In der jüngeren Erinnerung ist Jörg Immendorff vor allem ein schlecht gelaunte Künstlerfürst und Vertreter der neuen deutschen Historienmalerei im Riesenformat. Doch die aktuelle Ausstellung "LIDL Arbeiten und Aktionen aus den 60er Jahren" zeigt, dass in ein einziges Künstlerleben mehr als eine einzige Haltung und Kunstrichtung passen. Immendorff, 1945 geboren und 1964 an der Düsseldorfer Kunstakademie in die Klasse von Joseph Beuys aufgenommen, schließt sich schnell Beuys’ Überzeugung an, Kunst müsse eine allgegenwärtige Rolle in der Gesellschaft einnehmen. Mit seinen so provokativen wie spielerischen LIDL Arbeiten im Zeichen von DADA (das Wort LIDL leitet er vom Geräusch einer Babyrassel ab) schließt Immendorff sich der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg an. Dazu gehören die LIDL Akademie und die LIDL Stadt. LIDL Sport – auf dem 1969 entstandenen Foto oben ist Immendorff der vierte von links – war Ausdruck seiner "Kampfjahre gegen die Zirkus-Olympiade" in München 1972.
Text: Stefanie Dörre
Foto: JÖRG IMMENDORFF / COURTESY VW (VENEKLASEN/WERNER), BERLIN
Veneklasen/Werner Rudi-Dutschke-Str. 26, Kreuzberg, ?Di–Sa 11–18 Uhr, bis 23.4.