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Kunsthalle Berlin im Flughafen Tempelhof: Die Infos zur Bernar-Venet-Retrospektive

In der Kunsthalle im Flughafen Tempelhof werden in den nächsten zwei Jahren eine Reihe von Ausstellungen zu sehen sein. Den Anfang macht Bernar Venet mit der bisher umfangreichsten Werkschau weltweit. Im Hangar 2 und 3 vom Flughafen Tempelhof werden mehr als 150 Werke des französischen Künstlers gezeigt, die all seine Schaffensphasen abbilden. Bis 30. Mai findet die Ausstellung „Bernar Venet Retroperspektive, 60 Jahre Performance, Bilder und Skulpturen, 1961-2021“ statt. Was euch erwartet und warum die Kunsthalle Berlin umstritten ist, lest ihr hier.

Die tonnenschweren Stahlkonstruktionen begeistern weltweit. Foto: Daniel Biskup, Courtesy Stiftung für Kunst und Kultur Bonn, Bernar Venet ADAGP 2022

Bernar Venet in der Kunsthalle Tempelhof

Bernar Venet macht alles: Der 1941 geborene Franzose ist Bildhauer, Maler, Performance und Konzeptkünstler. Berühmt wurde er mit seinen gigantischen, tonnenschweren Stahlkonstruktionen. Venets Arbeiten waren an vielen Orten auf der Welt zu sehen, etwa in San Francisco, New York und in seinem Heimatland Frankreich, spätestens in den 1990er-Jahren wurde Venet zu einem geläufigen Namen in der Kunstszene. Aufsehenerregend war eine Installation im Jahr 2011: Bernard Venet rahmte mit einer riesigen Installation auf dem Place place d’Armes das Schloss Versailles und die Statue des Sonnenkönigs Louis XIV in eine Stahlkonstruktion ein.

Die Kunsthalle Tempelhof zeigt eine Retrospektive, die das Werk des Künstlers umfassend veranschaulicht: von seinen frühen Arbeiten aus den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart wird in der Überblicksausstellung auch vermittelt, wie Venets Kunstverständnis sich entwickelt hat, das vor allem von ungewohnten Perspektiven und dem Umgang mit Linien geprägt ist und längst auch eine geradezu mathematische Herangehensweise an die Arbeiten aufweist. 10.000 Quadratmeter umfasst die Ausstellungsfläche der Retrospektive.

„Tubes“ und „Cardbord Reliefs“ gehören zu den jüngeren Arbeiten, die Bernar Venet in der Kunsthalle austellt. Foto: Daniel Biskup, Courtesy Stiftung für Kunst und Kultur Bonn, Bernar Venet ADAGP 2022

Einen Teil dieser Fläche hat Bernar Venet dem Künstler Simon Danny zur Verfügung stellt. Der Neuseeländer schuf einen Raum mit NFTs und digitalen Kunstwerken, die eine Periode von Bernad Venets Kunstschaffen in der 1960er-Jahren aufgreift. Die Werke befassen sich mit dem Thema Wert und Kapital – auf hochauflösenden Bildschirmen, in Zeitungsartikeln und mit einer interaktiven Installation.

Eine von Bernar Venets Performances: das Umwerfen dieser tonnenschweren Konstruktion. Erst das Endprodukt ist dann dann vollendete Kunstwerk. Foto: Daniel Biskup, Courtesy: Stiftung für Kunst und Kultur Bonn, Bernar Venet ADAGP 2022

Kontroverse um die Kunsthalle Berlin im Flughafen Tempelhof

Das Projekt ist nicht unumstritten, wobei die Kritik sich nicht gegen die Ausstellungsinhalte richtet, sondern an die Kunsthalle Berlin und die Bonner Stiftung für Kunst und Kultur, die hinter dem Vorhaben steht. Schon die ebenfalls von der Stiftung organisierte Gruppenausstellung „Diversity United“ im Flughafengebäude hatte Kritik auf sich gezogen. Zu den Vorwürfen gehörte neben ungerechter Bezahlung der Künstler:innen auch die Schirmherrschaft von Politiker:innen, unter ihnen auch Wladimir Putin.

Nur männlich und weiß sei das Umfeld der Stiftung nach wie vor, dem Projektbeirat fehle es an Diversität – und an Einbindung in die Berliner Kunstszene, die sich schwer tut damit, dass ein so großer, so zentraler Raum für Ausstellungen von einer privaten Stiftung bespielt wird. Der Berliner Künstler und Fotograf Tobias Zielony gehört zu den ersten, die den Boykottaufruf teilten:

Auf diese Anschuldigungen reagiert Walter Smerling, der Vorsitzende der Stifung für Kunst und Kultur und Kurator der Ausstellung, beschwichtigend. Schon bei „Diversity United“ habe er sich ähnliche Vorwürfe anhören müssen. Er sagt, dass die Austellung mit Bernar Venet lediglich den Anfang einer zweijährigen Austellungsreihe bilde und noch genügend Platz für andere Künstler:innen sei. Zu Geldfragen wollte er aber keine Stellung beziehen.

Außerdem vertritt Smerling die Meinung, dass Kunst immer zu Auseinandersetzungen führen würde und das im Sinne eines offenen Diskurses wichtig sei. Boykott bedeute für ihn das Gegenteil, nämlich das Ende der Kommunikation. Er sprach bei der Ausstellungseröffnung eine Einladung zum offenen Dialog aus – um ein möglichst „spannendes Projekt“ in der Kunsthalle auf die Beine zu stellen. Ob das gelingt, wird sich zeigen.

  • Kunsthalle Berlin Columbiadamm 10, Tempelhof, Hangar 2 (Eingang) +Hangar 3, Mo 11-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr, Do-So 11-18 Uhr, Erwachsene 10 €, Ermäßigt 5 €, Familie 16 €, Kinder bis 16 Jahre frei, Ausstellung „Bernar Venet, 1961–2021“ bis 30.5.2022, Tickets hier

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