Ausstellungen

Fotografie in den 1920ern: Fred Koch und seine tanzenden Pflanzen

Während in Berlin berühmte Fotografinnen wie Lotte Jacobi die Prominenz ablichtete, holte sich Fred Koch (1904-1947) in Darmstadt die Stars der Botanik ins Studio: Orchideen, Kakteen oder auch die heimische Mohnblume. Die Alfred Ehrhardt Stiftung zeigt in ihrer Ausstellung seine Naturfotografien der 1920/30er Jahre.

Sarothamnus scoparius. Leguminosae / Besenginster Foto: Fred Koch / Courtesy Sammlung Rainer Stamm

Fred-Koch-Ausstellung: Ein Meister der Lichtführung

Als Meister der Lichtführung setzt Koch die Pflanzen derart in Szene, dass die Kunstwerke der Natur voll gewürdigt werden. Seine Liebe für geschwungene Linien verleihen den stillen Schönheiten Leben und Bewegung, so dass sie zu tanzen scheinen. Eine Persönlichkeit schimmert durch. Dies war ganz im Sinne von Kochs Auftraggeber Ernst Fuhrmann. Er leitete den Folkwang-Verlag, wo er eigene Schriften publizierte. Koch lieferte die gewünschten Bilder dazu, wie zu „Die Pflanze als Lebewesen. Eine Biographie in 200 Aufnahmen.“

Andere Motive, wie die Knolle der Mohnblume und die Pusteblume, fallen durch ihre grafischen Elemente auf. Die sind charakteristisch für das Neue Sehen, dem Fotostil der 1920er Jahre. Wenn es um stilisierte Aufnahmen von Pflanzen geht, kommt Kunstbeflissenen zunächst Karl Blossfeldt (1865-1932) ins Bewusstsein.

Ampelopsis tricuspidata, Zaunrebe. Fred Koch macht die Lebendigkeit der Pflanzen deutlich.
Foto: bpk-Bildagentur/Fred Koch

Koch dokumentierte die Natur primär zu Studienzwecken, weswegen seine Bilder nüchterner ausfallen. Fred Koch begann um 1922 zu fotografieren. Da Blossfeldt aber seine Werke erst 1926 publizierte, ist zu vermuten, dass Koch nicht von ihm beeinflusst war. Sein Name geriet jedoch in Vergessenheit, weil er bei diesen Veröffentlichungen nicht genannt wurde. Das änderte sich, als er in den 1930er Jahren als Pressefotograf und später Kriegsberichterstatter tätig wurde. Den Rückweg aus der Kriegsgefangenschaft aus Rumänien überlebte er 1947 nicht.

Die mit viel Hingabe geschaffenen Pflanzenportraits werden sind seit 1935 erstmalig wieder in Berlin zu sehen. Mit seinen ungewöhnlichen Perspektiven schärfen seine Bilder auch den eigenen Blick für die Natur.

  • Alfred Ehrhardt Stiftung Auguststr. 75, Mitte, Di–So 11–18 Uhr, Eintritt frei, bis 24.4.2022  

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