Kunst

Gallery Weekend Berlin 2025: Unsere Highlights

Das Gallery Weekend Berlin fährt 2025 groß auf: Auf der Liste stehen 52 teilnehmende Galerien an 59 Standorten und mit 80 Künstler:innen. Ausstellungen, Performances, Artits-Talks – bei diesem wunderbaren Überangebot vom 2. bis 4. Mai ist FOMO angesagt, aber immerhin laufen die Ausstellungen über das Wochenende hinaus. Am Freitagabend laden die Galerien mit verlängerten Öffnungszeiten zum fröhlich-trubeligen Opening-Hopping, während am Samstag und Sonntag ausgiebiges Flanieren und Betrachten ansteht. Wir stellen die Highlights vor.

Sofern nicht anders angegeben, gelten für das Gallery Weekend 2025 folgende Öffnungszeiten: Freitag von 18 bis 21 Uhr sowie Samstag 19 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.


Olafur Elíasson bei Galerie Neugerriemschneider

Olafur Eliasson, The lure of looking through a polarised window of opportunities, or seeing a surprise before it’s reduced, split, and then further reduced,installation view: neugerriemschneider, Berlin, 2025. Photo: Jens Ziehe. Courtesy of the artist and neugerriemschneider, Berlin © 2025 Olafur Eliasson

Seit in der Tate Modern mit dem „Weather Project“ vor über 20 Jahren eine große Sonne und mit ihr der Stern des Ólafur Elíasson in den Kunsthimmel aufstieg, hat sich der isländisch-dänische Künstler in seinem Atelier am Berliner Pfefferberg weiter mit der Frage beschäftigt, wie wir die Welt sehen. Und was wir von ihr überhaupt zu sehen bekommen. In der neuen Ausstellung „The lure of looking through a polarised window of opportunities, or seeing a surprise before it’s reduced, split, and then further reduced“ bei Neugerriemschneider am Pfefferberg hat er in fünf Arbeiten mit Hilfe präziser optischer Brechungen und beherzten physikalischen Experimentierens mit Farbverläufen zwar auch keine endgültige Antwort gefunden. Doch allein die Suche danach, die in jedem hohen Raum des ehemaligen Pumpenhauses und je nach Blickwinkel überraschend anders verlaufen kann, hebt diese Arbeiten intellektuell weit über andere Großarbeiten in diesem Bereich hinaus.

  • Galerie Neugerriemschneider Christinenstr. 18–19, Mitte, Di–Sa 11–18 Uhr, 3.5.–9.8.

Šelja Kamerić bei Galerie Tanja Wagner

Körper und Politik: Šejla Kamerić, aus „Thorn (bitch)“, 2021 – 2025

Rot wie Blut und weiß wie Schnee waren Šelja Kameriçs Beiträge 2024 zu einer Schau bei Tanja Wagner, mit denen sie Fast Fashion, Arbeitsbedingungen und Umweltschäden versinnbildlichte. Kameriç pendelt zwischen Sarajevo und Berlin. In Deutschland machte sie der Kurator René Block Anfang der Nuller Jahre bekannt, mit einer Arbeit, die als Plakat berühmt geworden ist: dem fotografischen Selbstporträt „Bosnian Girl“, beschriftet mit einem Zitat, der sexistischen Wandkritzelei eines UN-Soldaten. Nun thematisiert sie bei Wagner erneut Verbindungen von weiblichem Körper und Politik: in Fotodrucken, Skulpturen und Häkelei, die Assoziationen zur Farbe Rot auslösen. Zeitgleich stellt Kameriç im Fotografiska aus: Ihre Ausstellung „Ex You“ handelt vom persönlichen Verhältnis zu einem Staat, den es nicht mehr gibt.

  • Galerie Tanja Wagner Pohlstr. 64, Tiergarten, Di–Sa 11–18 Uhr, 3.5.–12.7.
  • Fotografiska Berlin Oranienburger Str. 54, Mitte, Mo–So 10–23 Uhr, Mo–Mi 14 €, Do+Fr 15 €, Sa+So 16/8 €, 25.4.–17.8.

Thomas Struth bei Galerie Max Hetzler

Thomas Struth, „Semi Submersible Rig, DSME Shipyard, Geoje Island 2007“, © Thomas Struth, courtesy the artist and Galerie Max Hetzler Berlin | Paris | London | Marfa

Er kommt von der Malerei im Rheinland, studierte dann aber Fotografie. Heute lebt Thomas Struth in Berlin und zählt zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten Düsseldorfer Schule. Aufsehen erregten seine sachlichen Familienporträts, die Milieus und Gruppendynamiken offenbaren. Seine Straßenaufnahmen sind präzise Analysen davon, welchen Raum wir uns geben. In jüngerer Zeit rückten seine Fotografien von Technikanlagen in den Vordergrund – und von deren Antipoden: Panoramen von Wäldern. Die Flucht in die Natur während der Pandemie hat diesen Fokus geschärft. Die Galerie Max Hetzler vertritt Thomas Struth seit Ende der 1980er-Jahre, damals noch in Köln. Nachdem sie seine Bilder mehrfach in ihren Charlottenburger Räumen gezeigt hat, hängen sie nun in Hetzlers Halle an der Potsdamer Straße, darunter Ansichten von Wäldern auf Hawaii.

  • Galerie Max Hetzler Potsdamer Str. 77–87, Tiergarten, Di–Sa 11–18 Uhr, 26.4.–21.6.

Cyprien Gaillard bei Sprüth Magers

Cyprien Gaillard, „Retinal Rivalry“, 2024 (film still). Foto: © Cyprien Gaillard. Courtesy the artist, Sprüth Magers and Gladstone Gallery

Der Franzose mit Zweitwohnsitz Berlin stapelte einst Bierkartons im KW Institute (Kunst-Werke) und ließ diese tagelang performativ vom Publikum austrinken. Damit hat er sich für immer ins Herz der Berliner Kunstszene gegossen. In Cyprien Gaillards neueren Arbeiten dominieren oft Filmbilder und Klang. Fragmente von Straßenszenen und Plätzen (Berliner Mauerpark), Festumzügen (Theresienwiese) und Naturlandschaften (Sachsen) werden in einer für das menschliche Auge verwirrenden Schnitttechnik aus ihrem realen Bezug gelöst, mit psychedelischen Klänge unterlegt – und zu einem neuen, bei jedem betrachtenden Menschen ganz eigenen Film zusammengesetzt. „Retinal Rivalry“, so der Titel, bezeichnet dabei das Phänomen, dass unterschiedliche Reize unterschiedlich auf das einzelne Auge treffen – und somit aus Vertrautem Neues werden lassen.

  • Galerie Sprüth Magers Oranienburger Str. 18, Mitte, Di–Sa 11–18 Uhr, 3.5.–26.7.

Monica Bonvicini

Monica Bonvicini, „Hard Nosed“, 2025, Courtesy the artist and Capitain Petzel, Berlin © Monica Bonvicini and VG-Bildkunst, Bonn Ph: Jens Ziehe

Ihr Kunsttudium schloss die gebürtige Venezianierin 1993 in Berlin ab. Vier Jahre später sorgte ihr Video „Hausfrau Swinging“ für Aufmerksamkeit: mit einer nackten Frau, den Kopf in einem Papphaus, das sie gegen Wände knallt – ein selbstschädigender Versuch, sich gegen eine von Männern gestaltete Umwelt aufzulehnen. Eine Weltkarriere und zwei Professuren später ließ Monica Bonvicini dieses Video in der Neuen Nationalgalerie laufen, in ihrer Werkschau 2022/23. Baugerüste, Schaukeln, fotobedruckte Teppiche und Leuchtobjekte verwandelten das von Ludwig Mies van der Rohe gebaute Museum in einen abgründigen Indoor-Spielplatz, der dem Haus seine Strenge nahm. Auch ihr neues Video, das die Galerie Capitain Petzel neben weiteren Arbeiten zeigt, schließt an die Anfänge an. „It Is Night Outside“ handelt von Frauen, die des Nachts in einem Zimmer Orientierung suchen. Statt mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, verschieben sie Möbel.

  • Galerie Capitain Petzel Karl-Marx-Allee 45, Mitte, Di–Sa 11–18 Uhr, 1.5.–7.6.

Charlottenburg

  • Galerie Buchholz: Anne Imhof Fasanenstr. 30, bis 21.6.
  • Société: Marianna Simnett 28.6.
  • Galerie Friese: Dieter Krieg Meierottostr. 1, bis 28.6.

Kreuzberg

  • Ebensperger: Bonnie Camplin & The Beatrice Brown/ Ludwig Schönherr Fichtebunker Fichtestr. 6, bis 28.6.
  • Buchmann Galerie: Tony Cragg Charlottenstr. 13, bis 21.6.
  • Trauthwein Herleth: Puppies Puppies (Jade Guanaro Kuriki-Olivo) Kohlfurter Str. 41/43, bis 7.6.

Mitte

  • Dittrich & Schlechtriem: Zuzanna Czebatul Linienstr. 23, bis 21.6.
  • Esther Schipper: Merikokeb Berhanu/ Sun Yitian Potsdamer Str. 81E, bis 31.5.
  • nº 02Elisabeth Schrader, vager Raum Rosa-Luxemburg-Str. 37, bis 9.5.
  • Galeria Plan B: Serban Savu Strausberger Platz 1, bis 31.5.

Schöneberg und Tiergarten

  • KOW: Hudinilson Jr. Kurfürstenstr. 145 — Eingang Frobenstraße, bis 26.7.
  • Pace | Galerie Judin Die Tankstelle: Reverse Alchemy: Dubuffet, Basquiat, Nava Bülowstr. 18, bis 14.6.
  • Esther Schipper: Sun Yitian; Merikokeb Berhanu, Potsdamer Str. 81E, bis 31.5.

Sellerie Weekend

Kunst jenseits des White Cube gibt es beim Sellerie Weekend zu entdecken. Foto: Isabel Zappe

Aus Spaß wurde Ernst: Als unkommerzieller und cooler Counterpart zum Gallery Weekend bot das Sellerie Weekend erstmals 2023 mit einem tollen Programm den vielfältigen Berliner freien Kunsträumen eine Bühne. Nun geht das Festival in die dritte Runde und ohne können wir uns das GW gar nicht mehr vorstellen. Dieses Jahr bieten rund 100 Off-Spaces wie Spoiler, die das Sellerie Weekend initiiert haben, A Trans und Crystal Ball ein vielfältiges Programm aus Ausstellungen, Performances und partizipativen Aktionen. Besucher:innen können unter anderem in einem künstlerisch verfremdeten Hotelzimmer übernachten, textile Skulpturen am U-Bahnhof Zoologischer Garten entdecken oder bei Diskussionen über Disco mittanzen. Das Festival macht die kreative Kraft der freien Szene sichtbar – mitten in einer Zeit, in der finanzielle Einschnitte die Zukunft der Projekträume bedrohen.

  • Diverse Orte, 2.–4.5. Alle Orte und Programm hier

Paper Positions

In der ikonischen Flughalle ist während des Gallery Weekend zeitgenössische und international Papierkunst zu bestaunen. Foto: Tempelhof Projekt GmbH / Claudius Pflug

Antizyklisch agiert das Team der Paper Positions, wieder einmal. Die US-amerikanische Zollpolitik, die Folgen von Krieg, Pandemie und Brexit bereiten auf dem Kunstmarkt Sorgen, doch die Kunstmesse expandiert. Sie steigert die Zahl der Aussteller:innen auf 65, vor sechs Jahren waren es noch 48.  Auf der Messe, die frühjahrs parallel zum Gallery Weekend stattfindet, bieten Galerist:innen Arbeiten auf und mit Papier an. Wie zuvor beteiligen sich vor allem Galerist:innen aus Mitteleuropa. Aus Berlin sind neben für Papierarbeiten bekannten Galerien wie die von Inga Kondeyne oder Horst Dietrich auch weniger bekannte dabei wie Wannsee Contemporary. Hinzu kommen Ausstellende aus Osteuropa, Iran und Südafrika. Zudem soll eine Sonderfläche für Keramikarbeiten reserviert sein.

  • Flughafen Tempelhof Haupthalle Platz der Luftbrücke 5, Tempelhof, 2.5.: 13–18 Uhr, 3.5.: 11–20 Uhr, 4.5.: 11–18 Uhr, 20/ 10 €, Eröffnung: 1.5., 18 Uhr, 20 €

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