Ein weiß gekachelter Raum. An die Wand projiziert die Aufnahmen eines Widders, nervös hin und her laufend. Zitternde Nüstern. Eingeblendete Messer, Hand, Blut. Hier funktioniert die Inszenierung, die Atmosphäre brodelt durch die Angst des Opfers. Die an der gegenüberliegenden Wand stehende Vitrine mit Damien Hirsts „Black Sheep with Golden Horns“ – überflüssiges Dekor. Die Multimediakünstlerin Boddeke und der Filmemacher Greenaway trauen ihrem Publikum offenbar keine ausgeprägte sinnliche Auffassungsgabe zu, denn in ihren 15 Rauminstallationen werden Auge und Ohr mit plakativen Bildern wie weißen Schwanenfedern (Gott), rotmähnigem Satan, schwarzen Kieselsteinen (Steinigung des Teufels) und tropfendem Wasser (Tränen der Mütter) überfrachtet. Mittels Video-Mapping mit eingeblendeten lodernden Flammen – Spotlights auf das Gesicht des Opfers, dann auf den willigen Schlächter – bekommen die Betrachter des berühmten Caravaggio-Gemäldes zur Opferungsszene Sehhilfe. Als hätte es dieses ergreifende Bild nötig. Erst fühlen, dann denken sollen die Besucher der Ausstellung über eine der brachialsten Geschichten des Alten Testaments: der gottbefohlenen Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham. Eine vom Judentum, den Christen und im Islam verbreitete Episode über Glauben und Gehorsam, noch heute viel diskutiert und unterschiedlich ausgelegt. Die Inszenierung im Jüdischen Museum besteht aus perfekt gemachten Filmen mit einer eindrucksvollen Tanzgruppe („Club Guy & Roni“) und professionell gestalteten Räumen, aber das Ergebnis wirkt dekorativ, ohne Tiefenwirkung.
Text: Constanze Suhr
Foto: Graywall and Xooang Choi
Jüdisches Museum Lindenstraße 9-14, Kreuzberg, ?Di–So 10–20 Uhr, Mo 10–22 Uhr, bis 13.9.