast die ganze zweite Etage des Gropius Baus wird mit der Schau bespielt werden. Im Mittelpunkt steht dann auch eine neue, eigens für Berlin geschaffene Arbeit: „The Last Procession“ widmet sich den Hasara, einer ethnischen Minderheit aus Belutschistan. Zuletzt versuchten immer mehr Hasara, nach Deutschland zu fliehen. Bani Abidi schlägt mit ihrer Kunst viele Brücken zwischen hier und dort, Eigenem und Fremdem.

Bani Abidi: They Died LaughingGropius Bau, Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, Mi–Mo 10–19 Uhr, 6.6.–22.9., 15/ erm. 10 €

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