Endlich Frühling in Berlin! Ein Anlass für Julie August seltene Blumen in ihre Wohnzimmergalerie zu verpflanzen. In der aktuellen Ausstellung „Frühblüher“ zeigt die avantgardistische Galeristin Blumenarrangements der Bildhauerin Stephanie Senge. Da blühen türkische Pfingstrosen aus eingeschweißtem Fladenbrot, eingelegtem Kohl und prallen Würsten, Orchideen aus afrikanischem Trockenfisch, und italienische Spaghettiglockenblumen entblättern ihre Pracht. Die Münchnerin baut ästhetische Arrangements aus importierten Lebensmitteln in ihren Verpackungen, die nicht nur über die Herkunft von Blütenpflanzen sprechen. Während eines Japanstipendiums vor vier Jahren erlernte die Olaf-Metzel-Meisterschülerin die japanische Blumensteckkunst Ikebana und beginnt Gestecke aus landestypischen Konsumartikeln zu kreieren. Highlight der Ikebanatechnik ist die Rikka-Steckform. Die raumgreifenden repräsentativen Gestecke zieren in Japan bevorzugt Empfangsräume. Auch Senge meisterte die höchste Stufe der Ikebanakunst mit einer ausladenden „Hochzeitsrikka“. Aus einer römischen Amphore streben statt rarem Bukett vielfingrige schweinchenrosafarbene Gummihandschuhe, aalförmige Schlipse, fliegende Plastikzöpfe, gestützt von Zweigen, japanischem Zeremoniebecher und getoppt von einem scherenschnittartigen Vogel. Senge thematisiert mit ihren augenzwinkernden Objekten unsere Konsumkultur und Wegwerfmentalität. Die Bildhauerin stellt außerdem eine berechtigte Frage zum Verfallsdatum zeitgenössischer Kunst: Hält Kunst ewig?
Text: Laila Niklaus
tip-Bewertung: Sehenswert
Stephanie Senge „Frühblüher“, 18m, Do 30.4. ab 18 Uhr: Künstlergespräch mit der Kunsthistorikerin Dr. Birgit Sonna und Stephanie Senge, 1.-3. Mai 14-17 Uhr Sonderöffnung zum Gallery Weekend und Finissage
Weitere Ausstellungen:
Gruppenausstellung „Portrait“ (bis 29.05.)
Gemeinschaftsausstellung „Ode“ (bis 31.05)
Maix Mayer Ausstellung „Was tun?“ in Berlin (bis 9.5.)
Die Sprache Deutsch im Deutschen Historischen Museum (bis 3.5.)
Susi Pop in der Galerie Zwinger (bis 9.5.)
Stefan Panhans in der Galerie Olaf Stüber (bis 9.5.)
„Picturing America“ in der Deutschen Guggenheim (bis 10.5.)
„New York in the Forties“ von Andreas Feininger im Bauhaus Archiv (bis 18.5.)