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Flix spricht über die Ausstellung „Uderzo – Von Asterix bis Zaubertrank“ in Berlin

Der Berliner Zeichner Flix hat mit seinen eigenen Comics wie „Held“, Adaptionen von Don Quijote oder Gullivers Reisen und Hommagen an die legendären Figuren Spirou und das Marsupilami ein mächtiges Werk abgeliefert. Nun kuratiert er gemeinsam mit Sylvie Uderzo, der Tochter des „Asterix und Obelix“-Schöpfers Albert Uderzo (1927-2020), die Ausstellung „Uderzo – Von Asterix bis Zaubertrank“, die vom 6. Februar bis 15. Juni im Museum für Kommunikation zu sehen sein wird.

Erstmals sind in Berlin seltene Originalzeichnungen, Frühwerke, Skizzen, Fotos sowie persönliche Gegenstände wie Uderzos Zeichenutensilien und René Goscinnys Schreibmaschine zu sehen. Es ist die größte Schau zu Uderzo und dessen gallischen Helden, die es je außerhalb Frankreichs gab. Wir sprachen mit Flix über seine ersten Erinnerungen an Asterix, das Privileg, ins Allerheiligste der Comic-Geschichte vorgelassen zu werden und seine liebsten Exponate.

Albert Uderzo mit seinen Helden Asterix und Obelix. Foto: Imago/Jean-Christian Bourcart/Rapho
Albert Uderzo mit seinen Helden Asterix und Obelix. Foto: Imago/Jean-Christian Bourcart/Rapho

Flix: „Asterix“ waren die einzigen Comics im Haushalt meiner Eltern

tipBerlin Flix, bevor wir über die Ausstellung sprechen, vielleicht können wir zuerst über dein Verhältnis zu Asterix und Obelix sprechen?

Flix Da habe ich sogar mal einen kleinen Comic drüber gemacht. „Asterix“ waren die einzigen Comics im Haushalt meiner Eltern. Meine Mutter hatte ein paar Alben, und ich habe die früh entdeckt und darin reingekritzelt. Da wurde meine Mutter sehr sauer, und ich habe zum ersten Mal begriffen, dass Comics Emotionen auslösen können. 

tipBerlin Ein klassischer bundesrepublikanischer Zustand, dass „Asterix“ die einzigen Comics waren, die es zuhause gab, oder?

Flix Das war bei mir jedenfalls so. Ich bin Jahrgang 1976, das heißt, wir hatten die ersten Bände. Die kamen am Anfang sehr regelmäßig heraus, später wurden die Abstände immer größer. Dann gab es auf einmal nicht mehr jedes Jahr oder alle zwei Jahre einen neuen „Asterix“, sondern plötzlich lagen drei, vier, fünf, sechs Jahre dazwischen. Ich bin in diese Endphase hineingeboren, aber das Hauptwerk hatten wir. Und wir nahmen „Asterix“ in der Schule durch, im Lateinunterricht. Auch das war ein Bezug. 

tipBerlin Also gehört „Asterix“ tatsächlich zum bildungsbürgerlichen Kanon?

Flix Das gehört mit rein. Aber anders als „Effi Briest“ oder „Der Zauberberg“, denn die Comics fand ich doch schon sehr lustig, und es hat mir viel Freude gemacht, sie zu lesen. Es gab auch die Filme, aber für mich waren eher die Bücher wichtig. Die Zeichentrickfilme habe ich gesehen, „Asterix und Kleopatra“ fand ich auch gut, aber als dann die Realverfilmungen kamen, war ich raus. 

Flix: „Dadurch, dass Asterix und Obelix so präsent waren, habe ich gemerkt: Okay, das mögen Leute, so sieht ein Comic aus“

tipBerlin Als du angefangen hast, dich als junger Mensch intensiver für Comics zu interessieren und auch selbst Comics zu zeichnen, wurden da Asterix und Obelix etwas weniger wichtig?

Flix Es gab natürlich noch mehr als „Asterix“. Ich hatte einen Freund, der in einer Buchhandlung gearbeitet hat, die auch zur Hälfte ein Comicladen war. Dort habe ich andere Sachen kennengelernt. Aber das fand alles in der Vor-Internet-Zeit statt – es war gar nicht so leicht, an Comics heranzukommen. Dadurch, dass Asterix und Obelix so präsent waren, habe ich gemerkt: Okay, das mögen Leute, so sieht ein Comic aus. Also habe ich versucht, diese Linien nachzumachen und begriffen, wie wahnsinnig gut dieser Uderzo zeichnen konnte. 

tipBerlin Uderzo war eine Inspiration für dich. In deinem Werk hast du viele eigene Helden erfunden, etwa Ferdinand, den Reporterhund, aber du hast dich auch immer wieder in die Nähe von internationalen Comic-Klassikern begeben und Comics mit Abenteuern von Spirou und dem Marsupilami gezeichnet. Und jetzt auch noch die Asterix-Ausstellung. Da hast du als deutscher Zeichner eine privilegierte Stellung, so nah an diese Ikonen der Comic-Kultur heranzukommen, oder?

Uderzos Atelier ist noch immer wie früher eingerichtet

Flix Absolut! Ich empfinde es als ein wahnsinniges Privileg, das machen zu dürfen, weil das alles andere als selbstverständlich ist. Für die Ausstellung reiste ich nach Paris und besuchte das Atelier von Uderzo, das es heute noch gibt und das immer noch so eingerichtet ist, als wäre er gerade gegangen. Sein Schreibtisch steht noch da, wie er ihn verlassen hat, seine Papiere liegen herum und die Stifte. Diesen Ort zu betreten und die Originalzeichnungen anfassen zu dürfen, war verrückt – näher kommt man nicht ran. 

Flix sichtet Asterix-Zeichnungen im Pariser Studio von Albert Uderzo. Foto: Privat, alle Rechte vorbehalten © Les Éditions Albert René

tipBerlin Wie ist es dazu gekommen, dass du Kurator der Ausstellung „UDERZO – Von Asterix bis Zaubertrank“ wurdest?

Flix Es gab die Idee zu dieser Ausstellung, und dann fragte man sich im Museum: Ist eine Asterix-Ausstellung wirklich interessant? Das Museum für Kommunikation beschäftigt sich mit Kommunikation im weitesten Sinne, dort arbeiten aber keine ausgewiesenen Comic-Experten. Dietrich Wolf Fenner, der dort die Öffentlichkeitsabteilung leitet, fragte mich: Sag mal, wenn wir hier eine Asterix-Ausstellung machen, ist das eine gute Sache? Kommt da jemand? 

tipBerlin Und deine Antwort?

Flix Meine Einschätzung war: Wenn bei Asterix niemand kommt, dann brauchen wir überhaupt keine Comic-Ausstellungen mehr zu machen. Er freute sich, und nahm er mich mit in die Runde, und so rutschte ich in diese Rolle hinein. Also musste der Kontakt zu Sylvie Uderzo, der Tochter, die auch Uderzos Nachlassverwalterin ist, und ihrem Mann Bernard de Choisy hergestellt werden. Ich war der Mittelsmann, weil ich mich mit Comics auskannte, und am Ende war ich derjenige, der die Exponate zusammengestellt hat – eben mit dem Wissen aus der eigenen Praxis. 

tipBerlin Du bist also nach Paris in Uderzos Studio gefahren, hast seine Tochter getroffen und dir überlegt, wie man das hier in Berlin umsetzen könnte?

Flix So in etwa, wobei ich mir ein Konzept schon vorab überlegt habe. Schnell wurde klar, dass es in der Ausstellung nicht nur um Asterix geht, sondern um Uderzo. Eigentlich eine relativ banale Erkenntnis, denn es geht ja um den Künstler und nicht darum, nur das Endprodukt zu zeigen. Also dieses sehr ausgereifte, runde Werk, das er mit „Asterix“ abgeliefert hat, sondern auch die Schritte dahin. In den Werken davor steckt überall etwas, das später in „Asterix“ auftaucht. 

Flix: Egal, wo man hinguckt, man sieht immer etwas, das am Ende im gallischen Dorf gelandet ist

tipBerlin Es gab schon „Asterix“ vor „Asterix“?

Flix Nicht ganz, aber wir zeigen auch Schulhefte von ihm, in die er als Achtjähriger gekritzelt hat. Da gibt es zum Beispiel eine Doppelseite voller Fische, und die sind unfassbar gut gezeichnet. Man kann den Bezug zu den Fischen sehen, die später bei den Prügeleien im gallischen Dorf um die Ohren gehauen werden. Es gibt auch frühe Comics, die er gemacht hat, da war er keine 20, in denen es um zwei Wikinger geht, die im Grunde schon aussehen wie Asterix und Obelix. Egal, wo man hinguckt, man sieht immer etwas, das am Ende im gallischen Dorf gelandet ist. 

tipBerlin So dürfte die Ausstellung auch hartgesottenen „Asterix“-Fans noch etwas Neues erzählen können.

Flix Das ist die Idee. Es geht eben darum, wer hinter „Asterix“ steckt, wie er es gemacht hat und wie er überhaupt darauf gekommen ist. Das wird tatsächlich gut sichtbar. Die Idee kam ja nicht in einem Augenblick – Asterix entstand in einem Prozess, und diesen Prozess machen wir sichtbar, mit phänomenalen Exponaten. Das ist die größte Ausstellung zu Uderzo, die jemals außerhalb von Frankreich gezeigt wurde. Dieses Material war hier noch nie zu sehen. 

Asterix-Zeichnung von Albert Uderzo aus dem Jahr 1961, zu sehen in der Ausstellung „Uderzo – Von Asterix bis Zaubertrank“. Foto: Privat, alle Rechte vorbehalten © Les Éditions Albert René

tipBerlin Wahrscheinlich ist jede Zeichnung Millionen wert. Das müssen wahnsinnig wertvolle Exponate sein.

Flix Es gibt eine stolze Versicherungssumme. Wir durften aus dem Uderzo-Archiv frei auswählen, aber es ist nicht alles da. Von dem Band „Asterix und die Goten“ konnten wir keine Originalseite zeigen, weil sie gestohlen wurden. Aber es gab natürlich sehr viel mehr Material, als wir überhaupt hätten zeigen können. 

tipBerlin Hast du ein Lieblingsexponat in der Ausstellung?

Flix Eigentlich sogar zwei. Es gibt ein kleines Ölgemälde, das Uderzo als Zwölfjähriger gemacht hat. Darauf hat er Schneewittchen porträtiert, und das zeigt zum einen seine große Liebe zu Walt Disney, aber die Farben sind falsch. Denn er hatte eine Rot-Grün-Sehschwäche und hat eben so gemalt, wie er das gesehen hat – mit Rot und Grün vertauscht. Später hat er dann angefangen, die Farbtöpfchen zu nummerieren, damit er wusste, welche Zahl welche Farbe ist. Aber da noch nicht. Das ist so charmant, so ehrlich und nah an seiner Sichtweise auf die Dinge. Außerdem zeigen wir die Original-Schreibmaschine von René Goscinny, seinem Weggefährten und kongenialen Partner. Es ist genau die Maschine, mit der Goscinny die Asterix-Manuskripte schrieb, und dazu zeigen wir auch die Originalseite des ersten Asterix-Skripts. 

tipBerlin Letzte Frage. Du hast ja schon Spirou und das Marsupilami nach Berlin geholt. Holst du jetzt Asterix nach … Berlin geht ja nicht, denn zu Zeiten von Asterix gab es noch kein Berlin. Aber zumindest in die Region?

Flix Nein, „Asterix“ wird in dieser Form nicht weitergeführt. Man setzt die reguläre Serie mit anderen Zeichnern fort, aber Hommage-Bände sind nicht vorgesehen. So lange das so bleibt, wird es auch keinen Flix-Asterix-Band geben. Aber reizvoll wäre das schon. Man könnte eine Deutschland-Rundreise machen oder „Asterix – Ein Wintermärchen“. Da ginge einiges. 

  • Uderzo – Von Asterix bis Zaubertrank Museum für Kommunikation, Leipziger Str. 16, Mitte, 6.2.–15.6., Di–Fr 9–17 Uhr, Sa+So 10–18 Uhr, Tickets 8/4 Euro, Website

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