Online-Ausstellungen

Kunst im Internet: Museen und Galerien trotzen Corona

Wegen Corona sind Ausstellungen nicht mehr zu betreten, Vernissagen sind abgesagt. Immer mehr Berliner Museen, Institutionen und Galerien versuchen, Kunst digital erfahrbar zu machen. Nun sind virtuelle Ausstellungsbesuche die einzige Möglichkeit, Kunst zu sehen. Und das kann weitaus spannender sein, als man gedacht hat. Das Programm reicht von Blog-Postkarten über Bildergalerien bis zu Kurator*innenführungen.

Kunst im Internet von den Staatlichen Museen zu Berlin

#ClosedButOpen: Unter diesem Titel präsentieren die Staatlichen Museen zu Berlin ihr gemeinsames Osterangebot für 19 Standorte – gesammelt findet man das auf ihrer Webseite

Kunst im Internet: Die Staatlichen Museen zu Berlin bieten ihren Katalog "Raffael in Berlin" zum Download an


Paulus und Barnabas in Lystra, Tapisserie entworfen von Raffael, gewoben in Brüssel, um 1540. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Fotosammlung

Nicht verpassen sollte man den kostenfreien Download des Katalogs „Raffael in Berlin“ zu den Werken des Malerstars in der Gemäldegalerie. Der Katalog gibt einen spannenden Einblick in die europäische Sammlungsgeschichte, und Raffaels Todestag jährte sich am 6. April zum 500. Mal.

 Zweites Highlight sind die YouTube-Reihen „Allein im Museum“ und „Lieblingsstücke“. Direktor*innen und Mitarbeiter*innen der Museen geben sehr persönliche Einblicke in die Sammlungen.


Online-Angebot vom me Collectors Room

Ausgerechnet. Der von Sammler Thomas Olbricht initiierte me Collectors Room feiert sein zehnjähriges Bestehen. Und Olbricht, der dort seine eigenen Sammlungen sowie Ausstellungen befreundeter Gastkuratoren zeigt, hat zum Jubiläum eine sehr persönliche Schau aufgebaut. Das passte perfekt. Die virtuellen Rundgänge basieren auf Google Street View. Unbedingt Zeit nehmen sollte man sich für die Videoführung durch die Wunderkammer: Thomas Olbricht und Kurator Georg Laue im Gespräch u.a. über den Narwalzahn und das Fetzentödlein (erworben aus der Kollektion von Yves Saint Laurent). Das komplette Online-Angebot gibt es hier.


KW Institute for Contemporary Art

Die Kunst-Werke haben auf die Corona-Krise mit digitalen Kuratorenführungen (Vimeo) reagiert. So kann man sich von Direktor Krist Gruijthuijsen eine halbe Stunde lang (auf Englisch) durch die Retrospektive zu Hassan Sharif führen lassen. Sharif, der aus Dubai kam und die Transformation der ganzen Region durch das Öl von der Berberkultur zum Hightech-Boom erlebte, ist – obwohl mittlerweile verstorben – einer der einflussreichsten konzeptuell arbeitenden Künstler der Arabischen Welt in der Golfregion. Eine weitere virtuelle Tour, diesmal mit Kurator Tirdad Zolghadr, führt durch die Schau  von Jasmina Metwaly & Yazan Khalili, in der u.a. KI-Gesichtserkennung Thema ist.

KW Institute for Contemporary Art / Die Kunst-Werke auf Instagram


Museum Barberini

Kunst im Internet: Das Museum Barberini hat Werke von Monet digital im Online-Rundgang
Kunst im Internet: Das Museum Barberini zeigt eine Ansicht von Bordighera von Claude Monet, 1884. Foto: Hammer Museum, Los Angeles, The Armand Hammer Collection

Dem Museum Barberini ist es gelungen, über 130 Werke von Claude Monet zu versammeln – und keiner darf sie sehen. Schock. Das in Sachen Digitales sowieso hervorragend aufgestellte Haus hat reagiert und hat auf der Website unter „Barberini digital“ virtuelle Rundgänge zusammengestellt, darunter eine Führung mit dem Kurator Daniel Zamani, der sein immenses Wissen unglaublich lebendig weitergibt, und zwei TV-Dokus von arte und rbb, die noch in den Mediatheken zu finden sind. Die Links finden sich auf der Webseite des Museum Barberini.


Julia Stoschek Collection mit täglichen Kunst-Clips

Zeitbasierte Kunst wird oft nur in Teilen rezipiert, weil viel davon Videoarbeiten sind und es in einer Ausstellung mehrere davon gibt. Der Lockdown gibt Gelegenheit, sich mit der hervorragenden Sammlung von Julia Stoschek vertraut zu machen. Auf Instagram gibt es täglich kurze Clips. Über die Website gelangt man zu Videoführungen durch Ausstellungen – von Arthur Jafa, Cyprien Gaillard, Stan Douglas, um große Namen zu nennen. Außerdem sind einige Arbeiten aus der Sammlung komplett über die Website abrufbar, z.B. von John Bock.

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🔊 Greetings to all parents, things could be worse 👻. The wonderful IT’S THE MOTHER, 2008, by Nathalie Djurberg & Hans Berg is online for you! Hit LINK IN BIO and go to COLLECTION ONLINE⁣⁣ •⁣⁣ IT’S THE MOTHER deals with the relationship between mother and child. […] The scene depicts a sparsely decorated bedroom and a woman lying naked on a bed. She is surrounded by her five adolescent children. They admire her body and frolic desirously around her large, round breasts. The mother does not seem to mind.⁣⁣ ⁣⁣ But then the mood suddenly changes. The seemingly harmless situation takes a strange turn: out of the blue, as if it were a game, one of the children attempts to crawl back into the mother’s body. Shocked at first by this impertinence, the mother seems to scold the child, but she nevertheless allows the situation to continue, despite the pain that it causes her. The mother writhes, and tears roll down her face. One by one, the second child, and then the third, the fourth, and finally the fifth all disappear back up their mother’s vagina. ⁣⁣ ⁣⁣ At first, this violent misappropriation of the mother by the children is shown humorously, but it reaches an unpleasant climax when the children’s arms and legs attempt to find their way back out of the body, piercing the mother’s skin and turning her into a figure resembling a Hindu deity. The mother thus becomes a monster that wanders through the room as if she were being remote-controlled by someone else. [Excerpt of catalogue text by Monika Kerkmann]⁣⁣ •⁣⁣ 📹 Excerpt from Nathalie Djurberg & Hans Berg, It’s the Mother, 2008, video, 6′, color, sound. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan.⁣⁣ •⁣⁣ #juliastoschekcollection #jsconline #djurbergberg #djurbergandberg #nathaliedjurberg #hansberg @hans_berg @madame_ke

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Galerie Nothelfer

Kunst, Internet, Installationen: So sieht die Galerie Nothelfer aus. Eine Bildergalerie zeigt
Im Internet zu sehen: ein Eindruck der aktuellen, leider nicht zugänglichen Ausstellung „So!“ von Thomas Hartmann. Foto: Katrin Rother / Thomas Hartmann / VG-Bild Kunst, Bonn 2020

Galerien sind sehr viel beschränkter in ihren Mitteln, digital auf die Corona-Krise zu reagieren. Als Beispiel rausgegriffen sei die Galerie Nothelfer: Sie gibt über eine Fotogalerie immerhin einen Eindruck von der geschlossenen Ausstellung mit Kunstwerken von Thomas Hartmann.


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