Kunst

Eröffnungsfestival im Humboldt Forum: 24 Stunden im neuen Ostflügel

Vom 17. bis 18. September findet ein 24-stündiges Eröffnungsfestival für den neuen Ostflügel des Humboldt Forums statt. Mit Kinderprogramm, Workshops, Diskussionen, Konzerten, Performances und Clubnacht feiert die Kulturstätte im Berliner Schloss die Fertigstellung der letzten großen Abteilung. Somit sind ab dem Eröffnungsfestival alle Ausstellungsflächen geöffnet. Ob das Team aus Kritik und Restitutionsforderungen gelernt hat, wird sich in den neuen Präsentationen zeigen.

Ein Saal für südpazifische Häuser: Yams-Vorratshaus der Abelam (vorn), dahinter ein Kulthaus der Abelam, Papua-Neuguinea. Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss/Giuliani von Giese

Eröffnungfestival im Humboldt Forum: Die Ausstellungen sind komplett

Ganze 24 Stunden lang sollen die Türen offen stehen, wenn das Humboldt Forum am 17. September ab 12 Uhr zwei weitere Etagen seines Ostflügels dem Publikum übergibt – mit den dann kompletten Ausstellungen zu Afrika, Ozeanien, Asien und den Amerikas. Markierte Rundgänge zu ausgewählten Themen sollen durch zweimal 8.000 Quadratmeter mit 20.000 Exponaten führen.

Jetzt auch auf dieser Seite komplett: die Ostseite des Humboldt Forums an der Spree. Foto: Kulturprojekte Berlin&Stadtmuseum Berlin/Oana Popa-Costea

Neben den Dauerschauen des Ethnologischen Museums und Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin auf rund zwei Dritteln der Fläche sind Wechselausstellungen zu sehen, etwa zu Tansania, zu First Nations in den USA und den Naga in Südasien.

Aus Protest wird Party

Die ersten beiden Teileröffnungen des Humboldt Forums im Sommer und Herbst 2021 wurden von Protesten und Kritik begleitet – sowie von Rückgabeforderungen unter anderem aus Nigeria und Kamerun. Unsere Redakteurin setzte sich zu gegebenem Anlass mit dem „Raubkunst-Palast“ auseinander und forderte eine intensive Beschäftigung mit der Kolonialvergangenheit.

Die Eröffnung des Humboldt Forums war von Protesten begleitet. Das Museum bediene imperialistische Denkweisen. Foto: Imago/Matthias Reichelt

Inzwischen ist die Restitution der Benin-Bronzen an Nigeria eingeleitet, die der Figur Ngonnso aus dem heutigen Kamerun ist beschlossene Sache. Die neue Kulturpolitik könnte sich in den Eröffnungsstunden spiegeln. Alle Infos zum neuen Kulturzentrum Humboldt Forum findet ihr hier.

Eröffnungsfestival im Humboldt Forum: Kinderprogramm, Workshops und Drop-Ins

Ein breitgefächertes Kinderprogramm und Workshop-Angebot soll Einblicke in Traditionen und ausgestellte Gegenstände ermöglichen. In „Transformers“ lernen die Teilnehmer:innen die Relevanz der Masken der First Nation Kwakwaka`wakw aus Kanada kennen und probieren sich sogar selbst beim Basteln aus. In Drop-Ins stricken, meditieren, gestalten und plaudern Besucher:innen des Eröffnungsfestivals im Humboldt Forum.

Berliner Kunstkollektiv Slavs and Tatars kuratiert Clubnacht

Im Schlüterhof können Besucher:innen des Eröffnungsfestivals tanzen, essen, Sterne bewundern. Foto: Imago/Michael Kneffel

In der vom Berliner Kunstkollektiv Slavs and Tatars kuratierten „Sauer Power Klubnacht“ im Schlüterhof gibt es von Samstag 17 Uhr bis Sonntag 12 Uhr unter anderem Kazakh-Disco, traditionelle persische Tombak, Tatar-Pop, ukrainischen Techno und zeitgenössische Musik zu hören.

Konzerte von Acts wie Alien Body, die aus Kiew stammen und mit ihrem wütenden Trance-Punk globale Probleme der Menschheit vertonen, oder Kokonja, die als Ikone und Mitbegründerin kasachischer U-Partys Hip-Hop und Elektronik zusammenführt, erzeugen hochinteressante Klangwelten mit politischen Intentionen.

Diskussionen mit internationalen Expert:innen und Betroffenen im Humboldt Forum

Neben Party, Kinderprogramm und Workshops sollen weltweit angereiste Expert:innen mit Besuchenden über ausgestellte Objekte und deren Hintergründe sprechen.

So treffen Besucher:innen auf internationale Partner:innen des Humboldt Forums. Vertreter:innen diverser Museen, indigener Organisationen, Wissenschaftler:innen und Künstlerinnen aus Benin (Nigeria), Bolivien, Brasilien, Indonesien, Japan, Kamerun, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Nagaland (Indien), Namibia, Tansania, den USA und Berlin diskutieren über die Sammlungen und den kulturellen Wert der Ausstellungsstücke. In den Gesprächen geht es auch um Kolonialvergangenheit, Raubkunst und Restitutionen.

Die geraubten Benin-Bronzen werden nach Nigeria zurückgeführt. Ein Anfang. Foto: Imago/epd-bild/Rolf Zoellner

Kolonialvergangenheit: Restitutionen notwendig

Spannend wird sicherlich das Gespräch mit Abba Isa Tijani. Mit dem Generaldirektor der National Commission for Museums and Monuments in Nigeria hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Rückgabe der Benin-Bronzen vereinbart. Ein wichtiger Schritt. Es bleibt abzuwarten, ob weitere zu Unrecht nach Deutschland gelangte Objekte in nächster Zeit an ihre Herkunftsorte zurückgebracht werden.

  • Humboldt Forum Schloßplatz 1, Mitte, Mo, Mi, Do, So 10–20, Fr/Sa  10–22 Uhr, Eintritt abhängig von der jeweiligen Ausstellung, Dauerausstellungen bis auf Weiteres + Eröffnung Eintritt frei: 17.9., 12 Uhr bis 18.9., 12 Uhr, weitere Infos hier

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