Kunst am Stadtrand

Wieder Kunst bei Haubrok in Lichtenberg: Der Streit ist beigelegt

Der Konflikt um Kunst, die Sammlung Haubrok und die Gewerbegebiet-Richtlinien in Lichtenberg ist beigelegt! Heute haben Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke), Kevin Hönicke (SPD) – als Bezirksstadtrat unter anderem zuständig für Stadtentwicklung – und Axel Haubrok einen „Letter of Intent“ unterzeichnet. Auf dem Gelände der Fahrbereitschaft wird es wieder Ausstellungen und Kulturveranstaltungen geben.

Kevin Hönicke (li), Axel Haubrok (mi) und Michael Grunst (re) bei der Unterzeichnung des Letter of Intent. Foto: Bezirksamt Lichtenberg
Kevin Hönicke (li), Axel Haubrok (mi) und Michael Grunst (re) bei der Unterzeichnung des Letter of Intent. Foto: Bezirksamt Lichtenberg

Damit ist eine Entscheidung rückgängig gemacht worden, die eigentlich nur diejenige gut fand, die sie getroffen hatte: die damalige Bezirksstadträtin Birgit Monteiro (SPD). Im April 2019 verbot sie, dass der Kunstsammler Axel Haubrok auf dem von ihm in Lichtenberg erworbenen und entwickelten Gelände der ehemaligen Fahrbereitschaft der DDR weiterhin Ausstellungen mit Kunst aus seiner eigenen Sammlung oder von befreundeten Künstlern zeigt. Das passe baurechtlich nicht zu einem Gewerbegebiet, so Monteiro.

Haubrok stellt wieder in der Fahrbereitschaft in Lichtenberg aus

Nachdem es jahrelang gepasst hatte. Denn das Kunstsammlerpaar Barbara und Axel Haubrok hatte das Areal bereits 2013 erworben und dort immer wieder, beispielsweise zum Gallery Weekend und zur Berlin Art Week, Ausstellungen samt Eröffnungspartys gemacht. Der Fokus der Sammlung Haubrok liegt auf Konzeptkunst der Siebziger Jahre. Den Haubroks geht es um Inhalte. Entsprechend waren die Ausstellungseröffnungen bei Bier und Currywurst nie protzig. Außerdem hatten sie auf dem Areal eine freundliche Community aus Künsterateliers, Autolackiererei, Reifenhändler, Schreiner, Boots- und Rahmenbauer zusammengewürfelt.

Besucher*innen entdecken 2013 in der Fahrbereitschaft von Haubrok ausgestellte Kunst. Foto: Imago/Prange
Besucher*innen entdecken 2013 in der Fahrbereitschaft von Haubrok ausgestellte Kunst. Foto: Imago/Prange

Das Gelände der Fahrbereitschaft ist groß, mit mehreren Gebäuden bebaut und historisch. Zu DDR-Zeiten war hier offiziell der Fuhrpark des Ministerrates untergebracht, wovon noch die Bauten zeugen. Doch nutzte auch die Stasi das unweit ihrer Zentrale gelegene Gelände für Verhöre und nachrichtendienstliche Operationen.

Woher kommt jetzt dieser Sinneswandel? Es ist, schlicht, eine Personalie. Birgit Monteiro war Ende 2019 von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Deshalb passen jetzt Kunst und Gewerbe wieder zusammen. Der „Letter of Intent“ legt fest, dass auf dem Gelände die Mischung aus Kultur und Gewerbe beibehalten wird und zeitlich begrenzte Ausstellung unter Beteiligung der Haubrok Foundation oder der auf dem Areal tätigen Künster*innen auf dem Gelände der Fahrbereitschaft durchgeführt werden können.

„Ich bin froh, dass der Spuk nun endlich vorbei ist“, sagt Axel Haubrok dazu. Wir auch!


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