Als die beiden deutschen Republiken seinerzeit wieder eins wurden, war die Freude groß, aber die Verständigung schlecht. Im Osten waren sie stolz auf ihre originären Dialekte und wie sie Kritik und Botschaften in Liedern und Literatur zwischen den Zeilen verpackten; die Westler dagegen protzten mit Superlativen und Anglizismen und machten sich lustig über Broiler und Plaste.
Vertieft wünscht man sich Ersteres, gestreift wird nur der zweite Aspekt. Wie bringt man die „Sprache Deutsch“ auch auf 400 Quadratmetern in Vitrinen und an Wänden unter? „Auf den ersten Blick sind es bekannte historische Fakten, die das Grundkonzept dieser Ausstellung bilden und eine Bestandsaufnahme der Sprache Deutsch geben“, merkt Kuratorin Heidemarie Anderlik an. Nur bleibt es dabei auch. Der Wortberieselung in der Tonschleuse folgt ein Rundgang durch die abgedunkelten Sektionen. Dabei nimmt die „Sprachgeschichte“ zu viel Platz ein; zu klein die „Dichtkunst und Sprachkunst“, zu flach die Abteilung „Lebendige Sprache„, die sich mit Themen wie „Globalisierung und Werbung“ (logisch: „Geiz ist geil!“) befasst. Sprache lässt sich nicht durch die Aneinanderreihung von Relikten und Phrasen vermessen. Es sind die Menschen, die die Sprache formen, ihr Magie und Bedeutung geben. Das bleibt zu sehr im Dunkeln.
Text: iSch (zwiespältig)
Die Sprache Deutsch
Deutsches Historisches Museum,
I.M.-Pei-Halle, Unter den Linden 2, Mitte, tgl. 10-18 Uhr, bis 3.5.2009
weitere Kunstnotizen:
Märzflimmern in der Märzgalerie
Stefan Roloff in der Galerie Deschler (bis 21.2.)